Eröffnung

ZeitZentrum Zivilcourage feiert digitale Eröffnung

Am Freitag, 12. März, feiert das ZeitZentrum Zivilcourage [Z] seine digitale Eröffnung.  Das Programm beginnt um 18 Uhr mit einem Grußwort von Oberbürgermeister Belit Onay und des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil. 

Feierliche Eröffnung des ZeitZentrums Zivilcourage durch Oberbürgermeister Belit Onay, Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf und Dr. Karljosef Kreter, Leiter des ZeitZentrums Zivilcourage

Der Link zur virtuellen Eröffnungsfeier ist hier zu finden.

"Das ZeitZentrum Zivilcourage ist kein Museum, keine Gedenkstätte – sondern ein Lernort für Demokratie: Das ZeitZentrum Zivilcourage – kurz: das [Z] wird die kulturelle Bildungslandschaft der Stadt Hannover bereichern und durch sein eigenes Profil prägen: direkt, jung, vielfältig und interaktiv." Mit diesen Worten eröffnet Oberbürgermeister Belit Onay am Freitag, 12. März, das neue ZeitZentrum Zivilcourage.

Und Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf ergänzt: "Im Auftrag des Rats der Landeshauptstadt Hannover haben wir das ZeitZentrum Zivilcourage entwickelt. Am Ende ist ein Ort entstanden, an dem man sich aktiv mit der hannoverschen Stadtgesellschaft und der Rolle einzelner Menschen im Nationalsozialismus auseinandersetzen kann: Welche Entscheidungsmöglichkeiten hatten sie? Was hat sie in ihrer Freiheit eingeschränkt? Und wie können wir heute in einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung dazu beitragen, eine vielfältige und offene Gesellschaft für die Zukunft zu gestalten?"

Das Programm beginnt um 18 Uhr mit einem Grußwort von Oberbürgermeister Belit Onay und des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil. Es folgen inhaltliche Einblicke in das [Z] im Gespräch zwischen Oberbürgermeister Belit Onay und Denise M’Baye, Schauspielerin und Sängerin aus Hannover.

Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf und das Team der Städtischen Erinnerungskultur sprechen über die Entwicklung des [Z]. Außerdem gibt es einen wissenschaftlichen Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Micha Brumlik, Goethe Universität Frankfurt. Im Anschluss an diese fachliche Einordnung folgen Grußworte von Prof. Detlef Schmiechen-Ackermann, Sprecher des wissenschaftlichen Beirats und Dr. Elke Gryglewski, Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten.

Ergänzt wird das Programm mit Statements aus der Stadtgesellschaft zum Thema Zivilcourage. Auszubildende des Kulturzentrums Faust e.V. und des MusikZentrums Hannover, die an der Eröffnungsplanung beteiligt waren, steuern einen Beitrag bei. Die Poetry Slammer*innen Ninia LaGrande und Tobias Kunze stellen verschiedene Module des neuen ZeitZentrums der hannoverschen Erinnerungskultur vor.

Ein weiterer Höhepunkt ist der Song „Meine Stadt“, den die Musikerin Joy Bogat eigens für das [Z] geschrieben hat. Weitere Musik von hannoverschen Bands und Musiker*innen wie Hagelslag, Passepartout, Emerson Prime und Lars Vogt, Pianist und Dirigent, umrahmen das vielseitige Programm, das von Jan Egge Sedelies moderiert wird. Das (Eröffnungs-)Programm (Dauer etwa 120 Minuten) steht auch nach dem 12. März unter dem genannten Link zur weiteren Verfügung.

Das Programm für den 12. März wurde in den vergangenen Wochen gefilmt und zusammengeschnitten. Dank an alle Beteiligten, besonders die Produktionsfirma d-zentral und die Auszubildenden des Kulturzentrums Faust und des MusikZentrums Hannover.

Am 13. und 14. März werden virtuelle Kurator*innenführungen zum inhaltlichen und pädagogischen Konzept im [Z] angeboten. Bei Interesse bitte unter das-z@hannover-stadt.de anmelden.

Ab dem 15. März bietet das Team vom Zeit-Zentrum Zivilcourage digitale Einblicke an.

Aktuelle Informationen gibt es fortlaufend unter www.hannover.de/das-z. Sobald es die Corona-Lage erlaubt, wird das [Z] für Einzelbesuche und Workshops öffnen.

Zum Konzept des Z

Im Mittelpunkt der Ausstellung des Zeit-Zentrums Zivilcourage stehen 45 Menschen, die zur Zeit des Nationalsozialismus in Hannover gelebt haben. Angesichts der Tat-sache, dass es in wenigen Jahren kaum noch Möglichkeiten geben wird, mit überlebenden Opfern und Täter*innen des Nationalsozia-lismus ins Gespräch zu kommen, wird das pädagogische Konzept der Ausstellung eine Lücke füllen: Während die schulische Vermittlung von demokratischen Prinzipien oder der Geschichte des Nationalsozialismus bei Kindern und Jugendlichen eher theoretische Grundlagen schafft, soll im Zeit-Zentrum Zivilcourage die Geschichte der NS-Zeit nah am Lebensweg von Menschen in unserer Stadt vermittelt werden.

Die Besucher*innen erkunden die Lebensgeschichten von 45 Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Hannover gelebt haben, und stellen sie in den historischen Zusammenhang. Hierbei können die Besucher*innen die Auswirkungen der nationalsozialistischen Diktatur am Beispiel einer Biografie, die im Spannungsfeld von „Mitmachen oder widerstehen“ erforscht wird.

Damit die komplette Bandbreite an Verhaltensmöglichkeiten in einer Diktatur abgebildet werden können, erörtert das Ausstellungskonzept zusätzlich die Frage „Bleiben oder gehen?“. Viele Menschen versuchten, sich durch Flucht oder Emigration vor der Verfolgung zu retten, doch die Möglichkeiten waren begrenzt. Die fehlende Bereitschaft anderer Länder, Verfolgte aufzunehmen und die hohen bürokratischen und finanziellen Hürden machten diesen Weg für viele unmöglich. Der biografische Zugang führt die Besucher*innen auf eine Reise durch verschiedene Module.

Die Module

Menschen in Hannover

Eine große „Portraitwand“ mit den Gesichtern von 45 Menschen bildet den Ausgangspunkt für jeden Besuch im [Z]. Alle Besucher*innen erhalten am Eingang eine „Spurenkarte“ mit dem Portrait eines dieser Menschen und können deren Biografie in den verschiedenen Ausstellungsmodulen für sich rekonstruieren.

Mein Erbe?

Dieses Modul bietet eine chronologische Übersicht über wesentlich Ereignisse in der Zeit des Nationalsozialismus – aber auch in der Zeit davor (ab 1890) und danach bis heute. Hier können Besucher*innen die Lebensgeschichte des Menschen auf ihrer Spurenkarte vertiefend erkunden über Biografie-Karten, die einzelnen Zeitabschnitten zugeordnet sind. Auf diese Art werden die Lebenswege in direkten Zusammenhang mit der Zeitgeschichte gebracht.

Meine Nachbarn?

Dieses Modul spricht das Thema Nachbarschaft aus zwei perspektiven an. Das öffentliche Leben in einer Gesellschaft, die zwischen „dazugehörigen“ und „auszuschließenden“ Gruppen unterscheidet wird über Bildergalerien, thematische Texte und kleine Inszenierungen thematisiert. Die persönlichen Lebensgeschichten von 13 der 45 Menschen aus der Ausstellung werden in „Kabinetten“ dargestellt, die wesentliche Aspekte dieser Biografien in Szene setzen.

Meine Welt?

Das Modul „Meine Welt?“ erzählt die Geschichte des Jugendlichen Bex, der in die rechte Szene abdriftet und einen Ausweg sucht. Dieses Modul wurde von FSJler*innen des Fachbereichs Kultur in Abstimmung mit der Aussteigerhilfe Rechts entwickelt. Die ausgeklügelte Inszenierung wurde ebenfalls von den FSJler*innen in Zusammenarbeit mit Bühnenbildnerinnen entworfen. Die Besucher*innen müssen die Geschichte anhand von versteckten Hinweisen in der Inszenierung selbst aufschlüsseln. Dieses Modul kann nur von Gruppen besucht werden.

Meine Stadt?

Der lokalgeschichtliche Bezug tritt besonders beim topografischen Zugang „Meine Stadt?“ in den Vordergrund. An einzelnen Stationen eines überdimensionalen ÜSTRA-Plans geben kurze Hörtexte weitere Einblicke in die Lebensgeschichten der 45 Menschen. Über die Projektion einer digitalen Stadtkarte an die Wand können die 45 Lebensgeschichten erkundet werden über historische Orte, die mit den Biografien verbunden sind. Historische und aktuelle Kartendarstellungen erleichtern die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit. Allgemeine Informationen können abgerufen: zum Beispiel KZ-Außenlager, Stolpersteine, Orte der Zwangsarbeit, Übersicht über Straßennamen und (Um-)Benennungen, und vieles mehr. Außerdem kann die Stadtkarte ganz einfach einen Spaziergang zeichnen, der beispielsweise zu Stätten der Topografie des Terrors oder der antisemitischen Verfolgung vorbereitet wurde.

Meine Fragen?

Das Modul enthält in digitaler Form alle Inhalte des [Z]. Außerdem bietet es die Möglichkeit, sowohl digital als auch analog weiter zu recherchieren. Das digitale Informationssystem beinhaltet weiterführende Texte und Quellendokumente zu den Themen des [Z]. Es wird ergänzt durch eine analoge Bibliothek, die Fachliteratur, historische Werke und auch literarische Texte beinhaltet. Ein „Giftschrank“ enthält Propagandawerke des Nationalsozialismus.

Der Weg von der Idee einer modernen Erinnerungskultur bis hin zum ZeitZentrum Zivilcourage

Die Gedenk- und Erinnerungskultur der Stadt Hannover zeichnet sich seit vielen Jahren durch vielfältige Aktivitäten und Veranstaltungen aus. Es fehlte aber ein Ort, der in der Mitte der Stadt eine zukunftsorientierte Auseinandersetzung mit der NS-Zeit vermittelt und sowohl Bezüge zum heutigen Leben als auch zu geschichtlich relevanten Orten in Hannover aufzeigt. Dieser Ort ist in bester Lage direkt gegenüber dem Neuen Rathaus und in Nähe des Maschsees, des Mahnmals für die ermordeten Juden Hannovers am Opernplatz und der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Aegidienkirche gefunden worden.

Rat und Kulturausschuss haben über Jahre das Vorhaben parteiübergreifend unterstützt und gefordert – dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen Jahren Fremdenfeindlichkeit, offener und latenter Antisemitismus, rechtsextremistische Hetze lauter wurde.

Mit der Eröffnung des [Z] am 12. März ist ein wichtiger Meilenstein erreicht. Die Mitglieder des Beirates Erinnerungskultur sowie Mitarbeitende des Sachgebiets Kulturelle Kinder- und Jugendbildung des Bereichs Stadtteilkultur und nicht zuletzt die Teilnehmer*innen der Beteiligungsprojekte haben große Anteile an dem bisher Erreichten.