Leibniz Universität

Bau des Zentrums für Wissen­schafts­reflexion empfohlen

Der Wissenschaftsrat hat empfohlen, den Forschungsbau zur Förderung der der Geistes- und Sozialwissenschaften zu fördern.

So könnte der Forschungsbau für das "Zentrum für Wissenschaftsreflexion" aussehen.

Klimawandel, Welternährung, Gesundheitsentwicklung: Ohne die Wissenschaft sind die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht zu bewältigen. Doch die Wissenschaftler selbst stehen dabei in Spannungsfeldern – beispielsweise zwischen den wachsenden Kräften der Ökonomie, Politik und Medien. Solche Herausforderungen des Wissenschaftssystems sind der Fokus der Forschungsdisziplin Wissenschaftsreflexion. Die Leibniz Universität Hannover (LUH) ist ein bundesweit einmaliges Zentrum der Wissenschaftsreflexion. Jetzt sollen die Forscherinnen und Forscher ein eigenes Gebäude bekommen: Der Wissenschaftsrat hat am 24. April 2020 empfohlen, den Forschungsbau "Zentrum für Wissenschaftsreflexion" zu fördern. Dieser wird – vorbehaltlich der abschließenden Entscheidung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) – mit 14,75 Millionen Euro finanziert, die jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Niedersachsen getragen werden.

Forschungsbau stärkt interdisziplinären Austausch

Wissenschaftsreflexion arbeitet in interdisziplinären Projekten. Vor allem beteiligt sind die Fächer Philosophie, Soziologie, Volkswirtschaftslehre, Politik- und Rechtswissenschaften. Durch den neuen Forschungsbau soll an der Leibniz Universität Hannover die bisherige Zerstreuung an unterschiedlichen Standorten überwunden werden. Ziel ist es, neue Forschungsideen zu entwickeln, Projekte zu bearbeiten und Expertise zusammenfließen zu lassen. Hierfür ist eine große bauliche Flexibilität erforderlich: Im Gebäude soll in verschiedenen Gruppengrößen und mit unterschiedlichen Medien miteinander kurzfristig, spontan, aber auch langfristig zusammengearbeitet werden. Ziel ist eine Architektur, die anregt, die Gedanken zu öffnen und neue Konzepte zu entwickeln. Die Infrastruktur soll die klassische Bibliothek und das klassische Datenzentrum als feste und noch getrennte Einrichtungen überwinden. Der Bau bietet Räumlichkeiten für interdisziplinäre Forschung, eine Wissenswerkstatt mit innovativer Forschungsinfrastruktur, Begegnungs- und Verweilorte zur Förderung von formeller und informeller Kommunikation und Kooperation sowie Veranstaltungsräume für wissenschaftliche Konferenzen. 

Hannover ist Hochburg der Wissenschaftsreflexion

Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler freut sich über die Ergebnisse der Frühjahrssitzung des Wissenschaftsrates: "Selten war die Wissenschaft in der öffentlichen und politischen Diskussion so präsent wie heute. Wir erleben gerade, wie die Rolle der Wissenschaft neu definiert wird. Das Vorhaben der Leibniz Universität Hannover trifft den Nerv der Zeit. Das Lob des Wissenschaftsrats für das Neubauvorhaben des Zentrums für Wissenschaftsreflektion an der Leibniz Universität Hannover unterstreicht die Bedeutung des wissenschaftlichen Austauschs."

Zusammenführung von Hochschul- und Wissenschaftsforschung

Der Standort Hannover zeichnet sich bereits jetzt durch bundesweite Alleinstellungsmerkmale in der Wissenschaftsreflexion aus: "In der Wissenschaftsreflexion an der LUH werden Hochschul- und Wissenschaftsforschung systematisch zusammengeführt. Zugleich existieren an keiner anderen deutschen Universität vergleichbar viele Professuren in diesem Themengebiet – in Hannover sind es 13. Auch unsere spezifisch zugeschnittenen Strukturen der Nachwuchsförderung, die bereits während des Studiums beginnt, sind einzigartig", sagt Prof. Dr. Eva Barlösius vom Institut für Soziologie, die die Antragstellung als Sprecherin maßgeblich vorangetrieben hat. In den vergangenen Jahren ist die Drittmitteleinwerbung für den LUH-Forschungsschwerpunkt Wissenschaftsreflexion stark gestiegen; von 2017 bis 2019 konnten 8,2 Millionen Euro für die Forschung verausgabt werden.

Prof. Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität Hannover, sagt: "Ich freue mich sehr über diesen Erfolg unserer Geistes- und Sozialwissenschaften und es macht mich stolz, dass wir als Leibniz Universität Hannover gemäß unseres Profils und Bestrebens nun als einzige Universität im TU9-Verbund auch einen geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsbau haben."

Sechs Forschungsgruppen unter einem Dach 

In den neuen Forschungsbau werden folgende Forschungsgruppen und -einrichtungen der LUH einziehen:

  • die Forschungsgruppe Wissenschaftsphilosophie, die insbesondere mit und über die Lebens-, Natur- und Technikwissenschaften forscht,
  • die Forschungsgruppe Soziologische Wissenschafts- und Hochschulforschung, die sich auf sozialstrukturelle und makrosoziologische Fragen konzentriert,
  • das Centre for Ethics and Law in the Life Sciences (CELLS), ein interdisziplinäres, gemeinsames Forschungsinstitut mit der Medizinischen Hochschule Hannover, das vorwiegend über ethische und rechtliche Fragen der Lebenswissenschaften arbeitet,
  • das Leibniz Center for Science and Society (LCSS), dessen Forschungsfokus auf den Wechselwirkungen zwischen Hochschule und Wissenschaft und Gesellschaft liegt,
  • das von der Deutschen Forschungsgesellschaft geförderte Graduiertenkolleg "Integrating Ethics and Epistemology of Scientific Research",
  • die LCSS-Graduiertenschule "Wissenschaft und Gesellschaft"

Forschungsbau entsteht in der Nordstadt

Der Standort des Forschungsbaus liegt in Sichtnähe zum Hauptgebäude der LUH, in der Hannoveraner Nordstadt (Im Moore 23). Der Bau erhält ein Untergeschoss und bis zu fünf Obergeschosse mit einer gesamten Nutzfläche von mindestens 2.000 Quadratmetern. Die Bauarbeiten müssen innerhalb von fünf Jahren nach der nun bevorstehenden Bewilligung durch die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz abgeschlossen sein.

(Veröffentlicht: 28. April 2020)