Während des Zweiten Weltkriegs verschleppte der deutsche Staat zehntausende Menschen aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten zur Zwangsarbeit nach Deutschland. In Hannover existierten sieben KZ-Außenlager des KZ-Neuengamme und mehr als 500 Arbeitslager für rund 60.000 Zwangsarbeiter*innen. Die Häftlinge dieser Lager mussten untere anderem für die Rüstungsindustrie schwerste und gefährliche Akkordarbeit leisten. Viele der Männer und Frauen starben bereits durch die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen, schlechte Versorgung oder durch Misshandlungen.
Das Leben der KZ-Häftlinge hatte für die Nationalsozialisten keinen Wert. Als sich die alliierten Truppen Hannover näherten, befahl die SS die Evakuierung der hannoverschen KZ-Außenlager nach Bergen-Belsen. Am 6. und 7. April 1945 begann die SS, die gehfähigen Häftlinge in sogenannten „Todesmärschen“ zu Fuß nach Bergen-Belsen zu treiben. Häftlinge, die nicht Schritt halten konnten, wurden von den SS-Wachleuten erschossen. Viele erlebten die Befreiung des KZ Bergen-Belsen nicht mehr.
Zeitgleich erschoss die Gestapo auf dem Stadtfriedhof Seelhorst am 6. April 1945, wenige Tage vor der Befreiung, 154 Menschen, vorwiegend sowjetische Zwangsarbeiter. Nach der Befreiung Hannovers ordnete die britische Militärregierung die Exhumierung der Leichen und ihre Überführung zum Ehrenfriedhof Maschsee-Nordufer an. Mit einem Trauerzug wurden insgesamt 386 auf dem Friedhof Seelhorst exhumierte Leichen auf offenen Lastwagen zum Nordufer des Maschsees gebracht und dort begraben. Der Ort ist heute der "Ehrenfriedhof" der Stadt Hannover.
Der Erinnerung an die Opfer der hannoverschen Konzentrationslager und den am 6. Aporil 1945 auf dem Friedhof Seelhorst ermordeten Zwangsarbeitern ist der Gedenkraum „Grotte“ im Neuen Rathaus gewidmet. Die Geschichte der hannoverschen Konzentrationslager und der Erschießung auf dem Friedhof Seelhorst thematisiert hier eine kleine Ausstellung. Die Namen und Schicksale der Toten sind in den in der Grotte ausgestellten Gedenkbüchern zu finden: Jede Seite steht für einen Menschen: einen Namen, eine Person mit Hoffnungen, Wünschen, Ängsten und einer eigenen Lebens- und Leidensgeschichte. Auf vielen Seiten in den Gedenkbüchern steht auch nur „Unbekannt“. Die Namen zahlreicher Opfer konnten durch die historische Forschung bisher nicht ermittelt werden. Auch ihnen wird in dieser Form gedacht.
Die Grotte und der Ehrenfriedhof sind im öffentlichen Bewusstsein der Stadt Hannover verankerte Gedenkorte. Sie werden immer wieder von Angehörigen besucht und sind zunehmend Teil einer gemeinsamen europäischen Erinnerungskultur.