Tierärztliche Hochschule

Fledermäuse erkennen Stimmungen

Fledermäuse können die Stimmungslage ihrer Artgenossen erkennen – und zwar anhand ihrer Kommunikationslaute. Das haben Forscherinnen der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) in einer Studie herausgefunden. Dafür spielten sie Feldermäusen aufgezeichnete Rufe ihrer Artgenossen vor und beobachteten deren Reaktion.

TiHo-Forscher haben Fledermäusen aufgezeichnete Rufe vorgespielt.

"Wir wussten, dass die Rufe von Fledermäusen verschiedene emotionale Zustände wiedergeben können. Unklar war aber, ob andere Fledermäuse diese Informationen auch interpretieren können", sagt Studienleiterin Sabine Schmidt. "Als wir die Rufe aufzeichneten und den Fledermäusen vorspielten, stellten wir fest, dass die Tiere durch die Laute anderer Fledermäuse erfahren, ob eine Situation besser oder schlechter wird. Entsprechend können sie dann reagieren."

Studie über "Indischen Falschen Vampir"

Gemeinsam mit ihrer Kollegin Hanna Kastein vom TiHo-Institut für Zoologie und Forschern der Madurai Kamaraj University in Indien hat Schmidt die Studie über die Fledermausart "Indischer Falscher Vampir" in dem Open-Access-Magazin "Frontiers in Zoology" veröffentlicht. Erst vor Kurzem hatten TiHo-Forscher herausgefunden, dass Fledermäuse ihre Artgenossen höchstwahrscheinlich an der Stimme unterscheiden können.

Laute gesammelt

Für die neue Untersuchung verwendeten die Forscher laut TiHo aufgezeichnete Rufe, die Emotionen wie Aggression oder Beschwichtigung in verschiedenen Intensitäten wiedergeben. Die Rufe hatten die Wissenschaftler während einer früheren Studie gesammelt und durch das Verhalten der Fledermäuse während der Aufnahme als aggressiv oder beschwichtigend eingeordnet.

Rufe vorgespielt

Im Rahmen der Studie spielten die Wissenschaftler zwölf Fledermäusen – sieben männlichen und fünf weiblichen – die aufgezeichneten Rufe vor. Die Tiere hatten dabei laut TiHo jeweils Futter und waren allein. Ziel sei es gewesen, zu beobachten, ob die Rufe die Fledermäuse vom Futter ablenken. Die eine Hälfte der vorgespielten Rufe habe eine zunehmende, die andere Hälfte eine abnehmende Intensität gehabt.

Reaktion der Tiere

Zunächst provozierten die Rufe laut TiHo bei den Tieren immer eine Reaktion – unabhängig davon, welcher Art sie waren. Waren die Rufe aggressiv, lenkten sie die Fledermäuse zudem dauerhaft von ihrem Futter ab. Bei den beschwichtigenden Rufen hingegen zeigten die Fledermäuse keine Reaktion mehr, wenn die Intensität abnahm. Daraus schließen die Wissenschaftler beispielsweise, dass die Tiere den Ruf erkannten und als ungefährlich bewerteten.

"Mechanismen auch bei anderen Säugern"

"Unsere Erkenntnisse lassen vermuten, dass diese Mechanismen auch bei anderen Säugern existieren", sagt Studienleiterin Schmidt. Allerdings handele es sich dabei nicht um die Vorläufer von Sprache nach unserem Verständnis. Die Mechanismen haben laut Schmidt vermutlich mehr mit sogenannter para-sprachlicher Kommunikation wie dem Lachen oder Schreien eines Babys gemeinsam – also mit Klängen, die wichtige emotionale Informationen wiedergeben, aber keinen eigentlichen Sprachinhalt haben.

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