Gebäuderundgang

Der Eingang

Der Eingangsbereich.

Vorbei an den steinernen Löwen betritt der Besucher das Rathaus von Norden zunächst durch einen kunstvoll geschmiedeten, von innen verglasten Windfang. 

Eingang durch den historischenWindfang

Ein Meisterwerk

"Die Portalgitter sind eines der repräsentativsten und symbolisch bedeutendsten Kunstwerke des Neuen Rathauses", schrieb der Kunst- und Bauhistoriker K. Dieckmann in seiner umfangreichen bauhistorischen Bestandsaufnahme.

Das Gitter aus floralem, aber doch streng angeordnetem Jugendstilrankwerk wird von fünf Figuren bekrönt. über dem Mittelportal wacht der Schutzheilige der Stadt und Schutzpatron der Marktkirche, St. Georg mit dem Schwert, eingerahmt von der „Gerechtigkeit“ und der „Eintracht“ – Motive, die uns auch im Inneren des Gebäudes begegnen (siehe Hodlersaal). Unter dem linken Portalbogen verkörpert eine Arbeiterfigur „Industria“, den Fleiß, rechts eine Mutter mit ihren zwei Kindern die „Werktätige Liebe“. Dieckmann interpretiert sie auch als Sinnbild der Fürsorge der Stadt für ihre Bürger. Die Gruppe fasst programmatisch die Wertvorstellungen des Bürgertums im Kaiserreich zusammen: Unter dem Schutz des Schwertes und mit dem Segen von oben macht der Fleiß die Wohltätigkeit möglich. Der Windfang war ursprünglich vergoldet, bekam aber spätestens in den 50er Jahren einen zurückhaltenderen bronzefarbenen Anstrich.

Vorhalle

Einer der vier Atlanten

Willkommen im Palazzo! Vier mächtige Atlanten flössen schon beim Betreten des Hauses Respekt ein. Die Gebälkträger in Gestalt je eines Gelehrten, eines Kriegers, eines Kaufmanns und eines Arbeitsmanns blicken von beiden Seiten aus großer Höhe auf den Besucher herab. Die Konzeption des Vestibüls ist unverkennbar Schlossbauten der Renaissance entlehnt. Und stets wachte die Obrigkeit: Von ihren  erhöhten, über geschwungene Steintreppen erreichbaren  Logen in den beiden seitlichen Turmzimmern hatten der Ratswachtmeister und der Hausmeister einer hervorragenden Überblick über das Geschehen auf dem Vorplatz und in der Eingangshalle.

Die noble Atmosphäre von 1913 ist in der Vorhalle trotz einiger Veränderungen in der Nachkriegszeit (Entfernung von Kandelabern, Wandleuchten, Scheinkaminen und farbigen Verglasungen der seitlichen Pendeltüren) erhalten geblieben. Am stärksten fallen stilistisch die metallenen Glastüren aus dem Rahmen, die seit Mitte der 50er Jahre das Vestibül von der zentralen Kuppelhalle abtrennen. Sie haben die schweren, nur im oberen Teil verglasten  Holztüren aus der Bauzeit des Rathauses abgelöst. Auch dieser Veränderung lag eine programmatische Neuausrichtung  zu Grunde: Transparenz war das erklärte Ziel von Rat und Verwaltung in der jungen Bundesrepublik. Die Pförtner hatten schon 1919/20 eine eigene Loge rechts vom Eingang an der Außenwand innerhalb der Vorhalle erhalten. Auch diese Lösung wurde als unbefriedigend empfunden, zumal die Bediensteten den Besuchern im wahrsten Sinne des Wortes beim Eintreten im Rücken saßen. Seit 1954 blicken die Pförtner Bürgern und Touristen von ihrem heutigen Platz aus direkt in die Augen. Ihre Kabine allerdings ist 1964 und zuletzt im Zuge der großen Rathaus-Restaurierung zur Expo 2000 erneut umgestaltet worden.

Vorhalle heute

Vorhalle mit Pförtnerloge

Die Atlanten, der elegante Fußbodenbelag aus schlesischem Marmor und belgischem Granit, die Kassettendecke (schon vom zweiten Rathaus-Architekten Gustav Halmhuber nach klassizistischen Vorbildern entworfen) – alles ist noch da. Und erstrahlt nun in neuem Glanz: Nach Plänen der Architekten Pax und Hadamczik (Hannover) wurden die Neonröhren aus den 50ern von den Decken entfernt und durch zylindrische Leuchten ersetzt. Vor allem aber erhielt die Vorhalle ihre ursprüngliche Farbfassung zurück, die von der Nachkriegsgeneration mit einem einheitlichen schmuddeligen Beige-Ton überdeckt worden war. Restauratoren stellten in aufwändiger Misch- und Poliertechnik den früheren Stuccolustro-Putz an den Wandflächen wieder her. Der Kunstmarmor Stuccolustro (italienisch:  glänzender Putz, ein Mix aus Kunstharzputz und Marmorstaub) war schon in der Antike bekannt und beliebt. Wie ehedem gliedern nun hell abgesetzte Auskehlungen die vornehm grau-glänzenden Wände. Die Fußbodenplatten wurden ausgebessert, die steinernen Stufen zur Zentralhalle von störenden Gummiauflagen befreit.

Die Turmzimmer haben längst keine obrigkeitlichen Funktionen mehr. Rechts vom Eingang sitzt der freundliche Rathaus-Hausmeister, links ist ein Besprechungsraum eingerichtet worden.   Eine freundliche Pförtnerloge aus Glas und Holz empfängt nun die Besucher, ohne das Gesamtbild des Raumes allzu empfindlich zu stören. Eine elektronische Anzeigetafel informiert Teilnehmer und Bürger über die Sitzungstermine und –orte im Rathaus – zugleich ein Wegweiser, um auch ohne offizielle Führung die in diesem Buch beschriebenen Säle in Augenschein zu nehmen. Am Tresen des Hannover Tourismus Service im linken (östlichen) Flügel gibt‘s touristisches  Info-Material und während der Saison Karten für die Turmauffahrt. 


Texte mit freundlicher Genehmigung von Michael Krische.