"Nicht jeder Patient, der in die Zentrale Notaufnahme der MHH kommt, muss von einem hochspezialisierten Facharzt versorgt werden. In vielen Fällen handelt es sich um Krankheitsbilder, die durch einen Facharzt für Allgemeinmedizin - also einen Hausarzt - ambulant behandelt werden können", sagt MHHVizepräsident Dr. Andreas Tecklenburg. "Das konnten wir in einem dreijährigen Modellprojekt zeigen."
Seit 2013 sind in der Notaufnahme der MHH innerhalb diese Projektes Hausärzte zusätzlich zu den Fachärzten der Klinik tätig. Dieses Modell ist Neuland an Universitätskliniken in Deutschland. Die Allgemeinärzte unterstützen die Fachkollegen in der Zentralen Notaufnahme, führen je nach Beschwerdebild eine Erstdiagnostik und Erstversorgung durch und ziehen bei Bedarf Ärzte anderer Fachdisziplinen hinzu. Die Allgemeinärzte sind in Teilzeit in der MHH angestellt und werktags von 10 bis 18 Uhr in der Notaufnahme tätig, da in diesem Zeitraum besonders viele ambulante Patienten in die Notaufnahme kommen.
Mit der neuen Kooperationsvereinbarung erfolgt eine finanzielle und vertragspartnerschaftliche Einbindung der KVN in die Fortentwicklung des Modellprojekts. "Dank der Zusammenarbeit mit den Allgemeinmedizinern werden die Klinik-Internisten, Unfallchirurgen, Neurologen oder andere entlastet und können sich besser auf die fachspezifischen Notfälle konzentrieren. Insgesamt trägt das zu einer gezielten Versorgung der Patienten bei und verbessert die Kooperation an der Schnittstelle zwischen Universitätsmedizin und Primärversorgung", betont Professor Dr. Nils Schneider, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der MHH. Weitere positive Aspekte der Zusammenarbeit hob Dr. Peter Kalbe, Vorsitzender der Bezirksstelle Hannover der KVN, hervor. "Wir streben eine Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Klinikärzten und niedergelassenen Kassenärzten an. Die enge Zusammenarbeit fördert den interdisziplinären Austausch zwischen den in der universitären Notaufnahme vertretenen Fachgruppen. Medizinstudenten an der MHH können an der Seite von erfahrenen Hausärzten in der Notaufnahme zusätzliche Erkenntnisse sammeln. Auch für die Weiterbildung künftiger Hausärzte ist die Kooperation sinnvoll", sagte Kalbe.
Die KVN fördert das Modellprojekt jährlich mit 100.000 Euro. Die Projektkoordination liegt in den Händen der MHH.
(Veröffentlicht am 25. August 2016)