Jungvögel

Zoo Hannover: Nachwuchs bei den Rothalsstraußen

Huhn Lieselotte brachte den Küken bei, wie man pickt und trinkt. Seitdem gehört sie zu Familie Strauß.

Kleine Vögel mit großem Auftrag: Zum ersten Mal gibt es Nachwuchs bei den vom Aussterben bedrohten Nordafrikanischen Rothalsstraußen im Erlebnis-Zoo Hannover – sieben Küken pickten sich von Juni bis Juli aus den großen Eiern.

Sieben Küken pickten sich zwischen dem 13. Juni und 23. Juli nach je 42 bis 43 Tagen Brutdauer in der Brutmaschine aus den großen Eiern. Nachdem sie die ersten Wochen hinter den Kulissen, unter der Aufsicht von Huhn Lieselotte, das Laufen und Picken gelernt haben, erobern sie nun ihr Gehege am Sambesi.

Generation Eins ist geschlüpft

Wie man Nahrung aufpickt, haben die jungen Strauße nicht von ihrer Mutter gelernt.

Die Küken sind "Generation Eins" nach der erfolgreichen Mission "Eierklau für den Artenschutz" im Jahr 2011, bei der Zoologen des Erlebnis-Zoos 24 Eier der bedrohten Vogelart aus dem marokkanischen Nationalpark Souss Massa importierten. Die Eier wurden in Hannover in der Brutmaschine ausgebrütet, die geschlüpften Strauße auf Zoos in Deutschland und England verteilt, um einen Bestand in Europa aufzubauen – als Botschafter, um Zoobesucher für die Nordafrikanischen Rothalsstrauße zu begeistern und auf ihre Bedrohung aufmerkam zu machen.

Vom Aussterben bedrohte Art

Ursprünglich war der große Laufvogel mit dem imposanten roten Hals über fast den gesamten Nordafrikanischen Raum verbreitet. Intensive Bejagung, Wilderei und letztlich auch politische Unruhen haben den Bestand der freilebenden Tiere stark vermindert. In freier Wildbahn gibt es nur noch wenige Hundert Nordafrikanische Rothalsstrauße, die meisten von ihnen im südlichen Tschad.

Huhn Lieselotte gehört jetzt zur Straßenfamilie

Am 27. März 2015 legte die vor vier Jahren als Ei importierte Straußenhenne das erste Ei in eine Sandkuhle im Gehege am Sambesi, 26 weitere folgten. Weil das norddeutsche Wetter mit Kälte und Regen im Frühjahr keine guten Voraussetzungen für eine Naturbrut bot, wurden die Eier in der Brutmaschine ausgebrütet. Und weil das erste Küken allein, das heißt ohne Geschwister schlüpfte, gab es Huhn Lieselotte. Es nahm das Küken unter seine Fittiche und brachte ihm und den nachfolgenden Küken bei, wie man Nahrung aufpickt und Wasser trinkt. Obwohl die Küke Lieselotte mittlerweile um ein Vielfaches überragen, gehört das Huhn immer noch zur Familie. Da das Elternpaar so fleißig war, befinden sich noch weitere Eier in der Brutmaschine, vier Küken sind gerade erst geschlüpft.

Ein frisch geschlüpftes Küken im Juni 2015.

Ein Strauß Hoffnung

Der erste Nachwuchs des hannoverschen Brutpaares ist ein großer Erfolg für das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Nordafrikanische Rothalsstrauße, das im Herbst 2011, nach gelungener Mission "Eierklau", von der EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) ins Leben gerufen wurde. Zoo-Biologin Maren Frerking führt das Europäische Zuchtbuch und sieht in dem orgelpfeifengroßen Nachwuchs einen Strauß Hoffnung: "Es geht darum, den Zoo-Besuchern diese Vögel, ihre spannende Biologie und ihren Lebensraum näher zu bringen und darauf hinzuweisen, dass man etwas tun muss. Der  Nordafrikanische Strauß könnte sonst bald verschwunden sein – wie schon der Arabische Strauß, der Mitte des letzten Jahrhunderts ausgerottet wurde."

Jungvögel sind vormittags draußen

Der Nachwuchs der Strauße erkundet zurzeit (bei trockenem Wetter) immer vormittags zwischen 10-12 Uhr sein Gehege. Wenn die Kleinen mit ihrem ockerfarbigen ockerfarbenen, schwarz-getupften Jungvogel-Federkleid zurück in den warmen Stall laufen, stürmt das Elternpaar die Anlage und demonstriert eindrucksvoll, wie groß ausgewachsene Rothalsstrauße sind und wie rot der Hals der Hähne tatsächlich leuchtet.

Artenschutz im Freiland

Der Erlebnis-Zoo arbeitet seit vielen Jahren mit dem den Sahara Conservation Fund (SCF) zusammen, der sich intensiv für die Erhaltung der Rothalsstrauße im westafrikanischen Niger einsetzt, zum Beispiel eine Zuchtstation eingerichtet hat und die Umweltbildung vor Ort unterstützt. Schon bei der Wiederansiedelung der Addax-Antilope in Tunesien hatten der  Erlebnis-Zoo und der SCF erfolgreich zusammengearbeitet.

Das elterliche Straußenpaar mit einem der Eier im Juni 2015.

Steckbrief: Nordafrikanischer Rothalsstrauß (Struthio camelus camelus)

Herkunft: Nordafrika
Nahrung: Pflanzen, Insekten, kleine Wirbeltiere
Größe: 175 – 275 cm
Gewicht: 90-150 kg
Erreichbares Alter: bis circa 50 Jahre in menschlicher Obhut
Geschwindigkeit: bis zu 70 km/h

(Veröffentlicht: 24. September 2015)

Ausflugsziel

Erlebnis-Zoo Hannover

Einmal rund um die Welt in einem Tag: Sieben liebevoll gestaltete Themenwelten mit mehr als 2.000 Tieren begeistern jährlich zahlreiche Besucher. Hier fin...

lesen