HMTMH

Mit Abstand am Wichtigsten

Nach Wochen der Schließung wird in der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover seit dem 2. Juni unter strengen Abstands- und Hygieneregeln wieder unterrichtet.

Nach wochenlanger, Corona-bedingter Schließung ist die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover zur eingeschränkten Präsenzlehre zurückgekehrt.

Unter normalen Umständen hätte Susanne Busch wohl kurzerhand mit dem Finger auf das Notenblatt getippt. In Zeiten von Corona deutet die Lehrbeauftragte ihrer Studentin Annette Groß mit dem Violinbogen, wo sie weiterspielen soll. Nach Wochen der Schließung wird in der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover seit dem 2. Juni unter strengen Abstands- und Hygieneregeln wieder unterrichtet.

"Für die künstlerischen Karrieren der Studierenden an der HMTMH ist die Präsenzlehre existenziell", so die Präsidentin Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann: "Der künstlerische Einzel- und Ensembleunterricht kann durch digitale Formate ergänzt, nicht aber ersetzt werden." Ohne den direkten Austausch mit den Lehrenden, ohne das gemeinsame Musizieren mit Ensemblepartnerin oder Ensemblepartner sind der Weiterentwicklung des individuellen Könnens und Ausdrucks klare Grenzen gesetzt. 

Möglich wurde die schrittweise Öffnung der HMTMH bis hin zur Präsenzlehre auf der Grundlage eines in der Landeshochschulkonferenz Niedersachsen erfochtenen Beschlusses vom 26. März 2020. Es wurde Einigkeit erzielt, dass das Sommersemester 2020 trotz der "erschwerten Bedingungen" stattfindet, digital gestartet und "überwiegend digital" durchgeführt wird. In diesem Rahmen konnte die HMTMH ein Hybrid-Semester mit zwei Phasen entwickeln – Phase eins: Selbststudium mit digitaler Unterstützung, Phase zwei: kompakte Präsenzphase im Juni/Juli.

Für die erste Phase entwickelte eine Arbeitsgruppe kurzfristig Perspektiven zur Nutzung digitaler Lehr- und Lernmittel. Ergänzend zum bereits etablierten Lernmanagementsystem wurde eine datenschutzkonforme Video-Konferenz-Plattform aufgesetzt. "Im theoretisch-wissenschaftlichen Bereich wie der Musikvermittlung oder den Medien- und Kommunikationswissenschaften ist uns der Wechsel ins Digitale sehr gut gelungen", berichtet Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann, "und auch in den pädagogischen und künstlerischen Fächern haben sich die Lehrenden mit größtem Engagement auf das digitale Experiment eingelassen."

An ihre Grenzen stößt die Digitalisierung von Lehre allerdings im künstlerischen Bereich, wo es vielfach schon an den Rahmenbedingungen scheitert. Mal sind die technischen Möglichkeiten für eine gute klangliche Übertragung nicht vorhanden, mal macht die räumliche oder familiäre Situation das Üben und Lehren (z. B. von Blechblasinstrumenten) im privaten Bereich unmöglich. Viele Studierende (z. B. in den Fächern Klavier, historische Tasteninstrumente, Orgel und Schlagzeug) sind auch auf Instrumente in den Räumen der HMTMH angewiesen.

Von Bund und Ländern wünscht sich die HMTMH-Präsidentin – auch in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen – eine gezieltere Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse der Kunst- und Musikhochschulen, denn "die künstlerischen Hochschulen sind in besonders hohem Maße auf praktische Lehrformate angewiesen, die in vollem Umfang nur im Präsenzunterricht möglich sind." In erster Linie für die künstlerischen Ausbildungsklassen wurde dieser nun wieder aufgenommen. Vorbereitend hatte die Hochschule ihre Türen am 13. Mai unter den notwendigen Schutzmaßnahmen bereits wieder für das individuelle Üben einzelner Studierender geöffnet.

An der HMTMH wird das "Kompakt-Präsenzstudium" ab dem 27. Juli in eine komprimierte Prüfungswoche münden. Die Eignungsprüfungen wurden aufgrund der Corona-Pandemie in den Oktober verschoben und werden ganz oder in Teilen digital durchgeführt.