Denkmal besonderer Art

Das Helmcke-Denkmal

Wer an der Haltestelle Schneiderberg gleich hinter dem Uni-Hauptgebäude aus der Stadtbahn steigt und in Richtung Georgengarten schlendert, der passiert unweigerlich einen schlichten Steinquader. Ein großes Medaillon an seiner zum Garten gewandten Seite zeigt das Porträt des hannoverschen Bäckermeisters und Getreidehändler Johann Gerhard Helmcke (1750-1824), der einst die Bäume entlang der schnurgeraden Herrenhäuser Allee vor ihrer Abholzung bewahrte.

3.000 Taler für 1.300 Linden

Das Helmcke-Denkmal in der Nordstadt.

Von den edlen Motiven des ehrbaren Baumretters Johann Gerhard Helmcke, der neben einer Bäckerei auch einen gut gehenden Getreidehandel betrieb und mit profitablen Kreditgeschäften und Grundstücks-Spekulationen ein kleines Vermögen verdiente, wissen die Geschichtsbücher wenig zu berichten. Nur soviel, dass er angeblich einer der reichsten Bürger der Stadt war. Helmcke konnte es sich etwa leisten, 1797 das damals bereits fast 300 Jahre Wohnhaus des hannoverschen Philosophen und Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz zu erwerben. Der Verkauf drei Jahre später bescherte ihm einen stattlichen Gewinn von 3.300 Reichstalern (entspricht etwa 60.000 Euro gemäß einer Umrechnungstabelle unter http://www.stadt-land-oldenburg.de/waehrungseinheiten.htm#Kaufkraft).

Der geschäftstüchtige Bäcker, Getreidehändler und Makler war zu Zeiten der Besatzung Hannovers durch Napoleons Truppen auch ein couragierter Patriot. Zum Hintergrund: 1803 besetzten französische Truppen das Kurfürstentum Hannover und verließen die Stadt erst zehn Jahre später nach der Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig (am 4. November 1813 konnte Ernst-August, Duke of Cumberland, für seinen Vater König Georg III. die Stadt und das Fürstentum Hannover wieder in Besitz nehmen). Als die französischen Besatzer im Zuge von Restaurierungsarbeiten im und um das baufällige Sommerschloss der Welfen auch die Bäume entlang der Herrenhäuser Allee abholzen wollten (als Strafe für nicht geleistete Kontributionszahlungen, also Zwangsabgaben der Besiegten an die Besatzer), kaufte Johann Gerhard Helmcke sie kurzerhand frei, zahlte 1807 dafür 3.000 Reichstaler und rettete so die damals bereits 80 Jahre alten 1.300 Linden.

Späte Würdigung für den Retter der Bäume

Johann Gerhard Helmcke starb am 26. Juni 1824 in Hannover und wurde auf dem Neustädter Friedhof beigesetzt. Seine gute Tat jedoch wurde erst viele Jahre später öffentlich bekannt und in der 1859 erschienenen Chronik der Residenzstadt Hannover von Friedrich Wilhelm Andreae erwähnt. Weitere 69 Jahre vergingen, bis Helmcke dafür auch im Georgengarten ein Denkmal gesetzt wurde. Die ursprüngliche Erinnerungsstätte samt Portrait-Medaillon ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden, 1950 schuf der hannoversche Bildhauer Friedrich Adolf Sötebier ein neues Medaillon, das auf eine Muschelkalk-Säule eines unbekannten anderen Künstlers montiert wurde.

Aber auch die Herrenhäuser Allee wurde von den Fliegerbomben schwer getroffen. In den Jahren 1972 bis 1974 mussten deshalb nahezu alle Bäume gefällt werden. In den vier Baumreihen entlang der drei parallel verlaufenden, fast zwei Kilometer langen Wege stehen seitdem nahezu ebenso viele neue Kaiserlinden wie zuvor. Einige Exemplare der ursprünglich zwischen 1726 und 1727 gepflanzten Bäume stehen allerdings bis heute noch am Königsworther Platz.