Geschichte

Wie die U-Bahn das Image der Oststadt änderte

Der Raschplatz auf der Rückseite des Bahnhofs und das dazugehörige Viertel galten lange als verpönt: "Hinterm Bahnhof wohnt man nicht" lautete noch bis in die 1970er Jahre das Motto vieler Hannoveraner. 

So sieht es heute "hinterm Bahnhof" aus.

Das königliche Zellengefängnis 

Auf dem Gelände des heutigen Raschplatzes und des Pavillons prangte bis 1963 ein großer ummauerter Gebäudekomplex. Dieser Komplex wurde in den Jahren 1865-1875 errichtet und beherbergte das Gerichtsgefängnis Hannover. Das königliche Zellengefängnis prägte das Viertel "hinterm Bahnhof" und hinterließ bei Besuchern der Stadt einen finsteren Eindruck. So schrieb Theodor Lessing in seinem Buch "Haarmann: Die Geschichte eines Werwolfs" über das Gefängnis: 

„Hinter dem Bahnhof der Stadt Hannover im totesten, seelenlosesten Steinwüstenbezirk an der Celler Straße liegt ein Zuchthaus; ein riesiges Gelände, umzirkt von einer trostlosen Riesenmauer aus roten Backsteinen." 

Die bis 1937 auf dem Gefängnisinnenhof durchgeführten Hinrichtungen mit dem Fallbeil bestärkten den abschreckenden Ruf des Gebiets "hinter dem Hauptbahnhof". Denn alles, was auf dem Gefängnisinnenhof passierte, konnte von den umliegenden Häusern aus beobachtet werden. Zu Beginn des Jahres 1937 musste die Guillotine daher nach Wolfenbüttel umziehen. 

"Hinterm Bahnhof wohnt man nicht"

Nach zahlreichen Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg gestaltete die Stadt Mitte der 1960er Jahre das Raschplatzviertel neu. Eine zentrale Handlung war der Abriss des inmitten der Stadt gelegenen Gefängnisses. Einen sofortigen Aufschwung des Viertels hatte diese Neuerung allerdings nicht zur Folge. Noch bis in die 1970er Jahre hinein blieb das Gebiet hinter dem Bahnhof von Armut geprägt. Neben Studierenden und älteren Leuten fanden kinderreiche Familien und Gastarbeiter den dringend benötigten und bezahlbaren Wohnraum. Die Armut förderte die Kriminalität: Am Raschplatz etablierte sich ein kriminelles Drogenmilieu, was dem Platz im Volksmund den Spitznamen "Haschplatz" bescherte.

Vom Armutsviertel zur angesagten Oststadt 

Eine Aufwertung der Oststadt und des Raschplatzes brachte der U-Bahn Bau in den 1970er Jahren mit sich. Als nördliches Ende der Niki-de-Saint-Phalle-Promenade (damals Passerelle) wurde auch der Platz hinter dem Bahnhof umgestaltet und direkt mit der Fußgängerzone der Lister Meile verbunden. Diese direkte Verbindung zur Innenstadt wertete den Bereich hinter dem Bahnhof auf und sorgte für umfangreiche Sanierungen an Wohn- und Geschäftshäusern in dem Viertel dahinter. Heute zählt die Oststadt mit der belebten Lister Meile zu den beliebtesten Wohngegenden Hannovers. Der Raschplatz steht dem in nichts nach: Der Platz hat sich zu einem Treffpunkt des Nachtlebens mit Diskotheken, Restaurants, Bars und einem Kino gemausert.