Die Zukunft des Hörens

Wo die Gefühle herkommen

Andreas und Daniel Sennheiser zeigen von der Wedemark aus den Weg in künftige Klangdimensionen.

Dr. Andreas Sennheiser (links) und Daniel Sennheiser

Mein Lieblingsklang…

… ist das heisere Fauchen und Grummeln eines Oldtimer-Motors. Das beschert mir jedes Mal wieder eine Gänsehaut. Diese Mischung aus Kraft und Energie strahlt gleichsam eine gewisse Rohheit und Ehrlichkeit aus." Dr. Andreas Sennheiser

Die nächste Klangstufe: Mit dem AMBEO-Mikrofon können jegliche Töne dreidimensional, das heißt aus verschiedenen Winkeln, aufgezeichnet werden.

"Probieren Sie’s einfach mal aus", sagt Andreas Sennheiser. "Stellen Sie, wenn Sie das nächste Mal einen Thriller sehen, an einer dramatischen Stelle den Ton ab. Sie werden sich vielleicht sogar amüsieren über die Bilder." "Und dann", ergänzt sein Bruder Daniel Sennheiser, "stellen sie an derselben Stelle das Bild ab. Und sie werden sich auch ohne Videospur fürchten."

Die beiden Sennheiser-Brüder, beide Geschäftsführer des weltbekannten Audiospezialisten aus der Wedemark, reden nicht über Technik. Sie reden über Gefühle. Es sind Klänge, Geräusche, die Emotionen erzeugen, weit mehr als Bilder das tun. Das Ohr des Menschen ist der Zugang zu seinen Empfindungen. Sennheiser hat sich zum Ziel gesetzt, die Zukunft der Audio-Welt zu gestalten. "Vor zehn Jahren haben wir angefangen, den Bereich 3D-Audio zu erforschen", erzählt Andreas Sennheiser.

"Und wir wussten nicht, wo die Reise genau hingeht", ergänzt sein Bruder Daniel. "Wir wussten nur, was wir wollten: ein möglichst exaktes Abbild der Realität des Hörens – als wäre man live dabei."

Inzwischen gibt es greifbare Ergebnisse, im Sinne des Wortes: Sennheiser hat die AMBEO-Technik entwickelt: Man hört nicht mehr zwei-, sondern dreidimensional. "Früher gab’s Mono und Stereo", sagt Andreas Sennheiser. "Die nächste Stufe ist AMBEO." Dazu gehört auch das AMBEO-Mikrofon, das Töne aus unterschiedlichen Winkeln aufzeichnen kann. 3D Audio wird das Hören verändern. "Im Konzertsaal verorten wir die Musik vorn bei den Instrumenten", sagt Daniel Sennheiser. "Tatsächlich kommt der Schall aber vielfach reflektiert zu uns. 30 Prozent der Klänge in einem Konzert hören wir über die Decke." All das muss man berücksichtigen, wenn man Schall originalgetreu wiedergeben will.

Die Entwicklung findet parallel zum technischen Fortschritt in der Bilderwelt statt. Es gibt bereits Konzertveranstalter, die Michael Jackson wieder auf die Bühne holen wollen. Dahinter verbirgt sich eine Technik, die Filmaufnahmen wie in einem Hologramm räumlich darstellen kann. "Heute gehen wir noch ins Kino", sagt Andreas Sennheiser, "in zehn Jahren spielen wir im Film mit." Daniel Sennheiser: "Heute spielen wir zu Hause einen Song von einer Band ab, in absehbarer Zeit steht die Band virtuell bei uns im Wohnzimmer."

"Es wird eine interaktive Vermischung von dem geben, was echt ist und was nicht", erläutert Andreas Sennheiser. "Vielleicht müssen wir dann auch neu definieren, was für uns real ist." Wir werden also ganz ungewohnte Erfahrungen machen? "Werden wir", sagt Daniel Sennheiser. "Unsere Wahrnehmung verändert sich. Es ist ein Unterschied, ob Sie ein Konzert im Fernsehen sehen oder ob es sich anfühlt, als seien Sie dabei." Andreas Sennheiser ergänzt: "Da kommen wir vielleicht auch an Grenzen. Wie weit wollen wir gehen? Darf man Menschen Erfahrungen ermöglichen, die sie nie gemacht haben? Das muss jeder für sich entscheiden."

Für Filme und Konzerte aber gilt, dass Sennheiser mit perfektem Klang Gefühle auslösen möchte: "Wenn Sie die Augen schließen, sollen Sie nicht mehr sagen können, ob Sie im Konzertsaal oder zu Hause sitzen", sagt Andreas Sennheiser.

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