Wildbienen statt Beton

Schaugarten im Kleingartenverein Davenstedt soll Paradies für Insekten werden

Hannovers Kleingärten haben jetzt einen insektenfreundlichen Schaugarten: In einem Kooperationsprojekt haben Stadtverwaltung, der Bezirksverband Hannover der Kleingärtner e.V. (BZV) sowie der Kleingärtnerverein (KGV) Davenstedt e.V. eine zuletzt als Festplatz genutzte Gemeinschaftsfläche im KGV Davenstedt entsiegelt und zu einer artenreichen Blühwiese umgestaltet und aufgewertet. Die umgestaltete, insektenfreundliche Fläche soll einen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt auf den Vereinsflächen leisten, zum Nachahmen und zu Naturbeobachtungen einladen. 

Die Nisthilfen stehen bereit: Wirtschafts- und Umweltdezernentin Anja Ritschel, Dr. Reinhard Martinsen (Vizepräsident des Bezirksverbands Hannover der Kleingärtner e.V.) und Ulrich Schmersow vom städtischen Fachbereich Umwelt und Stadtgrün als Koordinator des Insektenbündnisses Hannover.

Das Projekt ist auch ein Beitrag zum „Insektenbündnis Hannover“, dem der Bezirksverband der Kleingärtner Hannover Anfang 2021 als einer von mehr als 20 Akteur*innen beigetreten ist. Den für rund 15.000 Euro geschaffenen Schaugarten haben Hannovers Wirtschafts- und Umweltdezernentin Anja Ritschel und Dr. Reinhard Martinsen, Vizepräsident des Bezirksverbands Hannover der Kleingärtner e.V. (BZV), am 20. April im Rahmen einer kleinen Vereinsfeier offiziell eingeweiht.

Dezernentin Ritschel: "Kleingärtner*innen der Kolonie 'Im Bruche' gehen mit besten Beispiel voran"

„Die Kleingärtner*innen der Kolonie ‚Im Bruche‘ gehen mit bestem Beispiel voran. Sie haben nicht nur den gesellschaftlichen Wandel aufgegriffen, sondern zugleich eine vorbildliche Neugestaltung im Sinne der biologischen Vielfalt und der Anpassung an den Klimawandel geschaffen“, betont Wirtschafts- und Umweltdezernentin Anja Ritschel und führt weiter aus: „Statt betonierter Gemeinschaftsfläche gibt es nun eine Blühwiese, die alle erfreut – auch die Insekten. Die Umgestaltung in der Kolonie zeigt, wie ökologische Verbesserungen langfristig die Qualität der Kleingartenanlagen sichern und nebenbei einen Beitrag für die großen Zukunftsthemen leisten. Dafür sage ich herzlichen Dank.“

BZV-Vizepräsident Martinsen: "Kleingärtnervereine Hannovers leisten seit jeher einen wesentlichen Beitrag zum Naturschutz in der Stadt"

BZV-Vizepräsident Dr. Reinhard Martinsen ergänzt: „Die Kleingärtnervereine Hannovers leisten seit jeher einen wesentlichen Beitrag zum Naturschutz in der Stadt. In den vergangenen Jahren wurde das Thema ‚Insektenschutz‘ immer zentraler. Deswegen ist der BZV im Jahr 2021 dem Insektenbündnis beigetreten. In verschiedenen Kleingärtnervereinen wurden erste Projekte zur Unterstützung der Insektenvielfalt angestoßen, um gemeinsam mit den Bündnispartner*innen dem Prozess des Artenrückgangs zu begegnen. Die Umgestaltung in der Kolonie ‚Im Kleinen Bruche‘ ist ein gelungenes Beispiel, wie die Zusammenarbeit der Bündnispartner*innen funktionieren kann. Der BZV wird sich dafür einsetzten, dass weitere Vereine in Kooperation mit dem Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, als Bündnispartner, Flächen für mehr Biodiversität herrichten.“

Vom betonierten Festplatz zur Blühwiese

Die in der Kolonie „Im Kleinen Bruche“ gelegene, rund 250 Quadratmeter große Betonfläche diente seit den Neunzigerjahren als Ort für Festlichkeiten. Wie in vielen anderen Kleingärtnervereinen hatte die Ausrichtung von Veranstaltungen dieser Art in den vergangenen Jahren stark abgenommen, sodass sich der Verein eine neue Nutzung und Unterhaltung für die Fläche überlegte. Vertreter*innen von KGV, BZV und Landeshauptstadt kamen überein, die Betonfläche zurückzubauen und mit finanziellen Mitteln des „Kleingartenkonzeptes 2016 bis 2025“ in eine pflegeleichte und ökologisch wertvolle mehrjährige Blühfläche umzugestalten. Die Entsiegelung bietet zudem den Vorzug, dass Regenwasser versickern kann und dies die Grundwasserneubildung verbessert. Den Rückbau der Betonflächen und die Anlage der Blühflächen hat maßgeblich der Ausbildungsbetrieb GaLaBau der Landeshauptstadt Hannover übernommen. Die angehenden Gärtner*innen haben dabei auch die anfallenden Altmaterialien kreativ für die Neugestaltung der Fläche eingesetzt. Bei der Entsorgung wurden sie durch Mitglieder des Vereins unterstützt. Zudem haben Beschäftigte der Beschäftigungsförderung, Stützpunkt Hölderlinstraße, den benötigten neuen Zaun errichtet.

Nachhaltiges Upcycling

Auch die vorgelagerte Zuwegung zu dem ehemaligen Festplatz wurde überarbeitet. An die Stelle des Betonplattenbelags kam eine sogenannte wassergebundene Decke aus sandigem Material. Eine wesentlich schmalere Zuwegung zum Vereinsheim aus den alten Betonplatten ermöglicht einen barrierefreien Zugang. Die übrigen Platten wurden nicht entsorgt, sondern als Baustoff für eine Trockensteinmauer verwendet. „Diese Form des nachhaltigen ‚Upcyclings‘ ist nicht nur ressourcenschonend, sondern dient gleichzeitig dem Artenschutz: Viele Insekten bevorzugen die Fugen und das besondere klimatische Milieu einer Trockensteinmauer als Lebensraum“, erläutert Anja Ritschel. Um die ökologische Aufwertung konsequent durchzuführen, haben die Gärtner*innen in die neue rund 280 Quadratmeter große Blühwiese heimische Wildrosen gepflanzt. Ein rund 45 Quadratmeter großer Geräteschuppen an der Westseite der Blühfläche wurde zugunsten von Wildrosen und eines Apfelbaums ebenfalls zurückgebaut, der den Mitgliedern des Kleingartenvereins zukünftig Schatten sowie Obst zum Ernten bieten soll.

Zur Nachahmung anregen

Der neue „Insektengarten“ ist Teil des umfriedeten Gemeinschaftsbereichs des Vereins am Kolonieheim. Geplant ist, dass sich eine Betreuungsgruppe dort erfolgreich etabliert, um den entstandenen Bereich als Demonstrationsprojekt auch anderen zu zeigen. Der Schaugarten soll auch andere Vereine zur ökologischen und ästhetischen Aufwertung ihrer Flächen anregen und auf nachhaltige Lösungen insbesondere zum Thema Insekten aufmerksam machen.

Hintergrund: „Insektenbündnis Hannover“

Das „Insektenbündnis Hannover“ ist ein Zusammenschluss von 21 Akteur*innen aus Hannover, das sich seit Oktober 2020 zur Aufgabe gemacht hat, neue Lebensräume für Insekten zu schaffen und die biologische Vielfalt in Hannover zu erhöhen. In diesem Zusammenhang wurde im Frühling 2021 als Start eine 5.000 Quadratmeter große insektenfreundliche Blühwiese im KGV Heide-Kamp e.V. im Heideviertel angelegt. Hinzu kamen im vergangenen Jahr mehrere kleine Blühareale sowie eine 900 Quadratmeter große Fläche mit Totholzbereichen für Bienen und Co. an der Culemannstraße nahe dem Maschpark. Weitere Aktivitäten des Bündnisses sind für dieses Jahr vorgesehen.