Im Umspannwerk Stöcken hat die enercity Netzgesellschaft GmbH ihren neuen Großtrafo in Betrieb genommen. Damit kann der Netzbetrieb deutlich flexibler auf schwankende Erzeugungsmengen bei den Erneuerbaren Energien reagieren und diese verstärkt nutzen.
Rund 225 Tonnen Gesamtgewicht hat der zum 1. Februar in den Netzbetrieb integrierte Großtrafo im Umspannwerk Stöcken und ist damit der zweitgrößte im enercity-Netz. Mit dem neuen, in der Wirkleistung - vergleichbar mit einem Dimmer in 32 Stufen - regelbaren Phasenschiebertransformator (PST) kann der Netzbetrieb deutlich flexibler auf schwankende Erzeugungsmengen bei den Erneuerbaren Energien reagieren und diese verstärkt nutzen.
Inbetriebnahme nach Dauertest
Seit der Anlieferung des 136-Tonnen-Kernteils im Nordhafen haben die Techniker von ABB, Siemens und enercity den Großtrafo hinsichtlich Gewicht und Umfang deutlich anwachsen lassen. Anschlüsse und Verbindungen, Kühlaggregate/-radiatoren sowie ein Öl-Ausgleichsgefäß wurden angebracht und der Trafo in einem dreitägigen Prozess aufwändig mit 66 Tonnen eigens aufbereitetem Isolations- und Kühlöl befüllt. Mit einem 24 Stunden-Dauertest im Hochspannungsnetz unter Betriebsspannung ging der PST am 30./31. Januar erfolgreich durch seine letzte Prüfung und konnte in Betrieb gehen.
Versorgungssicherheit erhöht
„Der speziell für unsere Netzanforderungen gebaute Phasenschieber-Trafo erhöht die Versorgungssicherheit bei Kraftwerksausfällen und Fehlern im Hochspannungsnetz sehr. Mit ihm kann Hannover zukünftig auch besser mit regenerativ erzeugtem Strom versorgt werden, der in großen Mengen außerhalb Hannovers erzeugt wird", beschreibt Heiko Weduwen, Geschäftsführer der enercity Netz GmbH, die Bedeutung der Innovation im enercity-Netz. Der neue Trafo ist ein wahrer Energiewende-Trafo, der nach Auskunft des Betreibers aufgrund seiner Regelbarkeit viel besser auf die wechselhafte Wind- und Solarstrommengen reagieren kann. Außerdem kann er kurzfristig bei Ausfällen der Innenstadtkraftwerke hochgefahren werden.
Reaktion auf Herausforderungen der Energiewende
Aktuell entsteht über ein Drittel des bundesdeutschen Stroms in erneuerbaren Erzeugungsanlagen. Die Herausforderungen der Energiewende aufgrund steigender erneuerbarer Strommengen im überregionalen Stromnetz waren Anlass für die eNG, ein flexibles Konzept für den Umbau des enercity-Hochspannungsnetzes zu erarbeiten. Der neue Regeltransformator ist ein erster Baustein in diesem Konzept, um damit technische Störungen besser zu beherrschen. Die innerstädtische Stromerzeugung auf Gas- und Kohlebasis kann reduziert werden und es kann flexibler und umfangreicher "grüner Strom" nach Hannover fließen.
Schwankungen flexibler ausgleichen
Der Regeltrafo ist ein individuell gemäß den enercity-Anforderungen aus dem Netzbetrieb von ABB angefertigtes Einzelstück. Rund 5,1 Millionen Euro hat die eNG insgesamt in die Einbindung der modernen Technik ins Netz im Sinne einer erhöhten Versorgungssicherheit investiert. Im Gegensatz zu konventionellen Transformatoren kann der Phasenschiebertransformator durch eine ausgeklügelte Verschaltung seiner inneren Wicklungen auf die zu übertragende Leistung Einfluss nehmen. Die inneren Wicklungen sind mit Stufenschaltern ausgerüstet, so dass die übertragene Wirkleistung – vergleichbar mit einem Dimmer – in 32 Stufen geregelt werden kann. Das stetige Auf und Ab im Umland-Netz durch fluktuierende Erzeugung und Nachfrage sowie plötzliche Schwankungen zum Beispiel durch Kraftwerksausfälle können so flexibler ausgeglichen und das Stromnetz stabil gehalten werden.
Technische Daten
Bemessungsspannung: 117-kV/117-kV
Bemessungsleistung: 150 MVA
Anzahl Stufen Wirkleistungs-Regelung: ± 16
Anzahl Stufen Blindleistungs-Regelung: ± 16
Bauweise: Symmetrischer 2-Kern-PST in einem Kessel
Gewicht: 225 t Gesamtgewicht (im Endaufbau)
Ölgewicht: 66 t
Abmessungen: 8000 x 8500 x 6450 mm (Länge - Breite -Höhe)