Anfang der 1960er Jahre entwickelt der Elektroingenieur Walter Bruch im Telefunken-Grundlagenlabor in Hannover ein Verfahren, mit dem das bislang analoge Schwarz-Weiß-Fernsehen in Farbe übertragen werden konnte. Sein patentiertes PAL (Phase-Alternating-Line)-System stellte er am 3. Januar 1963 erstmalig der Europäischen Rundfunkunion im Schweizerischen Genf vor.
Vier Jahre später, am 25. August 1967, beginnt in der Bundesrepublik Deutschland die Farbfernseh-Ära. Tatsächlich ging sie sogar ein paar Sekunden früher als geplant auf Sendung, denn kurz bevor der damalige Außenminister Willy Brand auf der 25. Großen Deutschen Funkausstellung in West-Berlin mit einem symbolischen Tastendruck auf eine Knopfattrappe den Startschuss dazu gab, hatten die Techniker im Hintergrund das Fernsehsignal bereits auf Farbe umgestellt.
Über ein halbes Jahrhundert in Farbe
Inzwischen ist das von Walter Bruch vor über 50 Jahren in Hannover entwickelte PAL-System weltweit verbreitet, wird nun aber mehr und mehr von der hochauflösenden HDTV-Technik des digitalen Fernsehens abgelöst. Dabei begann die bunte Fernsehwelt bereits 1954 in den USA mit dem so genannten NTSC-System (National Television Systems Committee), das jedoch im Gegensatz zu Bruchs PAL-System nicht konstant war: die Zuschauer mussten ständig aufstehen und eigenhändig an ihrem Fernsehgerät die Farben korrigieren (eine Fernbedienung gab es damals noch nicht) – weshalb die vier Buchstaben dann schnell auch mit „Never The Same Colour” („Niemals dieselbe Farbe“) übersetzt wurden. Walter Bruch wusste um diese Schwachstelle und forschte im Telefunken-Grundlagenlabor in Hannover an einem Übertragungsstandard, der die Wiedergabe von Farben ohne Schwankungen möglich macht.
Das Leben in Deutschland wird bunt
Doch dank des von Walter Bruch erfundenen PAL-Systems sahen nicht nur die Zuschauer die Fernsehsendungen plötzlich in voller Farbenpracht (sofern sie sich einen der neuen klotzigen und schweren Farbfernseher leisten konnten, die damals mit rund 2.500 DM fast halb so teuer waren wie ein VW Käfer), auch die Fernsehmacher, die Bühnenbauer sowie Kostüm- und Maskenbildner mussten lernen, "in Farbe" zu arbeiten. Gestreifte, karierte oder weiße Kleidung war untauglich vor den Farbkameras, die deutlich mehr Licht benötigten – mit der Folge, dass die Studios von großen Scheinwerfern aufgeheizt wurden und die Schauspieler und Moderatoren mit einem wärmebeständigen Make-up geschminkt werden mussten.
Mit dem Start des 2. Programms des Deutschen Fernsehfunks (DFF) am 3. Oktober 1969 wurde auch das Fernsehen in der DDR in Farbe ausgestrahlt – allerdings unter Verwendung der bereits seit Beginn der 1960er Jahre in Frankreich entwickelten Übertragungsnorm SECAM (Séquentiel couleur à mémoire; Sequenzielle Farbe mit Speicher). Die Fernsehprogramme diesseits und jenseits der Mauer ließen sich nach wie vor in Schwarz-Weiß empfangen, wer in der Bundesrepublik Deutschland jedoch auch das DDR-Fernsehprogramm in Farbe sehen wollte, brauchte einen damals rund 300 DM PAL/SECAM-Decoder.
Der Pionier des deutschen Farbfernsehens
Walter Bruch wurde am 2. März in Neustadt an der Weinstraße geboren, studierte nach einer Maschinenschlosserlehre am Technikum Mittweida in Sachsen und arbeitete bereits von 1935 bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges für Telefunken in Berlin als Elektrotechniker. 1950 kam Bruch schließlich zu Telefunken nach Hannover und leitete in der Entwicklungsabteilung für Fernsehempfänger das Grundlagenlabor für Empfängertechnik, in dem er das Ende 1962 zum Patent angemeldete PAL-System zum Fernsehen in Farbe entwickelte.
Walter Bruch verstarb am 5. Mai 1990 in Hannover. Das schlichte Familiengrab befindet sich auf dem Engesohder Stadtfriedhof in Hannover. 2002 wurde die in der Nähe vom früheren Telefunken-Grundlagenlabor an der Vahrenwalder Straße liegende Walter-Bruch-Straße im Stadtteil Brink-Hafen nach dem Pionier des deutschen Farbfernsehens benannt.
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