Rekonstruktion auf der Zielgeraden
Hanomag-Diesel-Weltrekordwagen
Die Erstfahrt der Rekonstruktion des 1939 gebauten Diesel-Weltrekordautos der Firma Hanomag steht unmittelbar bevor.
Die Hanomag in Hannover gehörte neben Citroën und Mercedes-Benz zu den ersten Serienherstellern von Diesel-Motoren für Personenwagen. Das Unternehmen hat aber nach dem Zweiten Weltkrieg den Pkw-Bau nicht wieder aufgenommen. Von den rund 100.000 gebauten Personenwagen haben nur wenige überlebt.
Der Hanomag-Diesel-Weltrekordwagen
Automobilgeschichte schrieb das Unternehmen mit dem Diesel-Weltrekordwagen kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Im Februar 1939 fuhr Karl Haeberle, ein Ingenieur der Hanomag, mit einem 1,9-Liter Diesel auf der Autobahn bei Dessau vier Weltrekorde. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 165 km/h. Das in den Nachkriegswirren verloren gegangene Fahrzeug wurde in den letzten Jahren auf Basis noch vorhandener, damaliger Serientechnik neu aufgebaut. Außer einigen wenigen Fotos sowie Spanten- und Riss-Zeichnungen existierten fast keine Unterlagen.
Rekonstruktion auf der Zielgraden
Jetzt stehen die Rekionstruktionsarbeiten kurz vor dem Abschluss. Die offizielle Erstfahrt soll am 3. Oktober auf einen Autobahnabschnitt bei Dessau erfolgen. Sollte das wegen der vielen Baustellen rund um Dessau nicht möglich sein, ist geplant, die Erstfahrt in Hannover durchzuführen.
Das bisher Erreichte
Zur Visualisierung der Idee wurde nach alten Plänen die Oberfläche des Fahrzeugs wieder sichtbar gemacht. Mit Hilfe eines Design-Modells im Maßstab 1:3 konnte anlässlich der IAA Nutzfahrzeuge im September 2012 in Hannover der Startschuss für das Projekt Weltrekordwagen gegeben werden.
Enthusiasten der Hanomag IG arbeiteten dazu ein Fahrgestell auf und lieferten damit die Basis für den Karosseriebauer, der im Aufbau von Fahrzeugen mit Aluminium-Karosserien über jahrelange Erfahrung verfügt.
2013 konnten sowohl der D 19-Motor betriebsbereit gemacht als auch der Gitterrohrrahmen rekonstruiert werden. Erste Testfahrten fanden im September 2013 statt – 100 Jahre nach dem Tod von Rudolf Diesel, dem Mann, mit dem alles begann.
Dank einiger namhafter Sponsoren wurde der Rohbau des Fahrzeugs abgeschlossen und 2014 auf der 1. Historischen Rekordwoche Dessau erstmals zum Einsatz gebracht; im Frühjahr 2018 konnte der Karosseriebau abgeschlossen werden.
Im Juni wurde der Nachbau des Weltrekordautos im Rahmen der Langen Nacht der Museen vor dem Historischen Museum erstmals der Öffentlichkeit in Hannover präsentiert. Dort ist der Flitzer seitdem auch regelmäßig zu sehen. Anlässlich des 80. Jubiläums der Erstfahrt soll der Wagen, dessen Fertigstellung bis dahin geplant ist, in der niedersächsischen Hauptstadt gebührend gewürdigt werden.
(Veröffentlicht: 10. Juli 2018)