Der Professor für Baugeschichte an der Technischen Hochschule Hannover Uvo Hölscher (1878–1963) sah als Höhepunkt seiner Karriere diejenigen zehn Jahre an, die er für die Universität Chicago in Ägypten forschte. Von 1927 bis 1936 grub er in Theben-West (Luxor) den gigantischen Komplex des Medinet Habu genannten Totentempels von Pharao Ramses III. (1187–1157 v. Chr., 20. Dynastie, Neues Reich) aus und erforschte seine Bauten auf das Gründlichste. Die daraus resultierenden, in Chicago von 1929 bis 1954 in Englisch veröffentlichten Publikationen gelten als bis heute nie wieder erreichte Krönung der ägyptischen Bauforschung. Mit dem 1970 posthum erschienen Band über das Osttor des Tempelkomplexes ging es zurück zu den Anfängen von Hölschers bauhistorischen Interessen. Als er 1907 das erste Mal für den „Nofretete-Entdecker“ Ludwig Borchardt in Ägypten arbeitete, bereiste er das ganze Land. In Luxor war er so von diesem Torbau begeistert, dass er ihn zum Gegenstand seiner Promotionsarbeit machte, mit der er 1909 in Berlin seinen Doktor-Titel erhielt.