Gedenken an ermordete KZ-Häftlinge – Angehörige aus den Niederlanden zu Besuch in Hannover
Am 4. April 2025 empfing die Stadt Hannover elf Angehörige von im Konzentrationslager Mühlenberg ermordeten Häftlingen aus den Niederlanden. Auf Einladung der Stadt nahmen sie an einem stillen Gedenken auf dem Stadtfriedhof Seelhorst teil. Bürgermeister Thomas Klapproth sprach ein Grußwort und würdigte den Besuch als wichtiges Zeichen gegen das Vergessen.
Stilles Gedenken an elf ermordete Häftlinge aus dem ehemaligen KZ Mühlenberg
Erschießungen wenige Tage vor der Befreiung Hannovers
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges hatten die Wachmannschaften den Befehl erhalten, die hannoverschen Lager zu räumen und die Häftlinge auf den sogenannten „Todesmarsch“ nach Bergen-Belsen zu schicken. Am 6. April 1945, lediglich vier Tage vor der Befreiung Hannovers durch Truppen der US-Armee, wurden im KZ Mühlenberg 39 von etwa 100 marschunfähigen und zurückgelassenen Häftlinge von der SS erschossen. Unter ihnen auch die sieben niederländischen Häftlinge, deren Familienangehörige zu Gast waren. Ihre Leichen wurden zunächst in einem Massengrab auf dem Lagergelände verscharrt.
Letzte Ruhestätte und Ort der Mahnung
Im Dezember 1945 wurden die Toten exhumiert und auf dem Stadtfriedhof Seelhorst in der Mittelachse beigesetzt. Hier befindet sich auch das zentrale Mahnmal für die Opfer der hannoverschen Konzentrationslager, das 1947 vom Ausschuss ehemaliger KZ-Häftlinge errichtet wurde. Die Angehörigen legten Blumen nieder und stellten eine Gedenktafel mit den Namen der ermordeten Familienmitglieder neben die bereits vorhandenen Gedenkplatten. Im Anschluss fand ein gemeinsamer Besuch der Gedenktafel am Mühlenberger Markt statt. Das ehemalige Lagergelände ist heute überbaut, doch im vergangenen Jahr wurde die Errichtung einer größeren Informationstafel zur Geschichte des KZ Mühlenberg beschlossen. Ein wichtiger Schritt, um den ehemaligen Häftlingen, die für die Hanomag Zwangsarbeit leisten mussten, dauerhaft zu gedenken.
Nachfahren der ermordeten Häftlinge auf dem Seelhorster Friedhof
Öffentliche Gedenkveranstaltung in der Kapelle auf dem Stadtfriedhof Seelhorst
Am Abend fand in der Kapelle des Stadtfriedhofs Seelhorst die offizielle Gedenkveranstaltung der IG Metall in Zusamenarbeit mit ZeitZentrum Zivilcourage statt. Im Mittelpunkt stand die Erinnerung an 154 vorwiegend sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, die kurz vor Kriegsende von der SS durch die Stadt getrieben und letztlich auf dem Friedhof Seelhorst erschossen wurden. Die britische Militärregierung ließ die Toten am 2. Mai 1945 exhumieren und auf dem Ehrenfriedhof am Nordufer des Maschsees bestatten. Heute erinnert eine Stele mit Informationen am Ort des Verbrechens als Mahnmal an das Geschehen.
Gedenken an Steele von niederländischen Nachfahren