Bühnen

Ich will alles – oder nichts!

Im Schauspielhaus Hannover gibt es einen musikalischen Abend zu 100 Jahre Hildegard Knef.

Bühnenszene

Ella Fitzgerald sagte über Hildegard Knef, sie sei „the greatest singer without a voice“, die größte Sängerin ohne Stimme. Es reichte zu einer Weltkarriere: als Schauspielerin, als Sängerin und als Schriftstellerin. Im Dezember 2025 wäre die Knef einhundert Jahre alt geworden. Eine Ikone bis heute.
Hildegard Knef war mindestens anderthalb Frauen. Der einzige weibliche Weltstar, den Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg hervorvorbrachte. In Hollywood teilte sie mit Marilyn Monroe eine Garderobe, Marlene Dietrich stattete sie mit Mänteln und Kleidern aus. Sie trat zwei Jahre lang ausverkauft am Broadway auf und ruinierte fast ihre Stimmbänder. Ehe sie als Sängerin und eine der ersten Songschreiberinnen überhaupt eine dritte Karriere machte. Oder war es schon ihre vierte?

Hilde Knef war Stehauf-Frau. Diva mit Haltung. Künstliche Wimpern und Bodenständigkeit. Das Herz am rechten Fleck, nein, besser: am linken; denn sie positionierte sich couragiert gegen alles Spießige, gegen alte und neue Nazis. Sie trug ihr Herz auf der Zunge. Ehrlich. Verletzlich. Schonungslos und schwach und stark. Gefallener Engel, als sie aus den USA nach Deutschland zurückkam, Phoenix aus der Asche, als sie mit ihrem autofiktionalen Roman „Der geschenkte Gaul“ einen Weltbestseller landete und auf ihren Tourneen die Konzertsäle füllte.

Es ist Zeit, Hildegard Knef (wieder) zu entdecken. Sie und ihre unverwechselbaren Songs — von Hits wie „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ oder „Von nun an ging’s bergab“ bis zu selten gespielten Raritäten. Ein Kritiker meinte, Hildegard Knef habe als Sängerin und Texterin „die deutsche Popmusik im Alleingang erwachsen gemacht“. Sie sang nicht über heile Welt, sondern über One-Night-Stands und Liebe, die scheitert, Chansons, die Kurzgeschichten sind, raffiniert und verrucht. Eine Inspiration für Generationen von Menschen. Eine Künstlerin, die etwas zu sagen hat. Und wie!

Katrin Lindner hat offenbar ein Faible für die großen Film- und Musik-Ikonen. Als junge Regisseurin gestaltete sie mit der Schauspielerin Maja Beckmann am Schauspielhaus Bochum einen hinreißenden Abend über Romy Schneider: „Das Sisi-Syndrom“. Später inszenierte sie im Bochumer Kunstbunker ein Solo über Marlene Dietrich. Seitdem folgten Arbeiten u. a. an der Volksbühne Berlin, dem Schauspielhaus Bochum, dem Nationaltheater Mannheim und dem Staatstheater Nürnberg. Zuletzt inszenierte sie an den Münchner Kammerspielen „Fremd“ von Michel Friedman als ergreifendes Schauspielerinnen- Solo. — Lars Ehrhardt wiederum ist in Hannover kein Unbekannter: Der Gitarrist, Songwriter und Musikproduzent ist hier geboren, betreibt in der Stadt ein eigenes Tonstudio und war auch schon im Schauspiel Hannover zu erleben: im Familienstück „Hex. Dornröschen im Feenwald“. Als Musikalischer Leiter war er an zahlreichen Theaterproduktionen beteiligt, u. a. am Thalia Theater und am Schauspielhaus Bochum.

Termine

29.12.2025 ab 19:30 bis 21:10 Uhr

07.01.2026 ab 19:30 bis 21:10 Uhr

17.01.2026 ab 19:30 bis 21:10 Uhr

21.01.2026 ab 19:30 bis 21:10 Uhr

Ort

Schauspielhaus
Prinzenstraße 9
30159 Hannover

Regulär

20,50-54,50 €

Ermäßigt

ab 5 €

Preise ggf. zzgl. Gebühren
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