Julius Schien erhält den VGH-Fotopreis 2025 - Hannover.de

Verleihung am 3. Dezember 2025

Julius Schien erhält den VGH-Fotopreis 2025

Für sein Fotoprojekt „Rechtes Land“ erhält der Student Julius Schien den VGH-Fotopreis 2025. Die Preisverleihung findet am 3. Dezember 2025 in der Galerie für Fotografie in Hannover statt. 

Studiert „Visual Journalism and Documentary Photography“ in Hannover: Julius Schien

Gewinnerprojekt „Rechtes Land“

Seit der deutschen Wiedervereinigung starben in Deutschland über 200 Menschen durch rechte Gewalt. Konfrontiert mit der anhaltenden Präsenz von Rechtsextremismus in Deutschland, hat Julius Schien begonnen, alle Tatorte rechter Gewalt zu dokumentieren. Er legt mit "Rechtes Land" einen bisher einzigartigen visuellen Katalog dieser Tatorte vor. Seine fotografische Arbeit rückt die Orte, an denen die Taten stattgefunden haben, wie leere Bühnen in den Vordergrund.

Die menschenleeren Großformatfotografien werden von Texten und Dokumentationsmaterialien begleitet, die die Geschichten von mittlerweile mehr als 200 Schicksalen erzählen. „Das wachsende Archiv dient als eindringlicher Index rechtsextremer Gewalt und fordert uns auf, zu erinnern, zu reflektieren und Widerstand zu leisten. In die Zukunft zu blicken bedeutet, seine Vergangenheit anzuerkennen – und ein Zeichen gegen Hass zu setzen“, wie Julius Schien sagt.
 

Ein Tatort rechter Gewalt in Paderborn

Der Fall Alexandra Rousi in Paderborn

Alexandra Rousi wird 1994 von ihrem Nachbarn in Paderborn getötet. Sie stirbt bei einem Brand, der aus rassistischen Motiven gelegt wurde. Dem Brandanschlag gehen monatelange rassistische Drohungen und Beleidigungen voraus. Der Täter wohnt im Erdgeschoss des Zweifamilienhauses und übergießt das gemeinsame Treppenhaus mit Benzin. Als Alexandra ihn aufzuhalten versucht, zündet er, während er weiterhin ausländerfeindliche Beleidigungen von sich gibt, ein Streichholz an. Sowohl Alexandra Rousi als auch der Täter gehen in Flammen auf – Rousi stirbt noch im Treppenhaus. Auch 30 Jahre nach der Tat wird der Fall offiziell nicht als rechte Gewalttat anerkannt.

Einstimmiges Votum

Die Jury des diesjährigen VGH Fotopreises votierte einstimmig für Julius Schiens Arbeit. „Die Idee, einen visuellen Katalog aller Tatorte rechtsextremer Verbrechen der Nachwendezeit in Deutschland zu erstellen, haben uns ebenso wie Julius Schiens visuelle Umsetzung absolut überzeugt. Die abgebildeten Straßenecken oder Uferpromenaden kommen uns bekannt vor. Sie stehen für die Banalität des Bösen, denn wir verstehen: Es könnte jeden an jedem Ort treffen“, resümiert Jurymitglied Barbara Stauss den Entscheidungsprozess.

Der Fotopreis der VGH Versicherungen ist mit 10.000 Euro bundesweit eine der höchstdotierten Auszeichnungen im Bereich Fotografie. Die Preisverleihung findet am 3. Dezember 2025, um 19 Uhr in den Räumen der GAF – Galerie für Fotografie in Hannover statt. Die Ausstellung wird vom 4. Dezember 2025 bis 11. Januar 2026 gezeigt.

Erstmalig zusätzlichen VGH-Förderpreis vergeben

Erstmalig in diesem Jahr wurde parallel zum VGH-Fotopreis der mit 2.000 Euro dotierte VGH-Förderpreis vergeben. Mit ihm wird die Fortsetzung eines fotografischen Projektes finanziell und durch ein begleitendes Mentoring unterstützt. Preisträger des VGH-Förderpreises 2025 ist Serghei Duve, der mit seiner begonnenen Arbeit über die Stadt Wolfsburg überzeugte.

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