Flüchtlingsunterbringung

Weitere Unterkünfte und Sozialkarte für Geflüchtete

Die Stadt Hannover eröffnet neue Notunterkunft „Blaue Schule“ mit 300 Plätzen und Wohnprojekt Am Forstkamp mit mehr als 60 Plätzen. Eine Sozialkarte zur bargeldlosen Bezahlung für Asylbewerber*innen soll noch in 2023 zur Verfügung stehen.

Unterkunft Am Forstkamp von außen mit Innenhof.

Die Landeshauptstadt Hannover hat zwei weitere Unterkünfte für Geflüchtete eröffnet. Am 11. Oktober 2023 ging ein umgebautes Schulgebäude an den Start, das für 300 Menschen Platz bietet. Darüber hinaus beziehen die ersten Geflüchteten in diesen Tagen ein neues Wohnprojekt mit Platz für 60 Menschen. Eine Sozialkarte zur bargeldlosen Bezahlung für Asylbewerber*innen soll noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen. 

Neue Zuweisungsquote für Hannover

Innenansicht eines Zimmers der Unterkunft Am Forstkamp.

Für den Zeitraum bis Ende März 2024 hat Hannover eine neue Zuweisungsquote erhalten. Die Stadt muss demnach 823 Menschen aufnehmen.  Aktuell sind 6068 geflüchtete Personen in städtischen Unterkünften untergebracht, 1270 von ihnen sind Ukrainer*innen. Derzeit konzentriert sich die Stadt darauf, Unterkünfte mit guten Standards aufzubauen.  Dabei geht es auch um den Aufbau einer Notreserve - mit Blick auf politische Entwicklungen, die Fluchtbewegungen nach sich ziehen. Die Stadt sondiert ständig den Markt, um weitere Unterkünfte zu schaffen oder zu mieten.

„Die neuen Unterkünfte geben uns zusätzliche Möglichkeiten, geflüchteten Menschen eine Perspektive in Hannover anzubieten. Unsere Haltung steht damit im Gegensatz zur aktuellen Debatte um Flüchtlingsbegrenzung und Abschiebung. Für uns steht das Recht auf Asyl im Fokus. Wir haben eine soziale Verantwortung gegenüber Menschen aus anderen Ländern und Krisengebieten in Not“, sagte Oberbürgermeister Belit Onay im Rahmen der Eröffnung.

Sozialdezernentin Sylvia Bruns erläutert die aktuelle Lage in Bezug auf die Unterbringung: „Die städtischen Unterkünfte sind aktuell zu rund 91 Prozent ausgelastet. Demzufolge ist die Lage in Hannover derzeit beherrschbar.  Die neuen Zuweisungen, die aufgrund einer Übererfüllung der bisherigen Quote nur durchschnittlich ausfallen, ermöglichen es uns, Geflüchtete zunehmend aus den Notunterkünften heraus in wohnungsähnlichen Unterkünften unterzubringen. Wir wollen geflüchteten Menschen, die zu uns nach Hannover kommen, eine gute Lebenssituation ermöglichen. Gleichzeitig bereiten wir unsere Aufnahmekapazitäten auf Notsituationen vor, um auch zukünftig keine Messehallen mehr anmieten zu müssen“.

Neue Quartiere geben Geflüchteten eine Perspektive – Blaue Schule

Die neu in Betrieb genommene Notunterkunft ist die ehemalige „Blaue Schule“ am Friedrich-Wulfert-Platz 1. Die Klassenzimmer sind durch Leichtbauwände in kleinere Wohnräume aufgeteilt worden, die alle über Kühlschränke verfügen. Es gibt eine Küche und einen Waschraum mit Trocknern. Die Unterkunft verfügt über mehrere Aufenthaltsflächen – unter anderem die frühere Mensa. Darüber hinaus können die Bewohner*innen die Außenflächen, die mit Spielgeräten ausgestattet sind, nutzen. Die ersten Geflüchteten ziehen voraussichtlich in den nächsten Tagen ein. Es handelt sich sowohl um Einzelpersonen als auch Familien. Die Nutzung ist auf zwei Jahre angelegt. Die Unterkunft wird vom Deutschen Rote Kreuz in der Region Hannover betrieben.

Wohnprojekt mit neuen Standards

Einblick in eine Küche in der Unterkunft Am Forstkamp.

Eine weitere Unterbringungsmöglichkeit schafft die Stadt in dieser Woche im Stadtbezirk Misburg-Anderten, Am Forstkamp 22 A. Es handelt sich um eine Unterkunft mit wohnungsähnlichem Charakter. Die 25 Zwei- bis Drei-Zimmerwohnungen mit eigenen Küchen und Bädern bieten Platz für bis zu 64 Menschen – Familien, Paare oder auch Alleinerziehende mit Kindern. Drei Wohnungen sind rollstuhlgerecht ausgebaut. Es gibt einen Waschmaschinenraum zur gemeinschaftlichen Nutzung sowie Flächen zum Abstellen von Fahrrädern und Kinderwagen. Räume für soziale Beratung sowie gemeinschaftliche Aktivitäten stehen zur Verfügung. Die Unterkunft wird durch die AWO – Arbeiterwohlfahrt Region Hannover e.V. im Auftrag der Stadt Hannover betrieben und wurde von hanova umgebaut. Die Stadt ist Mieterin. 

Sozialkarte uneingeschränkt nutzbar

Innenansicht eines Badezimmers in der Unterkunft Am Forstkamp.

Mit dem Ziel, mehr Teilhabe zu ermöglichen, plant die Stadt die Ausgabe einer sogenannten „Socialcard“ an Geflüchtete. Nur die Stadt kann Guthaben auf diese Karte buchen – es ist jeweils der volle Regelsatz. Die Berechtigten können frei über die Verwendung ihres Guthabens entscheiden. In ihrer Nutzung ist die Karte nicht eingeschränkt. Sie wird an jedem Geldautomaten und in jedem Geschäft akzeptiert. Sie ist als Debitkarte auch im Ausland nutzbar. Die Stadt kontrolliert Geldtransaktionen nicht.

„Die Socialcard steht für das, was Hannover ist - eine moderne und innovative Kommune. Bei der Digitalisierung der Verwaltungsprozesse sind wir weit vorn und schaffen mit der Karte für Asylbewerber*innen neue Möglichkeiten der Teilhabe. Sowohl für die Leistungsempfänger*innen als auch für die Verwaltungsmitarbeiter*innen gestalten wir die Auszahlungsprozesse schlanker und digitaler. Das Guthaben wird jeweils zum ersten eines Monats auf die Karte gebucht, Warteschlangen sollen zukünftig der Vergangenheit angehören. Wir planen die Karte noch in diesem Jahr an den Start zu bringen“, erläutert Oberbürgermeister Belit Onay das Vorhaben.

Die Geldkarte ersetzt künftig den sogenannten Verpflichtungsschein. Dabei handelt es sich um ein Formular mit Sicherheitsmerkmalen, mit dem die Stadt den Kunden*innen einen Betrag für die Auszahlung durch die Sparkasse zusichert. Die Geldkarte ist für alle Kund*innen der Landeshauptstadt Hannover vorgesehen, die nicht über ein Konto verfügen. Neben Asylbewerber*innen erhalten auch Menschen, die Hilfe nach SGB XII empfangen und nicht über ein eigenes Bankkonto verfügen, künftig die Karte.