Zehn mal Hannover unter uns

Die U-Bahn-Station Kröpcke

Die längsten Rolltreppen der Stadt, Tunnelluft in Dosen und ein "geheimes" Gleis bietet die größte und tiefste U-Bahn-Station in Hannover im Herzen der Stadt direkt unter dem Kröpcke.

Von der ebenfalls unter dem Platz verlaufenden Zugangsebene mit der Niki-de-Saint-Phalle-Promenade führen die vier längsten Fahrtreppen der Stadt 33 Meter in den Untergrund zu den Bahnsteigen der Stadtbahn-Linien 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 16 und 18. Bis zu 150.000 Fahrgäste täglich nutzen die Station Kröpcke als Ausgangs-, End- oder Umsteigestation.

Rendezvous von drei unterirdischen Verkehrswegen

Zu Beginn der 1970er Jahre wurde mit dem Bau der Station Kröpcke begonnen. Bis zur Eröffnung der Bahnsteige für die A-Strecke auf der -2 Ebene unter der zeitgleich entstandenen Passerelle (die heute Niki-de-Saint-Phalle-Promenade heißt) am 26. September 1975 verwandelte sich der große Platz mitten in der Innenstadt von Hannover in einen gigantischen Sandkasten mit einem riesigen Loch in die Tiefe. Diese monumentale Baumaßnahme war notwendig, weil in der künftigen U-Bahn-Station Kröpcke alle drei Tunnelstrecken der sich kreuzenden Stadtbahn-Linien A-, B- und C aufeinandertreffen sollten. Die A-Linie des Hannoverschen Stadtbahnsystems führt vom Waterlooplatz bis zum Lister Platz, die B-Linie verbindet die Stadtteile Vahrenwald und Döhren und die C-Linie pendelt zwischen Königsworther Platz im Westen und dem Braunschweiger Platz im Osten der Stadt.

Das geheime Gleis

Auf der nach Westen führenden C-Strecke liegt hinter dem Bahnsteig Richtung Steintor ein Gleis, das nach einigen Metern abrupt vor einer Betonmauer endet: Im Hinblick auf die im ursprünglich geplante Tunnelstrecke Linie D wurde der Strecken­abschnitt in der Georgstraße von der Kleinen Packhof­straße bis etwa zum Steintor in Höhe der Reit­wall­straße dreigleisig gebaut. Das zusätzliche dritte Gleis (mit der Bezeichnung "56") würde bei einem entsprechenden weiteren Ausbau des Stadt­bahntunnel­netzes erforderlich, weil es die einzige Betriebs­verbindung für notwendige Über­führungs­fahrten zwischen der Linie D und dem übrigen Stadt­bahn­netz im Tunnel darstellt. Zurzeit wird dieses Gleis zum Kehren und Abstellen von Zügen für die Linien B und C benutzt. 

Tunnelluft als Souvenir

"Hannover freundete sich mit der neuen Untergrundbewegung schnell an. Sicher auch, weil an den ersten drei Tagen Ende September 1975 die Fahrten noch kostenlos waren. Eine Wiedergutmachung für die Jahre des Baulärms. [...] Als besondere Attraktion gab es damals 'Tunnelluft' in versiegelten Reagenzgläsern zu kaufen. 2 Mark kostete das. Es gab auch Tunnelerde. Kleine hellgraue Klumpen, von den Anbietern augenzwinkernd auf ein Alter von 30 Milliarden Jahren geschätzt (die Erde ist tatsächlich rund 4,6 Milliarden Jahre alt)", schreibt die Online-Ausgabe der Schaumburger Nachrichten zum 40. Jahrestag des Tunnelbaus am Kröpcke. 

Die Bahnsteige der so genannten B-Strecke für die Stadtbahnlinien 1, 2, 8 und 18 auf der -2 Ebene wurden am 27. Mai 1979 fertig gestellt, am 26. September 1982 erfolgte schließlich die Inbetriebnahme der Bahnsteige der C-Strecke für die Linien 4, 5, 6, 11 und 16 auf der -4 Ebene. Diese drei Stadtbahn-Äste wurden mit den Farben Blau, Rot und Gelb gekennzeichnet, und in diesen Farben waren damals zur besseren Orientierung auch die Ebenen der einzelnen Strecken in der U-Bahn-Station Kröpcke gestrichen.

Zur EXPO 2000 wird alles neu gemacht

Wegen hoher Energiekosten und schlechter Lichtverhältnisse wurde die U-Bahn-Station Kröpcke im Jahr 1999 von Grund auf neu gestaltet. Rechtzeitig zur EXPO 2000 in Hannover sollten die umfangreichen Renovierungsarbeiten inklusive Beauty-Kur abgeschlossen sein. Aufzüge wurden eingebaut und in nur fünf Monaten die Wände der gesamten U-Bahn-Station nach einem Entwurf des Künstlers Massimo Iosa Ghini mit gelben und grünen Glassteinchen verkleidet. "Der italienische Designer erinnerte sich an Rom, wo er in U-Bahn-Stationen bereits erfolgreich mit Glasmosaiken gearbeitet hatte", schreibt dazu die Üstra in ihrer Broschüre "Einsteigen: Nahverkehr in Form und Farbe". "Auch in Hannover griff er deshalb auf Glasmosaike zurück. Der Werkstoff ist flexibel, langlebig, farbintensiv, farbecht und leicht zu reinigen. Drei handgefertigte, abstrakte Stadtmosaike bilden seit Februar 2000 das Herz der neuen Oberfläche. Mit ihrer unterschiedlichen Farbgebung erleichtern sie die Orientierung innerhalb der Station. Abgestufte Grünnuancen machen aus den mehr als 200 Säulen der Station ein wichtiges raumgestalterisches Element. Zudem arbeitet Ghini intensiv mit Beleuchtung. Im Zentrum jeder Säule sorgt ein ovales Licht für eine positive Raumstimmung, entlang der Gänge geben längliche Lichtleisten die Laufrichtungen zu den Ausgängen und den anderen Ebenen vor." Seitdem leuchtet Hannovers größte U-Bahn-Station von innen und lockt so jeden Tag Tausende Pendler und Passagiere in die Tiefe unterm Kröpcke.