Kolonialgeschichte

Beirat „Dekolonisierendes Erinnerungskonzept“ nimmt Arbeit auf

Der von der Landeshauptstadt Hannover ins Leben gerufene Beirat „Dekolonisierendes Erinnerungskonzept“ hat mit seiner konstituierenden Sitzung am 19. Januar 2024 seine Arbeit aufgenommen. Der Beirat soll die Verbindungen der Stadt Hannover zur Kolonialgeschichte und deren bis heute reichende Auswirkungen aufarbeiten, deren Zeichen in der Stadt hinterfragen und Handlungsempfehlungen benennen.

Beirat „Dekolonisierendes Erinnerungskonzept“ 

Oberbürgermeister Belit Onay betrachtet die Einsetzung des Beirates als Meilenstein: „Ein dekolonisierendes Erinnerungskonzept ist nicht nur für die BPoC-Community (Black and People of Color) in unserer Stadt bedeutend, es ist auch zentral für eine demokratische Gesellschaft, in der gleichberechtigte Teilhabe und Vielfalt hohe Bedeutung haben.“

Im Anschluss an die erste konstituierende Sitzung trafen sich die Mitglieder des Beirates, Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf & OB Belit Onay zum Gruppenfoto in der Rathaushalle.

Der Beirat, der mehrfach im Jahr zu Präsenzsitzungen in Hannover zusammenkommen soll, vereint lokale und überregionale Expertise. Die Mitglieder haben Kompetenzen im Bereich der Geschichte des Kolonialismus und seiner Folgen, der Provenienzforschung sowie der dekolonisierenden Erinnerungskultur, aber auch in den Handlungsfeldern Rassismus, Empowerment und Teilhabe. Von zentraler Bedeutung ist die vorgesehene Einbindung von Menschen der Zivilgesellschaft, die sich intensiv für das Thema engagieren.

Gesellschaftliche Folgen der Zeit des Kolonialismus

Neben historischen Fragestellungen und dem Umgang mit den Spuren des Kolonialismus im Stadtbild wird der Beirat auch die heute noch spürbaren gesellschaftlichen Folgen der Zeit des Kolonialismus thematisieren.

Es gilt, das Bewusstsein dafür zu stärken, dass viele Lebensbereiche noch heute Bezüge zum Kolonialismus aufweisen. Der verbreitete Alltagsrassismus ist dafür ein zentraler Beleg. Aber auch weltweite Wirtschafts- und Handelsstrukturen, Schwerpunktsetzungen in Politik und Medien oder die unterschiedliche Betroffenheit der Weltregionen von den Folgen der Klimakatastrophe sind dafür Beispiele.

Zentrale gegenwärtige politische Probleme sind nur dann umfassend zu verstehen und zu bearbeiten, wenn man die Geschichte des Kolonialismus und ihre nachhaltigen Folgen kennt.

Beschäftigung mit dem kolonialen Erbe

v.l.n.r.: Oberbürgermeister Belit Onay, Kultur- und Bildungswissenschaftlerin Brenda Davina, Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf

Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf hebt die Bedeutung des nun begonnenen Prozesses hervor: „Eine plurale und diverse Stadt muss sich intensiv mit ihrem kolonialen Erbe beschäftigen, das bis heute prägend wirkt. Der Beirat wird uns in dieser Hinsicht wichtige Impulse geben.“

Die Städtische Erinnerungskultur wird die Arbeit des Beirats begleiten. Die konstituierende Sitzung wurde von Brenda Davina als wissenschaftliche Koordinatorin „Koloniales Erbe“ vorbereitet.

Die Kultur- und Bildungswissenschaftlerin Brenda Davina verfügt über langjährige und vielfältige Erfahrung in der Bildungsarbeit sowie der ehrenamtlichen Arbeit in den Vereinen Afrosources und Future of Ghana Germany.

Die Mitglieder des Beirats „Dekolonisierendes Erinnerungskonzept“:

Lokale Vertreter*innen:

1. Tchadarou Abdoul
(Generation Postmigration, Jugendsprecher des Zentralrats afrikanischer Gemeinden in Deutschland e.V., Mitwirkung beim Lokalen Integrationsplan der Landeshauptstadt Hannover)

2. Dr. Claudia Andratschke
(Leitung Provenienzforschung am Landesmuseum Hannover, Koordinatorin Netzwerk Provenienzforschung in Niedersachsen)

3. Leyla Ercan
(Agentin für Diversität, Nds. Staatstheater Hannover)

4. Golschan Ahmad Haschemi
(freiberufliche Kulturwissenschaftlerin, Schwerpunkte: Queer-Feminismus, (Anti-)Rassismus, Postkolonialismus und Empowerment)

5. Prof. Dr. Brigitte Reinwald
(Uni Hannover: Centre for Atlantic and Global Studies, Afrikanische Geschichte)

6. PD Dr. Ulrike Schmieder
(Uni Hannover: Centre for Atlantic and Global Studies; Erinnerungen an Sklavenhandel und Sklaverei, insbes. Lateinamerika/Karibik)

7. Hannah Indirah Terhorst
(Bildungswissenschaftlerin, Kargah)

8. Innawa Bouba
(Politikwissenschaftlerin, Colors of Climate, Klimagerechtigkeitsbewegung und koloniale Kontinuitäten)

9. Bakari Tangara
(ADV-Nord e.V.)

Überregionale Vertreter*innen:

10. Nadine Golly
(Sozialwissenschaftlerin, Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, Mitbegründerin von KARFI - Schwarzes Kollektiv für Empowerment und rassismuskritische Bildung)

11. Tahir Della (Decolonize Berlin, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, begleitet Dekolonisierungsprozess in Berlin)

12. Dr. Noa K. Ha
(wiss. Leiterin des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung, Berlin, Schwerpunkte: Post- und dekoloniale Stadtforschung/Erinnerungskultur, Asiatische Diaspora, Intersektionale, feministische, postkoloniale und dekoloniale Theorie)

13. Mable Preach
(Regisseurin, Choreografin, Kuratorin; Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Hannover)

Teilnehmende Verwaltung (beratend ohne Stimmrecht):

1. Kulturdezernentin

2. Fachbereichsleitung Kultur

3. Direktion ZeitZentrum Zivilgesellschaft

4. Koordinierende Wissenschaftliche Stelle

5. Antidiskriminierungsstelle der Stadt

6. Verwaltungsstelle