Ehrensache

Bruchmeister

Ledig, von gutem Charakter und unbescholten: Die Ordnungshüter*innen des Schützenfestes tragen Cut und Zylinder. Ihre Geschichte geht zurück ins Hannover des 14. Jahrhunderts.

Bruchmeisterrundgang

Bereits seit dem Jahre 1303 sind die „Magistris discipline“ (Ordnungsherren) in den Schriften der Stadt Hannover zu finden. Als städtische Beamte waren sie seit jeher für die Aufrechterhaltung der Ordnung bei Festlichkeiten verantwortlich. Verstieß jemand gegen die allgemeine Ordnung, so hatten sie dies entsprechend zu rügen. War sein Benehmen gar zu anstößig, so konnten sie eine Entfernung des Übeltäters aus der Stadt veranlassen. Er durfte dann erst zurückkehren, wenn sie ihn zurückriefen.

Sie wachten also über die Einhaltung von erlassenen Ordnungen (z. B. bei Bruch der Kleider-, Hochzeits- oder Eheordnung) und ahndeten deren Vergehen. Zu dieser Zeit wurden die Bruchmeister auch dafür eingesetzt, um Strafen für den Rat der Stadt einzukassieren.

Die Bruchmeister sind bereits im ersten Bürgerbuch der Stadt Hannover erwähnt. Gysecone de Lubeke, Hermano de Rintelen, Lud Luceken und Henrico Seldenbut waren im Jahre 1303 die ersten Bruchmeister der Stadt Hannover, also vor mehr als 700 Jahren. 1518 finden wir die Bruchmeister als "Brokeheren" (in den Aufzeichnungen tatsächlich nur mit einem "r" geschrieben) im Stadtbediensteten-Register durchgehend bis zum Jahr 1699 verzeichnet und namentlich erwähnt.

Amtseid

Auch einen Amtseid der Bruchmeister hat es gegeben. In einem "Eidebuch", in dem die Amtseide verschiedener Ämter aufgezeichnet sind, findet sich der entsprechende Amtseid für Bruchmeister, der auf das Jahr 1600 datiert wird. Der Amtseid der "Brokeheren" lautet wie folgt:

"Dat wy duth Jahr der Stadt tho gude Broke Hern sin willen, und in dem Ambt vlietlich befunden werden, Broke, Tynse und alleß aller unvorwietlik gebohr ahne Ansehen der Person infordern. So als uns Gott helpe." Übersetzung: Dass wir dieses Jahr der Stadt zu Gute Bruchmeister sein wollen, und in diesem Amt fleißig befunden werden, Strafe, Zinsen und alles aller unvorweislichen Gebühr ohne Ansehen der Person einfordern. So helfe uns Gott.

Traditionelle Aufgaben

Im Jahre 1659 waren die Bruchmeister Gäste beim Festmahl anlässlich des Schützenfestes. Es findet sich eine Eintragung in der Abrechnung der entsprechenden Kosten. Mit der städtischen Schützenordnung von 1710 taucht das Amt des Bruchmeisters bei den Schützen in der Stadt Hannover auf. Die Schützenordnung besagt, dass die Schaffer "...befehligt seyn, zweene Brüchemeisters zu erwehlen, welcher Wahl sich niemand von unserer Bürgerschaft bey Vermeidung 5 Thaler Straffe wiedersetzten, noch das Ambt anzunehmen sich in einige Masse verweigern soll".

Ledig, von gutem Charakter und unbescholten

Dass diese Aufgabe durchaus anstrengend ist, hat man schon damals erkannt und bestimmte, dass die Bruchmeister ledig sein müssen, von gutem Charakter und Leumund und natürlich unbescholten. Nur wenn kein "Familienanhang" den Dienst behindere, seien sie in der Lage, die Strapazen des Amtes zu meistern.

Kleiderordnung

Seit dem Jahr 1825 tragen die Bruchmeister auch die Städtischen Standarten (damals noch Fahnen) den vier Zügen des Ausmarsches voran. Im Jahre 1905 wurde die Kleiderordnung der Bruchmeister festgelegt. Seit dieser Zeit haben sie einen schwarzen Cut, sowie einen schwarzen Zylinder mit dem Kleeblatt zu tragen. Diese Kleiderordnung hat noch bis heute Bestand.

Bruchmeisteramt für alle Geschlechter 

2022 öffnete Hannover das Bruchmeisteramt für Kandidat*innen aller Geschlechter. Der Verwaltungsrat der Schützenstiftung hat diesem Vorstoß des Oberbürgermeisters Belit Onay in seiner Sitzung am 11. Februar 2022 mit großer Mehrheit zugestimmt. Die Öffnung des Amtes setzt ein wichtiges Zeichen für eine gelebte und bewegliche Schützentradition in Hannover.