Am 13. Oktober 2023 verlegte der Künstler Gunter Demnig insgesamt elf neue Stolpersteine für die Opfer des Nationalsozialismus im Stadtgebiet Hannover an vier Orten, den letzten Wohnsitzen der Verfolgten. Seit 2007 sind damit bislang insgesamt 476 Stolpersteine in Hannover verlegt worden. Nähere Informationen zu den Stolpersteinen in Hannover unter: www.stolpersteine-hannover.de
Drei Stolpersteine erinnern beispielsweise vor dem Haus In der Steinriede 4 an den jüdischen Rechtsanwalt Dr. Max Schleisner und seine Familie. Seit 1913 betrieb er eine Anwaltskanzlei in Hannover und engagierte sich im Vorstand der Synagogengemeinde Hannover. Max und seine Ehefrau Gerda geb. Weinstein hatten drei Kinder: Eva Henriette (1921), Karla Miriam (1924) und Justus (Joseph) Wolfgang (1926). Die Familie Schleisner wohnte seit 1936 im Haus In der Steinriede 4. Im November 1938 verlor Dr. Max Schleisner aufgrund seiner jüdischen Herkunft seine Anwaltszulassung. Zwei seiner Kinder konnte das Ehepaar 1939/1941 über jüdische Kindertransport nach Schottland und in die USA in Sicherheit bringen. Max, Gerda und Eva Schleisner mussten am 20. Januar 1942 erst in das „Judenhaus“ in der Ohestraße 9 ziehen, wenige Monate später dann in das „Judenhaus“ in der Wunstorfer Straße 16 A und gleich darauf in die Gartenbauschule Ahlem. Am 16. März 1943 wurden sie von Hannover in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Max Schleisner starb in Theresienstadt am 18. Juli 1943 an den Folgen der Entbehrungen im Ghetto. Gerda und Eva Schleisner wurden am 19. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Stolpersteine
Biografien zu den Stolpersteinverlegungen 2023
Zu jedem Stolperstein berichtet ein Infoblatt über die Biografie und das Schicksal der Verfolgten.
Stadtbezirk Vahrenwald-List In der Steinriede 4, 30161 Hannover 3 Stolpersteine für Familie Schleisner (Opfergruppe Juden/Jüdinnen)
Stadtbezirk Buchholz-Kleefeld Berckhusenstraße 27, 30625 Hannover 4 Stolpersteine für Familie Israel / Katz (Opfergruppe Juden/Jüdinnen)
Stadtbezirk Buchholz-Kleefeld Wallmodenstraße 14, 30625 Hannover 2 Stolpersteine für Familie Cohn (Opfergruppe Juden/Jüdinnen)
Stadtbezirk Ahlem-Badenstedt-Davenstedt Davenstedter Straße 156, 30455 Hannover 2 Stolpersteine für Familie Birkenruth (Opfergruppe Juden/Jüdinnen)
Das Kunstprojekt
Seit 1992 setzt der Kölner Künstler Gunter Demnig in Deutschland und Europa vor den letzten freiwilligen Wohnhäusern von Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung sogenannte "Stolpersteine" in den Gehweg. Eine Messingplatte auf der Oberfläche jedes Stolpersteins nennt mit der Inschrift "Hier wohnte…" den Namen, den Geburtsjahrgang sowie die Umstände des Todes bzw. der Verfolgung. Stolpersteine regen damit inmitten des öffentlichen Raums zu einer thematischen Auseinandersetzung mit den Schicksalen nationalsozialistischer Ausgrenzung und Verfolgung an. Das dezentrale Kunstwerk zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus besteht mittlerweile aus rund 90.000 Stolpersteine in 26 europäischen Ländern.
Stolpersteine in Hannover beantragen
Die Stolpersteinverlegungen in Hannover erfolgen auf Antrag von Angehörigen oder an dem Schicksal einzelner Personen interessierter Bürger*innen. Die Finanzierung der Stolpersteine wird durch Spenden aus der Zivilgesellschaft ermöglicht. Zu jedem Stolperstein erstellt das ZeitZentrum Zivilcourage der Landeshauptstadt, welches auf die Verlegungen organisiert, ein Infoblatt mit der Biografie des Opfers erstellt. Nähere Informationen zum Projekt Stolpersteine in Hannover wie Infoblätter, Verlegeorte und Angaben zu Antragstellerung und Spenden finden Sie unter: www.stolpersteine-hannover.de