Neuer Achsantrieb

Continental setzt Meilenstein in der Elektromobilität

Das hannoversche Technologieunternehmen baut den ersten voll integrierten Achsantrieb für die Großserie. Dies hat die Continental AG am 10. Juli 2019 mitgeteilt. Die E-Maschine soll in Fahrzeugen chinesischer und europäischer Hersteller zum Einsatz kommen.

Neuer Achsantrieb mit "Best-in-class"-Werten bei Leistungsdichte, Größe und Gewicht

Der Wechsel vom Verbrenner- zum Elektroantrieb wird die Automobilwelt grundlegend verändern. Continental sieht sich bei der Gestaltung dieses Wandels seit Jahren in einer führenden Position mit. Nun stellt das Technologieunternehmen bereits die dritte Generation eines elektrischen Antriebsstrangs vor: Der neue, besonders leistungsstarke, leichte und kompakte Achsantrieb wird noch in diesem Jahr in unterschiedlichen Elektromodellen mehrerer Hersteller in China und Europa auf die Straße kommen. "Wir fördern mit zukunftsweisenden Technologien neue Mobilitätslösungen. Unsere elektrischen Antriebe sind ein zentraler Baustein innovativer Fahrzeuge – von etablierten Herstellern ebenso wie von Start-up Unternehmen", sagt Andreas Wolf, CEO des Antriebsgeschäftes von Continental. Mit dem neuen Elektroantrieb übernimmt die Division Powertrain als Technologie-Zulieferer eine Vorreiterrolle für hochintegrierte E-Achsantriebe für den Massenmarkt und setzt einmal mehr Maßstäbe bei der Leistungsfähigkeit dieser Module. Hochintegriert bedeutet in diesem Fall, dass der neue Hochvolt-Antrieb Elektromaschine, Leistungselektronik und Untersetzungsgetriebe in einem Gehäuse vereint. Als einer von wenigen Systemanbietern kann der Continental Antriebsbereich damit einen kompletten, elektrifizierten Antriebsstrang aus einer Hand anbieten.

Langjährige E-Erfahrung führt zu herausragendem Reifegrad

Bereits im Jahr 2006 begann bei Continental die Entwicklungsarbeit an einem Elektroantrieb, der ab 2011 in einem Elektroauto eines europäischen Herstellers zum Einsatz kam. In die neue, jetzt marktreife dritte Generation des Achsantriebs floss also nicht nur eine über Jahre aufgebaute Kompetenz in Sachen Elektroantrieb ein, sondern auch die Erfahrung aus dem jahrelangen Alltagseinsatz dieser Technologie. Die Powertrain-Ingenieure konnten aufgrund ihrer Systemkompetenz das Zusammenspiel der Einzelkomponenten E-Maschine, Leistungselektronik und Getriebe nochmals verbessern und optimal aufeinander abstimmen – und zudem Bauraum und Gewicht optimieren. Der neue Achsantrieb wiegt nun weniger als 80 Kilogramm. Ins Getriebe neu integriert wurde die Funktion einer elektrischen Parksperre. Der neue, leistungsfähigere Achsantrieb bietet nicht nur ein hohes Maß an Fahrspaß, sondern auch ein günstiges Kostenniveau. Denn durch die intelligente Kombination der Komponenten – Stichwort Integration – können beispielsweise zahlreiche Kabelverbindungen und Stecker entfallen.

Hybridisierung

Der Strom für das elektrische Heizen des Katalysators kann von einer effizienten 48 Volt Hybridisierung kommen. Continental hat auf dem Rollenprüfstand mit dem Super Clean Electrified Diesel Versuchsfahrzeug demonstriert, dass sich mit dem elektrisch heizbaren Katalysator sogar der anspruchsvolle London Traffic Cycle erfüllen lässt: Der NOx-Ausstoß bei diesem kurzen Zyklus mit vielen Standzeiten (Stau), niedriger Motorlast und vielen Anfahrvorgängen lag unter 27 mg/km. Gleichzeitig sank der CO2-Ausstoß um 4 g/km. 

Zwei Leistungsstufen mit 120 oder 150 kW

„Den hochintegrierten Achsantrieb bieten wir in zwei Leistungsstufen mit 120 oder 150 kW an. Zudem erreicht der neue Hochvolt-Antrieb aus Elektromaschine, Leistungselektronik und Untersetzungsgetriebe einen bislang noch nicht dagewesenen Reifegrad“, sagt Thomas Stierle, Leiter Business Unit Hybrid Electric Vehicle, Division Powertrain. Was die Leistung von bis zu 150 kW und das maximale Drehmoment von bis zu 310 Nm betrifft, ist der neue elektrische Achsantrieb mit einem 2-Liter-Turbodiesel-Motor herkömmlicher Bauart vergleichbar. E-Maschine und Leistungselektronik des neuen Systems sind flüssigkeitsgekühlt.

Achsantrieb passend für viele Fahrzeugklassen

Aufgrund seiner Größe, seiner Leistungsdaten und seiner Charakteristik passt der Achsantrieb von Continental in zahlreiche Fahrzeugklassen und -konzepte. Konkret wird das Antriebsmodul noch in diesem Jahr in einem europäischen Kleinwagen sowie in mehreren Kompakt-SUVs asiatischer Hersteller auf die Straße kommen. Neben diesen neuen Elektrofahrzeugen klassischer OEMs bringt die neue Continental-Technologie auch das Elektrofahrzeug Sion des deutschen Start-up-Unternehmens Sono Motors in Fahrt. Der Sion ist das erste in Serie gefertigte Elektrofahrzeug, in dessen Karosserie Solarzellen integriert sind. Damit produziert das Auto autark elektrische Energie, was die Reichweite vergrößert. Die Produktion des Autos, dessen Elektronik-Architektur für innovative Sharing-Konzepte vorbereitet ist, wird im kommenden Jahr beginnen. Die Partnerschaft zwischen Continental und Sono Motors ist langfristig über den gesamten Lebenszyklus des Sion angelegt.

Partnerschaften mit klassischen OEMs ebenso wie mit Start-up-Unternehmen

Wie das Beispiel Sono Motors zeigt, engagiert sich Continental mit seinem technologischen Knowhow als Treiber umweltfreundlicher Antriebs- und Mobilitätskonzepte. Auch in diesem Bereich werden also frühzeitig Praxiserfahrungen gesammelt und spezielle Kompetenzen aufgebaut. Damit bedient Continental mit seinen "Best-in-class"-Produkten junge, aufstrebende Unternehmen ebenso wie die etablierten Hersteller der Fahrzeugindustrie.

Serienproduktion startet im dritten Quartal 2019

Die Serienproduktion des neuen, weltweit eingesetzten Achsantriebs wird im dritten Quartal 2019 im Continental-Werk im chinesischen Tianjin beginnen. Der Grund für die Fertigung in China ist einerseits die Nähe zum aktuell größten und am schnellsten wachsenden Markt für Elektrofahrzeuge, andererseits die starke Lieferantentenkette, die sich Continental in China aufgebaut hat.

(Veröffentlicht: 10. Juli 2019)