Pilze

Mit Pilzen die Welt retten

Pilze haben Lösungen für die meisten Herausforderungen unserer Zeit und sind der Stoff aus dem Visionen für eine gemeinsame, nachhaltige Zukunft geschrieben werden. Immerhin erfüllen sie 10 der 17 Nachhaltigkeitsziele für unsere Zukunft. 

Pilze im Georgengarten

Kohlenstoffspeicher und Kondensationspunkte

Klima-Simulationen legen durch Betrachtung verschiedener Szenarien mit und ohne Pilzen nahe, dass diese einen erheblichen Einfluss auf das Weltklima ausüben. Sie bilden mengenmäßig den größten Anteil der organischen Substanz im Boden. Sie schützen vor Erosion, sind ein gigantisches Recycling- und Vernetzungswerk und was oft vergessen wird: sie speichern eine große Menge Kohlendioxid (CO2). So schützen sie als Kohlenstoffspeicher unser Klima und erhalten uns die Luft zum Atmen, indem sie Pflanzen beim Wachsen und Gedeihen unterstützen. Auch ihre Fortpflanzungseinheiten, die Sporen, die jährlich gebildet werden, entsprechen weltweit betrachtet mit 50 Millionen Tonnen dem Gewicht von 500 000 Blauwalen. Diese winzigen, für Menschen nicht wahrnehmbaren Teilchen gelangen bis in Wolkenschichten und beeinflussen damit sogar das Klima. Als Kondensationspunkte sorgen sie dafür, dass die Luftfeuchtigkeit als Regen, Hagel oder Schnee auf die Erde fällt.

Revitalisierung und Sanierung

Mykorrhizapilze werden bei Aufforstungen oder im Gartenbau eingesetzt. Jungpflanzen werden bereits mit den passenden Pilzarten geimpft gepflanzt. Pilze könnten in Zukunft auch die Revitalisierung geschädigter Lebensräume verbessern. Selbst bei Radionukliden und Siedlungsabfällen wie Teer, Öl, DDT und anderen Pestiziden scheinen Pilze erfolgreich bei der Sanierung kontaminierter Böden einsetzbar zu sein. Mykoremediation heißt dieser Forschungszweig der Bodensanierung. Pilzarten aus dem Abraum des Bergbaus haben sich als unglaublich strahlungsresistent herausgestellt, und es wird spekuliert, dass sie bei der Beseitigung von Atommüll hilfreich sein können. In Tschernobyl entdeckte man strahlentolerante Arten, die – ähnlich wie Pflanzen das Sonnenlicht – die Strahlung als Energiequelle nutzen und in Richtung radioaktiver Teilchen wachsen.

Unter Mykofiltration versteht man die Sanierung von verunreinigtem Wasser. In Wasseraufbereitungsanlagen können Pilze die Rückstände von Medikamenten, Hormonen und Antibiotika abbauen, die sonst nicht beseitigt werden können. Aktuell wurden bereits Studien durchgeführt, bei denen Pilze ihre Fähigkeit bewiesen haben, Abwässer zu reinigen. Sie sind im Vergleich mit chemischen Ausfällungen, Ionen-Austauschverfahren oder Membranfiltern effizienter und preisgünstiger und ihr Einsatz benötigt keine Chemikalien. 

Stärkung von Bienen und Menschen

Die Bienengesundheit ist auch eines der großen Themen der Zukunft nicht nur für die Imkerei. Pilze wie Zunderschwamm und Lackporlinge stärken die Vitalität der Bienen. Extrakte, die dem Zuckerwasser zugesetzt wurden, schnitten in Studien besser ab, als jede andere Methode. Aktuell werden Studien mit weiteren Arten und ergänzenden Methoden wie beispielsweise das Räuchern der Bienenstöcke mit Zunderschwamm und Glänzendem Lackporling erprobt. 

Auch in Hinblick auf die menschliche Gesundheit kann man auf viele weitere Pilzarten hoffen – mit Penicillin ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. 

Biotechnologie und Ernährung

Pilze haben in der Biotechnologie ein großes Potential für weitere Entdeckungen – aktuell werden schon viele Stoffe des täglichen Bedarfs über Pilze erzeugt, von Waschmittel über Antibiotika, bis zu Vitaminen oder Biotreibstoff.

Pilzen können einen wertvollen Beitrag für die Ernährung der Weltbevölkerung leisten: Gerade in den Entwicklungsländern, wo die Ernährungssituation problematisch ist, und nicht ausreichend landwirtschaftliche Flächen zur Verfügung stehen, bietet die Kultivierung von Pilzen eine Alternative – selbst als Nahrung für das Vieh. Auch in Bezug auf die Umweltbelastung wie Stickstoffeintrag und Wasserverbrauch bieten Pilze gegenüber Fleisch Vorteile: Um 1 kg frische Champignons zu züchten, braucht man 8 l Wasser, für 1 kg Rindfleisch 15.000 l, inklusive der notwendigen Mengen für die Erzeugung des Futters. Zudem wachsen Pilze auf Pflanzenabfällen und Viehmist, so dass die Abfallstoffe der Pflanzenproduktion sinnvoll verwertet werden. Pilze wandeln diese wieder zu Pflanzendünger um und können somit einen wesentlichen Teil einer gesunden Kreislauflandwirtschaft bilden, mit der sich die Menschheit ernähren könnte. Gleichzeitig wird weniger Fläche für Futtermittelanbau und Tierzucht beansprucht, und die Ernährung ist „nebenbei“ gesünder und ausgewogener. 

Inzwischen gibt es verschiedene Ansätze, wie Pilze als Fleischersatz eingesetzt werden können. Natürlich kann man die gesammelten oder kultivierten Fruchtkörper direkt statt Fleisch grillen, braten und zu schmackhaften Delikatessen verwandeln. Zunehmend kommen Pilze dabei auch verarbeitet in den Fokus. So gibt es inzwischen in Supermärkten Produkte wie Würste oder Burger, die sich wie Fleisch verzehren lassen, aber aus Pilzen hergestellt sind. 

Umwandlung von Plastikschrott und anderem Müll

Mykofabrikation heißt eines der Zauberwörter, um die gigantischen Berge von Plastikschrott zu reduzieren, die durch keine bekannten Mikroorganismen biologisch abbaubar sind. Mit Hilfe von Pilzen werden organische Reste in Textilien, Dämmstoffe, Verpackungs- und Isolationsmaterialien sowie Lederersatz für unzählige Anwendungsbereiche verwandelt. Diese Produkte aus den natürlichen Stoffen sind ebenso vielseitig, funktionell und robust wie künstlicher PU-Schaum, aber viel gesundheits- und  umweltverträglicher.