6. und 7. Oktober 2023

Musikschule der Landeshauptstadt feierte ihr 70-jähriges Bestehen

Mit einem Festakt und einem Aktionstag feierte die Musikschule der Landeshauptstadt Hannover am 6. und 7. Oktober 2023 ihr 70-jähriges Bestehen. Leiterin Verena Tschira blickt auf Vergangenes zurück und freut sich auf ein zunehmend internationales Musizieren.

Ein junges Ensemble aus Gitarren

Am 23. April 1953 wurde die Musikschule, damals noch als „Jugendmusikschule“ gegründet. 1974 übernahm die Landeshauptstadt Hannover die Trägerschaft und damit die volle Verantwortung für das langfristige Weiterbestehen der zuvor von einem Verein getragenen Einrichtung. Seit 1989 ist Verena Tschira Teil des Teams: Sie begann als Lehrerin für (Quer-)Flöte und leitet nun seit inzwischen 25 Jahren die Musikschule.

„Ob Kleinkindkurs, Jugendchor, Tanz für Erwachsene oder Instrumentalunterricht: Ich freue mich über das ungebrochen große Interesse an unseren Angeboten“, sagt Musikschulleiterin Verena Tschira. Inzwischen unterrichten 160 Lehrkräfte Schüler*innen, gleich welchen Alters oder welcher Herkunft. „Der Andrang ist groß. Wir sind am Limit unserer Kapazitäten und müssen Menschen auf eine Warteliste setzen“, erklärt Tschira weiter.

Junge Menschen im Fokus

Auch wenn es ein steigendes Interesse bei Erwachsenen und insbesondere auch bei Senior*innen an den Angeboten gibt, richten sich diese mehrheitlich an Kinder und Jugendliche. Die Musikschule kooperiert mit Kindertagesstätten, Grund- und weiterführenden Schulen: Dort gibt es Tanz-, Gesangs- und Instrumentalunterricht. Aber auch musikalische Betreuungsangebote werden in zahlreichen Ganztagsschulen – meistens im Team mit den vor Ort tätigen Erzieher*innen und Lehrkräften – realisiert.

Musikschulleiterin Verena Tschira

„Früher kamen vor allem Kinder aus bildungsnahen Haushalten zum Unterricht. Die Eltern haben das Erlernen eines Instrumentes gefördert und begleitet, weil es zum Freizeitprogramm am Nachmittag dazu gehörte“, erzählt Verena Tschira. Wer keine familiäre Unterstützung hatte, hatte es entsprechend schwer. Heute ist das anders: Durch die vielen Schul-Kooperationen haben mehr Kinder Zugang zur Musikschule. „Durch das gemeinschaftliche Üben bleiben sie am Ball, auch wenn sie weniger Unterstützung durch die Eltern erfahren“, so Tschira. Dank Bezuschussung können sich auch Schüler*innen aus einkommensschwachen Haushalten den Unterricht leisten.

Ein weiterer Unterschied zu früher: Der Erfolg auf der Bühne steht nicht im Vordergrund. Die früher üblichen "Leistungsvorspiele" und an die Anzahl der Unterrichtsjahre angelehnten Lehrpläne wurden abgeschafft. Der Unterricht geht auf die individuellen Fähigkeiten ein; die mindestens einmal jährlich stattfindenden Auftritte sind je nach Interesse größer oder eher in kleinerem Rahmen. Wer mehr möchte, für den*die unterhält die Musikschule das Begabungsförderungs-Programm „TalentAkademieMusik“ und unterstützt bei der Vorbereitung auf ein musikalisches Studium.

Neuer Schwerpunkt „Musik Global“

Derzeit baut die Musikschule ihr Programm um und setzt künftig noch stärker auf Internationales und Interkulturelles. „Wir haben den Anspruch mit unseren Angeboten die kulturelle Vielfalt der Gesellschaft abzubilden und alle Menschen in Hannover mit einem diversen vielseitigen musikalischen Bildungsprogramm gleichermaßen anzusprechen“, sagt Tschira. Dies spiegelt sich bei den Schüler*innen und im Kollegium wider. So wurden gezielt Musiker*innen zum Beispiel aus der Ukraine, dem Iran, der Türkei, der Mongolei, Korea, China, Indonesien, aber auch aus Südamerika, Osteuropa, dem orientalischen und afrikanischen Kulturraum eingestellt. Sie geben Musikunterricht auch auf gebräuchlichen Instrumenten aus ihrer Kultur, mit Gesang oder Bewegung.

„In Kunst und Kultur ist es seit Jahrhunderten ganz normal, dass sich die verschiedenen Einflüsse vermischen und gegenseitig bereichern. Vieles, was wir als „unsere“ Musik kennen, ist nicht in Europa entstanden und wurde etwa vom Orient sehr stark geprägt“, erklärt die Musikschulleiterin.

Das neu aufgelegte Aktionsprogramm „Musik Global“ wird durch musikalische Projekte, die zusammen mit den jeweiligen Communitys entwickelt werden, flankiert. Die Musikschullehrer*innen bilden sich darüber hinaus gezielt in der Thematik der Diversität weiter und beteiligen sich aktiv am aktuellen Diskurs über Rassismus und kulturelle Aneignung.

Bei den Feierlichkeiten zu 70 Jahren Musikschule konnten sich die Besucher*innen ein Bild von ersten Ergebnissen des Aktionsprogrammes machen.

Verfasserin: Juliane Jesse