Das Aktualitätenkino im Hauptbahnhof

Bis 1989 war hier das Aki zu finden

Nach Frankfurt und Hamburg war Hannover die dritte Stadt in Deutschland, in der am 28. September 1951 im Hauptbahnhof ein Aktualitätenkino (Aki) eröffnete. Unter dem Slogan "In 50 Minuten um die Welt" war dort in den Anfangsjahren vom frühen Morgen bis zum späten Abend ein Dauerprogramm aus aktuellen Beiträgen der verschiedenen Wochenschauen sowie ein bis zwei Kulturfilmen und einem Zeichentrickfilm zu sehen, das den Bahnreisenden informativ und unterhaltsam die Wartezeit auf ihren Zug verkürzen sollte.

Bonbonfarben, Aschenbecher und eine Uhr

Burger statt Wochenschauen im Ostflügel des Hauptbahnhofs.

Hannovers Aktualitätenkino befand sich im rechten Seitenflügel des Hauptbahnhofs. Wie das Internetportal "allekinos.com" beschreibt, führte hinter dem "lustig-unsymetrischen Kassenhäuschen" eine breite Treppe zum lachsrotblau gehaltenen Foyer im ersten Stock der Bahnhofshalle. Im modern und eher nüchtern eingerichteten und weißblau getönten Zuschauerraum, in dem man damals noch rauchen durfte, war Platz für 480 Besucher, die Lampen waren in die Deckenplatten eingelassen und eine Uhr neben der Leinwand "erinnerte die Besucher an die Abfahrtszeit ihrer Züge".

1954 gab es in den größten deutschen Städten bereits 18 Aktualitätenkinos. Betrieben wurden sie von der AKI Aktualitätenkino-Betriebs-GmbH, die am 25. April 1951 in Frankfurt das erste Aki-Lichtspieltheater eröffnete und damit in bewegten Bildern den Menschen das gab, wonach sie sich in den Nachkriegsjahren sehnten: Nachrichten aus aller Welt, Neuigkeiten aus dem aktuellen Kultur- und Sportgeschehen sowie heitere Unterhaltung.

Für 50 Pfennig den ganzen Tag Filme und Nachrichten schauen

Das typische Endlos-Programm begann, laut Wikipedia, "mit den Worten 'Aki zeigt zuerst das neueste aus aller Welt mit Ufa-Wochenschau, Blick in die Welt, Neue Deutsche Wochenschau und Fox Tönende Wochenschau.' Nach Beiträgen der Fox Tönenden Wochenschau folgte ein kurzer Werbeblock und Blick in die Welt. Anschließend zeigte man einen kurzen Kulturfilm, weitere Nachrichten der Neuen Deutschen Wochenschau und einen zweiten Kulturfilm. Das Programm schloss nach Welt im Bild mit einem Zeichentrick- oder Slapstickfilm und begann nach wenigen Sekunden Pause wieder von vorn. Dieses Programm lief von neun bis 23 Uhr, wobei der Besucher den Kinosaal jederzeit betreten und beliebig lange zuschauen konnte. Der Eintrittspreis betrug 1953 einheitlich für alle Plätze 50 Pfennig. Die Sitze waren durch Zwischengänge so angeordnet, dass kommende und weggehende Besucher die verbleibenden nicht störten. Rechts und links der Filmleinwand, deren sichtbarer Teil durch motorisch gezogene schwarze Vorhänge dem jeweiligen Filmformat angepasst wurde, befanden sich eine beleuchtete Uhr und eine zusätzliche kleine Leinwand, auf die bei Bedarf besondere Mitteilungen projiziert werden konnten, zum Beispiel Informationen über Zugverspätungen."

Vom Aktualitätenkino zum Schmuddelkino

Auch wenn damals der deutsche Filmwirtschafts-Verband die Aktualitätenkinos offiziell "als Visitenkarte des deutschen Kulturfilms" bezeichnete und die Kölnische Rundschau zum zehnjährigen Bestehen in einem Artikel am 11. Juni 1960 lobt, dass "der Charakter der Programme von Anfang an beibehalten worden" ist – nach der Blütezeit in den 1950er Jahren folgte rasch der Abstieg. Der Grund dafür war das Fernsehen: es wurde immer beliebter und in immer mehr deutschen Wohnzimmern standen Empfangsgeräte, wie Joachim Biemann in seinem Beitrag zur Geschichte der Aktualitätenkinos auf der Internetseite www.eisenbahn-im-film.de schreibt. "Aktualitäten konnte man im heimischen Sessel nun viel schneller und bequemer sehen. Die Akis versuchten daher seit 1963, ihre Palette bunter zu gestalten. Mehr exotische und reißerische Themen, mehr Trickfilm, zusätzlich kurze Kriminal- und Westernfilme, Verlängerung des Programms auf 60 bis 70 Minuten. Man verließ auch das Prinzip, dass der jeweilige Kinoleiter das Programm individuell zusammenstellte, denn die Filmrollen rotierten nach einem festgelegten Plan durch die einzelnen Akis.“

Shopping statt Sex

Mit zweitklassigen Actionfilmen, billigen Kung-Fu-Klassikern und schlüpfrigen Sex-Streifen versuchten die Bahnhofskinos ihre Kunden anzulocken. Doch mit dem Niveau des Programms sank auch das Ansehen der Aktualitätenkinos. Außerdem passten die schmuddeligen Schau-Buden nicht mehr in das Modernisierungskonzept der Bundesbahn, mit dem sie ihre heruntergekommenen Bahnhöfe in attraktive "Kaufhäuser mit Gleisanschluss" umwandeln wollte. Auch das hiesige Aktualitätenkino war von diesem Niedergang betroffen. Ende der 1970er Jahre wurde zwar noch einmal massiv umgebaut – aus einem Kinosaal mit 480 Plätzen wurden drei Filmsäle mit jeweils 70, 63 und 164 Sitzplätzen, die sich "Attraktion 1,2 und 3" nannten – 1989 jedoch gingen im Aki Hannover die Lichter dann endgültig aus.