Aus Flusen werden Federn

Zoo Hannover: Schneeeulen-Nachwuchs

So langsam bekommen die am 19. und 29. Juli im Erlebnis-Zoo Hannover geschlüpften Schneeeulen-Küken die ersten charakteristischen Schneeeulen-Federn (bis jetzt ähnelten sie eher aufgeplatzten Daunenkissen – grau, ziemlich fusselig und ein wenig zerzaust). Und auch die riesigen Telleraugen, aus denen sie immer ein wenig überrascht gucken, scheinen so langsam zu den Proportionen des Gesichtes zu passen.

Die beiden Küken schlüpften im Abstand von zehn Tagen

Die beiden Küken pickten sich nach einer Brutzeit von etwa 33 Tagen aus ihren Eiern. Die beim Schlupf etwa 46 Gramm leichten Küken wachsen innerhalb von 60 Tagen zu stattlichen Eulen heran. Je älter die Eulen werden, desto heller wird ihr Federkleid – wie sich bei dem zehn Tage älteren Küken deutlich zeigt. Die Farbe des Federkleids verrät später auch das Geschlecht der Schneeeule: Während Eulenmännchen schneeweiß sind, zieren Eulenweibchen dunkelgraue bis braune Tupfer und Sprenkel. Nach 50 Tagen sind die  Jungeulen schon recht gute Flieger. Ihre Eltern Harry und Hermine versorgen sie aber dann noch weitere zehn Wochen lang.

In Gefahr

Die Schneeeule steht seit 2015 auf der Roten Liste der bedrohten Vögel, die die Organisation Birdlife International gemeinsam mit der Europäischen Kommission und der Weltnaturschutzunion IUCN herausgegeben hat. Danach wird die Schneeeule in der Europäischen Union als "kritisch gefährdet" eingestuft.

Angepasst

Das Federkleid der Schneeeulen ist mit den vielen Flaumfedern sehr dicht. Auch die Beine und Zehen sind dicht mit kurzen Federn besetzt. So ist der Vogel bei den arktischen Temperaturen gut vor der Kälte geschützt. Gleichzeitig dienen die Federn als „Schneeschuhe“ – bei gespreizten Krallen kann die Schneeeule selbst auf pulvrigem Schnee gut laufen ohne einzusinken.

Hauptgericht: Lemminge

Als einzige Eulenart hat sich die Schneeeule an die harten Lebensbedingungen der Arktis angepasst. Während des kurzen Sommers, in dem es kaum dunkel wird, machen die Schneeeulen vor allem Jagd auf Lemminge. Das sind kleine Nagetiere, die wie Wühlmäuse aussehen. An einem Tag verschlingen sie immerhin drei bis vier der kleinen Nager. Etwa alle vier Jahre vermehren sich die Lemminge explosionsartig. Dann freuen sich die Schneeeulen riesig, weil sie ihre Kinder in diesen fetten Zeiten problemlos über die Runden bekommen. Ein Futterfest geradezu.

Tagaktiv

Eigentlich sind Eulen ausgesprochene Nachttiere. Die Schneeeule hingegen jagt rund um die Uhr, bei Tag und bei Nacht. Das liegt daran, dass es in dem Gebiet nördlich des Polarkreises ein halbes Jahr dunkel ist. Das andere halbe Jahr herrscht der ununterbrochene Polartag, und es ist immer hell. Am liebsten lauert die Schneeeule auf Zwergbäumen oder auf einem Felsen auf ihre Opfer. Sie ist aber auch ein geschickter Fischer. Sie packt die Beute mit ihren scharfen Krallen, hebt sie mit einem kräftigen Flügelschlag aus dem Wasser und bringt sie sicher an Land. Und dann wird geschmaust.

Steckbrief: Schneeeule (Bubo scandiacus)

Herkunft: Europa, Nordamerika, Asien
Nahrung:  Fische, Nager, Vögel, Amphibien, Käfer
Größe: 70 cm hoch
Gewicht: 3 kg
Brutzeit: 33 Tage
Erreichbares Alter: 28 Jahre

(Veröffentlicht: 23. August 2016)