Oberbürgermeister Stefan Schostok und Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf haben am 20. September das Team Hannover für die Bewerbung zu Europas Kulturhauptstadt 2025 vorgestellt, das Anfang September seine Arbeit aufgenommen hat.
UNESCO City of Music, eine außergewöhnliche Museums- und Theaterlandschaft, Herrenhausen, die Kunstfestspiele, eine lebhafte Kulturszene: Hannover ist eine Kulturmetropole. Nun bewirbt sich die Stadt um den Titel "Europäische Kulturhauptstadt 2025". Doch in dieser Bewerbung geht es um mehr, um einen erweiterten Kulturbegriff. Wie wollen wir zukünftig in einer Stadt zusammenleben? Denn Kultur bewirkt vor allem eines – sie bringt Menschen zusammen, ob beim gemeinsamen Kunsterlebnis oder dem kreativen Projekt im Stadtteil, beim Feiern bei "Lütje Lage" auf dem traditionellen Schützenfest oder beim großen Musikkonzert.
Wenn im September 2019 die erste Bewerbungsmappe, das sogenannte Bid-Book, eingereicht wird, muss die Stadt die Frage beantworten, wie Hannover beispielhaft für andere europäische Städte zeigen kann, wie sich die kulturellen Herausforderungen unserer Zeit zukunftsweisend lösen lassen? "Hannover hat dafür die besten Voraussetzungen", sagt Oeds Westerhof, der niederländische Berater des Bewerbungsprozesses aus der derzeitigen europäischen Kulturhauptstadt Leeuwarden. Die kulturelle Vielfalt, die Infrastruktur und das Engagement in der Kulturszene sind vorhanden. Nun gilt es den roten Faden und das Leitmotiv als verbindendes Dach zu finden. Im Zentrum steht der Auftrag, "Kultur" als Transmissionsriemen einer nachhaltigen Veränderung der Stadt spürbar zu gestalten und Themen aufzugreifen, die auch anderen Städten in Europa unter den Nägeln brennen – um nach beispielhaften Lösungsansätzen für urbane Räume zu suchen.
Ausgangspunkt "Mein Hannover 2030": Chancen für die ganze Stadt
Die Idee der Bewerbung stammt aus dem Stadtdialog "Mein Hannover 2030". Die Hannoveranerinnen und Hannover selbst zeigten sich überzeugt, dass die Teilnahme an dem hochkarätigen Wettbewerb der Europäischen Union eine große Chance für Hannover bietet. Hier liegt das Potenzial die zahlreichen Zukunftsthemen der Stadtentwicklung in einem Gesamtprojekt zu forcieren – in einem integrierten Zusammenspiel von Kunst, Stadtraumentwicklung, Mobilitätskonzept und Nachhaltigkeitsthemen. Wie immer bei Beteiligungsprozessen werden Themenfelder identifiziert, die dann von einem kleinen Team von Expertinnen und Experten in eine kreativ exzellente Idee überführt werden, um vor der internationalen Jury erfolgreich zu sein. Der Rat in Hannover hat die Bewerbung beschlossen und die Verwaltung mit der Vorbereitung der Bewerbung unter Einbindung der Politik und einer breiten Öffentlichkeit beauftragt.
Hannover, Deutschland, Europa: Der Dreiklang der Bewerbung
"Hannover kann wegweisend auf drei Ebenen werden. Wir sehen uns eingebettet in ein weltoffenes Europa, als Kulturmetropole Deutschlands und können mit der außergewöhnlichen kulturellen Vielfalt unserer Stadt punkten. In der Bewerbung kommt es aber auch auf die visionäre Stadtentwicklung an. Hier haben wir den großen Vorteil, dass wir mit dem Stadtentwicklungsplan 'Mein Hannover 2030' vorgearbeitet haben", so Oberbürgermeister Stefan Schostok. Eine Bewerbung um den Titel "Kulturhauptstadt Europas 2025" bietet demnach drei Perspektiven:
1. Die internationale Perspektive: Die kulturell interessierte Welt schaut auf Hannover. Als vor kurzem mit dem Max-Spohr-Preis für Vielfalt und Diversity ausgezeichnete Stadt hat Hannover bewiesen, dass das Thema Weltoffenheit zu ihren Stärken zählt. Mit dem Schwerpunkt Internationalisierung zum Beispiel in Form von vielen internationalen Städtepartnerschaften und Netzwerken zeigt die Stadt, dass der Blick immer über die Stadt- und Landesgrenzen hinausgeht. Mit der bereits etablierten Hochkultur hat Hannover das Potenzial über die Grenzen des Landes, aber auch über Europa hinaus zu wirken.
2. Der bundesweite Imagefaktor: Viele Menschen halten Hannover für die am meisten unterschätzte Stadt Deutschlands. Neben der wichtigen Assoziation mit Hannover als internationalem Messestandort und als Deutschlands grüner Metropole gilt es, die Wahrnehmung als Stadt voller kultureller Vielfalt zu stärken. Der Titel "Kulturhauptstadt" würde die Reputation auch in Europa erheblich steigern.
3. Die integrative Kraft für Hannover: Eine Bewerbung als Kulturhauptstadt ist ein anspruchsvoller Prozess. Denn es gilt, vielfältige Interessen, Projekte und Meinungen zu berücksichtigen. Die Kulturhauptstadt Hannover soll auf eine breite öffentliche Akzeptanz treffen mit einer Aufbruchsstimmung, wie es zuletzt bei der EXPO 2000 gelungen ist. Daher ist die gesamte Phase von einem Beteiligungsprojekt begleitet, das auch Plattformen für die Interessen aller gesellschaftlichen Gruppen schafft. Eine gemeinsame Idee und Vision, der Wille und die Motivation eine überzeugende Bewerbung auf den Weg zu bringen, die Hannover repräsentiert, ist ganz unabhängig vom Titelgewinn eine große Chance für die Stadtidentität selbst.
Nachbarschaft weitergedacht: Die erste Themenrichtung
Der beschlossene Arbeitstitel "Nachbarschaft" gibt im weitesten Sinne die Richtung vor. Es geht um das Zusammenleben in einer Stadt im europäischen Kontext. Vor dem Hintergrund, dass das Leitmotiv auch international überzeugen soll, wird dieses Thema weiterentwickelt. Der bisherige Prozess hat fünf Kategorien identifiziert:
Kulturstadt Hannover - wie zum Beispiel Musik, Film, Tanz und Theater, bildende Künste, Literatur, Museen, Sozio- und Stadtteilkultur.
Gartenkunst und -tradition
Baukunst und Architektur: Das Erbe des Zeitgeistes
Mobilität (Digitalisierung)
Internationaler Austausch
In dem von der EU geforderten Kulturentwicklungsplan werden die Strukturen abgebildet, Leuchttürme und viele Projekte integriert.
Das Team Hannover
Unter der Leitung von Konstanze Beckedorf arbeitet das neue "Team Kulturhauptstadt Hannover" eng zusammen mit dem Kulturbüro der Stadtverwaltung. Das Team setzt sich aus Expertinnen und Experten mit besonderen Kompetenzen aus dem Bereich Kultur, Beteiligung, Projektmanagement und Kommunikation zusammen. "In diesem besonderen Projekt wird hierarchiefrei und fachübergreifend gearbeitet. In dem straffen Zeitplan werden wir auch neue Wege einschlagen und mit höchster Priorität kooperieren", so Konstanze Beckedorf zur Arbeitsweise des Teams. Der Kulturhauptstadtexperte Oeds Westerhof hat bereits wertvolle Impulse und Inspirationen gegeben, da er schon eine Kulturhauptstadt zum Sieg begleitet hat. Sein Credo: "Wenn man das macht, was man immer macht, bekommt man auch das, was man immer hatte. Bei der Bewerbung um den Titel nutzt man Kultur als Motor um neue Wege in allen Bereichen der Stadtentwicklung zu gehen." Neben Unterstützerinnen und Unterstützern sowie Botschafterinnen und Botschaftern der Bewerbung besteht das "Team Hannover" zudem aus unterschiedlichen Gremien und Gruppen. Es wird im Augenblick ein Kulturrat aus Kulturschaffenden gebildet. Im Kuratorium beraten hochrangige Persönlichkeiten aus wichtigen Themenfeldern den Prozess. Im Beirat sitzen Vertreterinnen und Vertreter aller relevanten Gruppen der Stadt. Die Politik ist im Kulturausschuss involviert. Und nicht zuletzt wird die Bewerbung auch dezernatsübergreifend durch die Führungskräfte und Mitarbeiter der Stadtverwaltung inhaltlich erarbeitet und gefüllt.
Der Fahrplan zur Bewerbung
Das Ziel der ersten Bewerbungsphase ist die Abgabe des Bid Books im September 2019. Am 24. September 2018 erfolgt der offizielle "Call" der Kulturstiftung der Länder im Auftrag der Kultusministerkonferenz für das offizielle nationale Auswahlverfahren. Am 1. und 4. Oktober 2018 werden sich Kuratorium und Beirat zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammenfinden. Im Anschluss findet der Kulturausschuss am 12. Oktober 2018 findet statt. Parallel arbeitet das Team Kulturhauptstadt mit Kommunikationsexpertinnen und -experten an der Präsentation am 16. Oktober mit allen deutschen Bewerberstädten in Berlin. Hier geht es um eine Vorstellung der Stadt und eine erste Richtung der Bewerbung. Die AG Kulturhauptstadt mit leitenden Mitarbeitenden der Stadtverwaltung beginnt nach dem ersten Workshop am 12. September mit der weiteren Ausarbeitung. Gespräche mit potentiellen Botschafterinnen und Botschaftern aus Stadt und Kultur sowie eine Kommunikationskampagne sind in Vorbereitung und werden den weiteren Prozess begleiten.
Wie geht es nach Abgabe des Bid Books weiter?
2019 Pre-Selection: Präsentation der Bewerbung vor der europäischen Jury, die daraufhin die sogenannte "Shortlist" mit den Namen der Städte veröffentlicht, die in die zweite und entscheidende Runde kommen.
Selection 2020: Abgabe des 2. Bid Books – Konkretisierung und Optimierung der Bewerbung. Jede der Städte auf der "Shortlist" wird von einer Delegation der Jury besucht und präsentiert sich und ihr Konzept erneut. Bekanntgabe des Titelträgers/der Titelträgerstadt. Daraufhin beginnen die Vorbereitungen für das Veranstaltungsjahr 2025 im Detail.
Hashtags zur Kulturhauptstadt
Alle Unterstützerinnen und Unterstützer kommunizieren ab sofort unter den Hashtags: #khh25 und #teamhannover