Niedersächsische Sparkassenstiftung

Joar Nango erhält den Kurt-Schwitters-Preis 2024

Der Kurt-Schwitters-Preis 2024 der Niedersächsischen Sparkassenstiftung geht an den samischen Künstler und Architekten Joar Nango. Der Preis wird 2024 zum vierzehnten Mal vergeben. Er ist mit 30.000 Euro dotiert und mit einer Ausstellung im Sprengel Museum Hannover verbunden.

Der Kurt-Schwitters-Preis 2024 der Niedersächsischen Sparkassenstiftung geht an Joar Nango aus Norwegen.

Joar Nango, geboren 1979 in Áltá, Norwegen, ist samischer Künstler und Architekt. Sámi ist der Name der indigenen Bevölkerung Sápmis, eines Kulturraumes, der sich über Norwegen, Schweden, Finnland und einen Teil der Halbinsel Kola in Russland erstreckt. Nango beschäftigt sich in seinen Installationen mit Fragen der indigenen Identität und erforscht die Grenzen zwischen Architektur, Design und Bildender Kunst. Er ist Gründungsmitglied des Architekturkollektivs FFB. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt: so unter anderem 2017 auf der documenta 14 in Kassel und Athen, 2019 auf der Chicago Architecture Biennial, 2020 in der National Gallery of Canada und 2022 im neu eröffneten Nationalmuseum Oslo.

Begründung der Jury

Tone Hansen, Direktorin des Munch Museums in Oslo, begründet als Vertreterin der Jury die Wahl wie folgt: "Joar Nango ist ein international anerkannter Architekt und Künstler. Mit einer Post-Punk- und DIY-Ästhetik und seiner ortsspezifischen intervenierenden Arbeitsweise untersucht Joar Nango die Schnittstellen von indigener und zeitgenössischer Architektur und traditionellen samischen Lebensformen. Dadurch verschafft er der Typologie der bisher kaum erforschten indigenen Architektur und des Duodji, des traditionellen Handwerks der Samen, Aufmerksamkeit. In seinen Installationen verbindet er mobile Architektur und gefundene Materialien zu einem temporären Ort des Zusammenseins. Seine Forschungsergebnisse sammelt er in einem virtuellen Archiv über samische Architektur (https://gumpi.space/en) und in einer mobilen Bibliothek mit Büchern, Manuskripten, Dokumenten und ephemeren Objekten, die mit seinen Recherchen zusammenhängen. Die Bibliothek umfasst Literatur über samische Bauweisen, indigene Architektur im Allgemeinen, Architekturtheorie und postkoloniale Theorie. Girjegumpi ist eine nomadische Struktur, die sich in verschiedenen Situationen und Kontexten verändert und sich auf ihrem Weg durch die Welt weiterentwickelt. Nango entzieht sich jeglicher Kategorisierung durch Kunstgattungen oder künstlerische Medien, er setzt stattdessen den Raum zwischen diesen Welten und über diese Welten hinweg in Bewegung. Die Jury würdigt Joar Nangos künstlerische Arbeitsweise, die eine Nähe zu Kurt Schwitters und seiner Merzkunst aufweist. Merzen hieß für Schwitters Grenzen aufheben; Grenzen zwischen den künstlerischen Disziplinen, zwischen dem Bedeutungsvollen und dem Banalen, zwischen Kunst und Leben: Merz bedeutet Beziehungen schaffen, am liebsten zwischen allen Dingen der Welt."

Jury-Mitglieder

  • Suzanne Cotter, Direktorin, Museum of Contemporary Art Australia, Syndey
  • Tone Hansen, Direktorin, Munch Museet, Oslo
  • Frances Morris, Direktorin, Tate Modern, London
  • Joanna Mytkowska, Direktorin, Muzeum Sztuki Nowoczesnej, Warschau
  • Stephanie Rosenthal, Direktorin, Guggenheim Abu Dhabi
  • Bettina Ruhrberg, Direktorin, Mönchehaus Museum, Goslar
  • Reinhard Spieler, Direktor, Sprengel Museum Hannover (Vorsitzender)

Verbindungen zu Kurt Schwitters

Joar Nango beschreibt seine Verbindungen zu Kurt Schwitters folgendermaßen: "Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich diesen Preis erhalte und es bedeutet mir besonders viel, dass er in Erinnerung an Kurt Schwitters verliehen wird, einem Künstler, der für mich früh sehr wichtig war. Seit meiner Studienzeit hat mir seine Art und Weise Welten und Disziplinen, Realität und Absurdität zu verbinden als Leitmotiv gedient. Schon in meinem ersten Jahr als Kunststudent entwickelte ich eine Performance, die sich auf seine bekannte Ursonate aus dem Jahr 1932 bezog; als junger Teenager arbeitete ich den Sommer über in dem Museum in meiner Heimatstadt Molde, auf dessen Außengelände seine kleine steinerne Hütte steht. Damals, als ich als Heranwachsender in diesem Museum arbeitete, gehörte es zu meinen täglichen Aufgaben, von Kurt Schwitters Jahren, die er während des Zweiten Weltkriegs auf dieser Insel verbrachte, zu erzählen. Das war noch lange, bevor ich mich auf den Weg machte, selbst Künstler zu werden."

Kurt Schwitters besuchte Norwegen mehrere Male und verbrachte die Sommer mit seiner Familie auf der vor Molde liegenden Insel Hjertøya, an der Westküste von Norwegen. Dort schuf er in einem Kartoffelkeller seinen zweiten Merzbau.

Verleihung

Der Kurt-Schwitters-Preis 2024 der Niedersächsischen Sparkassenstiftung wird voraussichtlich im Herbst 2024 verliehen. Die Preisverleihung ist mit einer umfangreichen Einzelausstellung des Künstlers im Sprengel Museum Hannover verbunden. Mit Phyllida Barlow zeigt das Sprengel Museum Hannover aktuell die Preisträgerin 2022 in der Ausstellung "Breach".

 

 

Über den Kurt-Schwitters-Preis

Mit dem Kurt-Schwitters-Preis werden laut Niedersächsischer Sparkassenstiftung Künstlerinnen und Künstler gewürdigt, deren Werk durch die Berufung auf Kurt Schwitters gekennzeichnet ist und sich durch das Vorwagen in neue Bereiche künstlerischen Gestaltens und künstlerischer Vorstellungen auszeichnet oder deren Werk einen Beitrag zur Verbindung und Integration der künstlerischen Gattungen leistet. Die Vergabe des Kurt-Schwitters-Preises ist ein wichtiger Baustein der Kulturförderung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, die sich durch ein ganzjähriges Engagement in den Förderbereichen Bildende Kunst, Musik, Museen und Denkmalpflege auszeichnet.

(Veröffentlicht am 17. November 2022)