InsMoor: Maßnahmen

Initialpflanzungen

Ein kleinräumiges und vielgestaltiges Mikrorelief ist charakteristisch für Hochmoorlebensräume. Viele typische Arten sind auf diese Strukturvielfalt angewiesen. 

Als Initialpflanzungen sollen vor allem Setzlinge (vorgezogene Jungpflanzen mit Wurzelballen) oder Ableger nahegelegener Spenderflächen moortypischer Gefäßpflanzenarten eingebracht werden. Aber auch die gezielte Ansaat oder die Übertragung von Mahdgut ist geplant. Ausgehend von diesen Ersteinbringungen können sich die Pflanzen nach ihrer Etablierung ausbreiten. Ergänzend zu diesen Maßnahmen werden auf Flächen mit geeigneten Bedingungen (guter Wasserhaushalt, passendes Mikroklima, ggf. Schlenkentorfmoose vorhanden) Bult-Torfmoose (Sphagnum papillosum, S. medium, S. rubellum, S. molle) gepflanzt. Damit wird die Bildung der typischen Schlenken-Bulten-Struktur initiiert (Schlenke: kleine, teilweise wassergefüllte, tiefere Bereiche im Moor; Bult: kleinere Erhöhungen im Moor), an die viele charakteristische Insektenarten angepasst sind. 

Von Moorheidearten wie Glockenheide (Erica tetralix), Rosmarinheide (Andromeda polifolia), Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) und Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) werden im Sommer kleine Zweige in geeigneten Spenderflächen abgeschnitten. Diese sogenannten Stecklinge werden dann über das Winterhalbjahr in einer Baumschule bewurzelt und im Folgejahr als Setzlinge in die Zielflächen eingebracht. Diese Methode beeinträchtigt die Pflanzenbestände der Spenderflächen nur geringfügig, da jeweils nur einzelne Zweige von den Spenderpflanzen abgeschnitten werden.


 

Setzling der Rosmarinheide nach der Bewurzelung in der Baumschule

 

Von den Wollgräsern (Eriophorum angustifolium und E. vaginatum) werden auf Spenderflächen im Projektgebiet mit großen Beständen dieser Arten, ganze Pflanzen entnommen und in die Zielflächen verpflanzt. Gleiches gilt für das Weiße Schnabelried (Rhynchospora alba), von dem Brutzwiebeln (Ableger einer Mutterpflanze in Form einer Zwiebel) entnommen werden können. Da von diesen Arten große Bestände im Projektgebiet existieren und jeweils nur kleine Teile davon zur Verpflanzung entnommen werden, ist eine Entnahme unproblematisch.

 

Bewurzelte Brutzwiebeln des Weißen Schnabelrieds wenige Monate nach dem Einsetzen

 

Insbesondere für vegetationsfreie ehemalige Abbauflächen ist das Ausbringen von Saatgut der jeweiligen Gefäßpflanzenarten eine weitere Möglichkeit für die Etablierung von hochmoortypischer Vegetation. Deshalb wird die Ausbringung von Saatgut im Rahmen dieses Vorhabens getestet. Dazu wird das Saatgut zum für die jeweilige Art geeigneten Zeitpunkt im Projektgebiet gesammelt und auf den Zielflächen ausgestreut.

Auf Flächen, die für hochmoortypische Vegetation zu trocken sind, soll eine Übertragung von Heidemahdgut in Kombination mit dem Setzen von bewurzelten Stecklingen („Setzlinge“) die Entwicklung einer Feuchtheide anstoßen. Dafür wird auf geeigneten Spenderflächen im Projektgebiet Mahdgut aus Pflegemaßnahmen der Besenheide (Calluna vulgaris) gesammelt und auf der Zielfläche ausgebracht.

Erst ab dem zweiten Jahr werden auf den jungen ehemaligen Abtorfungsflächen auch Torfmoose ausgebracht, weil dann der erforderliche Schutz für die Anwuchsphase durch die zuvor angelegten Strukturen vorhanden ist. Da Bult-Torfmoose sehr selten und nur noch in begrenztem Umfang im Projektgebiet vorhanden sind, werden sie im kleinen Umfang aus benachbarten Hochmooren entnommen (maximal 20 km Entfernung von den Zielflächen). Die Entnahme auf den Spenderflächen erfolgt schonend, indem jeweils nur handtellergroße Soden händisch aus den Spenderpopulationen entnommen werden. Außerdem werden in kleinen Bereichen die oberen 5 cm von Spenderbulten von Hand abgeschnitten und die Torfmoosfragmente auf den offenen Torfboden in einem Verhältnis von 1:10 (Spenderfläche:Zielfläche) ausgestreut. Die Torfmoosfragmente werden dann mit einer Walze angedrückt und für ausreichend Schutz vor Witterungseinflüssen in der Initialphase mit Bio-Stroh – da dies keine Rückstände von Pflanzenschutzmitteln aufweist – abgedeckt. Die Torfmoosfragmente treiben bei ausreichendem Kontakt zum Torf und genug Feuchtigkeit entlang des gesamten Fragments wieder aus. Auf gleiche Weise regenerieren sich die im Spendergebiet abgeschnittenen verbliebenen Torfmoosteile, so dass die Spenderpopulationen nur kurzzeitig beeinträchtigt werden. Die direkte Übertragung von Bult-Torfmoosen aus einer Spenderpopulation hat den Vorteil, dass damit auch Samen und andere keimende Pflanzenteile („Diasporen“) von den gewünschten Gefäßpflanzen zum Teil direkt mit auf die Zielflächen übertragen werden. Zudem können in geringem Umfang auch Insekten im Spendermaterial vorhanden sein, die dann ebenfalls auf die Zielflächen übertragen werden. Dieses Vorgehen kann auch die die Wiederbesiedlung mit moortypischen Insektenarten beschleunigen.
 

Torfmoos-Soden wenige Jahre nach der Ausbringung (Vorläufermaßnahme der Region Hannover)

 

Aufgrund der Seltenheit und der geringen Verfügbarkeit der Bult-Torfmoose ist geplant, in großem Umfang Pflanzungen mit im Gewächshaus vermehrten Torfmoosen vorzunehmen. Dies schont die Spenderpopulationen und ermöglicht trotzdem eine großflächige Ausbringung von den wichtigen Bult-Torfmoosen. Für die Vermehrung im Gewächshaus werden zu Beginn des Projektes Proben von Ziel-Torfmoosarten (Sphagnum papillosum, S. medium, S. rubellum, S. molle) im Projektgebiet gesammelt. Nach der Zwischenvermehrung im Gewächshaus werden diese Torfmoose dann in kleinen Bündeln geliefert und können direkt in den Torfboden bzw. in die bestehende Vegetation eingesetzt werden .