Gebäuderundgang

Der Bogenaufzug

Schräger Bogenaufzug im Neuen Rathaus

Schon die Kuppel verschafft Hannovers Rathaus eine globale Alleinstellung unter den Rathausbauten. Doch nicht genug der Einmaligkeiten: Der Bogenaufzug, der die Besucher auf die in 90 Metern Höhe gelegene Aussichtsplattform befördert, gilt weltweit als eine Rarität. 

Nur in einem der Füße des Pariser Eiffelturms verkehrt ein vergleichbar konstruierter Lift. Ähnliche Anlagen, die in Lexika oder Reiseführern erwähnt werden, etwa die am Pariser Montmartre, sind in Wahrheit Standseil-Kabinenbahnen.

Eingang Bogenaufzug

Also nichts wie hin: Nach einer Fahrt mit einem normalen Lift ins dritte Obergeschoss heißt es zunächst einmal: warten. Oft stehen auf dem Plateau inmitten der Dachlandschaft die Besucher schon Schlange. Gleich beim Einsteigen fällt die seltsam schräge Form der Kabine auf. Schließlich muss sich das Gefährt an den Rundungen zwischen  Kuppelinnen- und Außenwand irgendwie hindurchzwängen. Wer furchtlos und schwindelfrei ist, kann die Auffahrt mit ihren Richtungswechseln durch aufschiebbare gläserne Sichtfenster in Dach und Boden der Kabine mitverfolgen.

Der Lift bewältigt die 43 Meter lange Strecke mit einer Geschwindigkeit von 0,8 Metern pro Sekunde. Nach zunächst acht Metern senkrechter Fahrt schwenkt der Fahrkorb in einen Neigungswinkel von 17 Grad. Ist das Ziel erreicht, hat sich die Kabine in der Horizontalen acht Meter von ihrem Einstiegspunkt entfernt.

Von der Zwischenebene führen Treppen auf eine größere untere und eine kleinere obere Aussichtsplattform in der so genannten Laterne, die das Rathaus bekrönt. Wer es bis hierher geschafft hat, wird mit einem großartigen Rundblick auf Hannover und sein Umland belohnt.

Ein bisschen Nervenkitzel bei der Auffahrt – okay. Aber Angst müssen die Fahrgäste nicht haben. Der Original-Bogenaufzug aus dem Jahr 1913 hat 95 Jahre unfallfrei seinen Dienst getan. 2008 wurde die Anlage gegen eine neue in modernster Aufzugstechnik ausgetauscht, die auch bei Temperaturen unter fünf Grad funktionsfähig sein soll. Sie wird regelmäßig gewartet und vom TÜV überwacht. Im Winter wird der Betrieb allerdings wie früher eingestellt. Wer will sich schon bei Frost und eisigem Wind Hannover von oben anschauen.


Texte mit freundlicher Genehmigung von Michael Krische.