KZ Ahlem

Trauer um den Holocaust-Überlebenden Nachum Rotenberg

Am 7. Februar 2023 starb in Israel im Alter von 94 Jahren Nachum Rotenberg, einer der letzten Überlebenden des KZ Ahlem in Hannover.

Nachum Rotenberg (1928-2023)

Nachum Rotenberg wurde 1928 im polnischen Łódź als Sohn einer jüdischen Bäckerfamilie geboren. Nach der deutschen Besetzung Polens musste er Ende 1939 mit seiner Familie in das Ghetto Litzmannstadt ( Łódź) ziehen. Arbeit, Kälte, Hunger und Tod prägten das Leben im Ghetto. Im Jahr 1944 wurde er und seine Familie in das KZ Auschwitz deportiert. Nachum und sein sechs Jahre älterer Bruder Shmulik (Shmuel) wurden von den Eltern getrennt. Während sein Bruder Shmulik im Steinbruch in Auschwitz Schwerstarbeit leisten musste, gelang es Nachum Arbeit in der Bäckerei des Lagers zu bekommen.

Grabsteine für Shmulik (Shmuel) und Nachum (Natek) Rotenberg auf dem Friedhof Seelhorst (Mittelachse) für die Opfer der hannoverschen Konzentrationslager

Im September 1944 transportierte man die Brüder von Auschwitz-Birkenau zum Arbeitseinsatz in das KZ-Außenlager beim Continental-Werk in Hannover-Stöcken, wo sie Auto- und Flugzeugreifen produzieren sollten. Ende November 1944 kamen die Häftlinge aus Stöcken nach Hannover-Ahlem, einem Außenlager des KZ Neuengamme zur Untertageverlagerung der Produktion der Continental-Werke. Nachum Rotenberg, sein Bruder und sein Cousin Nachum (Natek) mussten mit den anderen Häftlingen unter unsäglichen Lebens- und Arbeitsbedingungen die ehemaligen Asphaltstollen in Ahlem erweitern. Sein Bruder und sein Cousin starben durch die Arbeit entkräftet kurz vor der Befreiung am 10. April 1945 im Krankenrevier des Lagers. Nachum Rotenberg gelang es mit viel Glück kurz vor der Befreiung in der Küche arbeiten zu können, was ihm vermutlich das Leben rettete. Er wog zu diesem Zeitpunkt nur noch rund 28 Kilogramm. Nachum Rotenberg überlebte als einziger seiner Familie den Holocaust.

"Heute lebe ich in Tel Aviv, habe zwei Kinder – einen Sohn und eine Tochter – und insgesamt sechs Enkelkinder. Nie hätte ich mir damals und noch lange Zeit später träumen lassen, dass ich einmal heiraten und Kinder haben würde. Keiner von uns hätte das damals geglaubt – nicht nur ich, sondern tausende von Menschen im Lager."
(Nachum Rotenberg, 2005)

Die ehemaligen Häftlinge Chaim Liss, Nachum Rotenberg und Ivan Moscovich in Begleitung von Angehörigen am Mahnmal für das KZ Ahlem, 2018

Seine Lebensgeschichte erzählte er im Rahmen eines filmischen Gesprächs anlässlich des sechzigsten Jahrestags der Befreiung des KZ Ahlem, das in der Schriftenreihe der Gedenkstätte Ahlem veröffentlicht wurde: Matthias Horndasch/Nachum Rotenberg: Ich habe jede Nacht die Bilder vor Augen. Das Zeitzeugnis des Nachum Rotenberg, Hannover 2005 (Schriftenreihe der Mahn- und Gedenkstätte Ahlem, Band 3). Nachum Rotenberg besuchte zuletzt 2018 zusammen mit anderen Überlebenden das ehemalige Lagergelände in Ahlem.

Gemeinsam mit dem Arbeitskreis "Bürger gestalten ein Mahnmal für das KZ Ahlem" trauern wir mit seinen Kindern und seiner Familie um einen besonderen Menschen.

Erinnerungsort

KZ Ahlem (Continental)

Das an der Harenberger Meile gelegene KZ-Außenlager Ahlem bestand von November 1944 bis April 1945.

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