Erinnerung

Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung

Gedenkveranstaltung für die Opfervon Flucht und Vertreibung am 20. Juni 2016 im Neuen Rathaus

Flüchtlinge aus fünf Nationen und der Sozialphilosoph Prof. Dr. Oskar Negt berichteten am 20. Juni 2016 anlässlich des bundesweiten "Gedenktags für die Opfer von Flucht und Vertreibung" und dem internationalen Weltflüchtlingstag auf einer Veranstaltung der Städtischen Erinnerungskultur der Landeshauptstadt Hannover über ihre Erfahrungen mit Flucht und Vertreibung.

Prof. Oskar Negt (re.) und syrische Flüchtlinge bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer von Flucht und Vertreibung am 20. Juni 2016 im Neuen Rathaus

Eingeleite wurde die Veranstaltung von Frau Bürgermeisterin Regine Kramarek, die in ihrem Grußwort insbesondere die Flüchtlingssituation in Hannover nach dem Kriegsende 1945 und den aktuellen Stand der Flüchtlingsunterbringung und -versorgung thematisierte. Anschließend sprach Prof. Dr. Oskar Neg u.a. über die "Ideologie des Fremden", die als  "Rohstoff der Angst" große Teile der Bevölkerung den Rechtspopulisten in die Arme treibe. In Wirklichkeit gäbe es kein "Flüchtlingsproblem", was bereits ein Blick auf die Zahlen im Vergleich zur Situation nach Kriegsende 1945 verdeutliche. Rückblickend auf seine eigene Vergangenheit als Flüchtling, der mit seinen Schwestern 1945 nach Dänemark flüchtetet und erst nach zwei Jahren in dänischen Flüchtlingslagern wieder mit seinen Eltern in Deutschland war, wies Negt auf eine Gemeinsamkeit aller Flüchtlinge in: "Niemand verlässt seine Heimat ohne Grund!" Die Flüchtlingspolitik und der Umgang mit ihnen erfordere die Anerkennung und Achtung der "Würde des Menschen" in all ihren Facetten.

Ein somalischer Flüchtling des Projekts "Qualifizierte Flüchtlinge ins Studium" berichtet über sein Leben in Deutschland und seinen Wunsch, studieren zu dürfen.

In einer von der Moderatorin Vanessa Krukenberg, You & Culture, moderierten Gesprächsrunde schilderten fünf in Hannover lebende Flüchtlinge aus Syrien, Somalia, der Türkei, der Elfenbeinküste und Afghanistan ihre Flucht nach Deutschland, ihren Alltag in der Flüchtlingsunterkunft, wie sie Deutschland im Vergleich zu ihren früheren Erwartungen sehen und die Hindernisse ihres zumeist ungesicherten Aufenthaltsstatuses. Trotz offenkundiger Probleme wie sperrige Behörden oder Fremdenhass betonten alle, einige mit Hilfe der Übersetzung von Frau Farha Khalil, in Deutschland viele freundliche und helfende Hände kennengelernt zu haben. Einen Wunsch teilen sie auch alle: "Hierbleiben zu dürfen!"

Parisa Hussein-Nejad, Internationalen Kulturellen Jugend-Austausch e.V., im Gespräch

Zu diesen Helfern zählen sicherlich die ebenfalls mitgekommenen Flüchtlingsbetreuer der fünf Flüchtlinge: Frau Songül Dereköy vom Caritasverband Hannover e.V., Frau Parisa Hussein-Nejad vom Internationalen Kulturellen Jugend-Austausch e.V. und Frau Natalia Beckmann von der Koordinationsstelle IntegrationslotsInnen und dem Projekt "Qualifizierte Flüchtlinge ins Studium".

Die Veranstaltung wurde zum Thema passend mit syrischer Musik begleitet von dem syrischen Duo: Salem Jaza & Ammar Zein.