Klimaziele erreichen

Windenergie in der Region Hannover

Wichtige Fragen und Antworten zum Thema Windenergie und Ausbau der Windenergie-Anlagen.

 

Die Region Hannover strebt an, das Klimaziel der Treibhausgasneutralität möglichst bis zum Jahr 2035 zu erreichen. Ein wichtiger Baustein bei der Umsetzung dieses Ziels ist die Windenergie.
Windenergie ist eine unerschöpfliche, erneuerbare Energiequelle für die Erzeugung von Strom. Diese gilt es daher auch bei uns auszubauen. Den planerischen Rahmen dazu schafft die Region Hannover über die Regionalplanung. Ängste und Befürchtungen hinsichtlich der Nutzung von Windenergie existieren jedoch. Zudem kursieren immer wieder Gerüchte und Mutmaßungen über negative Effekte von Windenergieanlagen.
Das Team Regionalplanung der Region Hannover hat deshalb für Sie hier die wichtigsten Fragen zum Thema aufgeführt und versucht, sie allgemeinverständlich zu beantworten. Wir möchten Sie auf dem Weg in die Energiewende mitnehmen. Deshalb: Schreiben Sie uns, wenn Ihnen etwas unklar ist. Am besten per E-Mail an: regionalplanung@region-hannover.de
Ihr Team Regionalplanung
 

Warum soll Windenergie in der Region Hannover ausgebaut werden?

Die Windenergie ist eine tragende Säule der Energiewende. Im "Masterplan 100 % für den Klimaschutz" der Region Hannover und der Landeshauptstadt Hannover aus dem Jahr 2014 war schon vorgesehen, eine klimaneutrale Energieversorgung bis zum Jahr 2050 zu erreichen. Das heißt: Die Treibhausgas-Emissionen sind dann gegenüber 1990 um 95 Prozent und der Endenergiebedarf um 50 Prozent gesenkt worden. Seit Ende 2021 hat die Region Hannover den politischen Auftrag, das Ziel der Klimaneutralität möglichst schon bis zum Jahr 2035 zu erreichen. Dafür müssen die erneuerbaren Energien ausgebaut werden, allen voran Windenergie und Photovoltaik – der Strom von der Sonne.

Wieviel Windstrom wird in der Region Hannover benötigt?

Die sogenannten „Big 5-Studien“ zur Klimaneutralität rechnen in Deutschland mit einem 2- bis 3-fachen Anstieg des heutigen Stromverbrauchs, um klimaneutral zu werden. Wesentlicher Grund für den Anstieg ist das Ersetzen der fossilen Energieträger wie Kohle, Erdgas oder Erdöl durch strombetriebene Anwendungen. Dies umfasst die Nutzung von Elektroautos statt „Verbrennern“ oder den Einsatz strombetriebener Wärmepumpen statt Erdgas- und Ölheizungen. Für die Region Hannover bedeutet eine Verdoppelung des derzeitigen Stromverbrauchs (Stand 2020) einen Bedarf von künftig 10.300 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr. Aus Gründen der Netzverträglichkeit – Einspeisung ins vorhandene Leitungsnetz und der Optimierung von Speicherzyklen sollten in der Region Hannover Wind- und Solarenergienutzung ähnlich hohe Beiträge liefern. Auf 2,5 Prozent der Regionsfläche könnten unter den hiesigen Bedingungen knapp 4.800 GWh Strom pro Jahr allein aus der Windenergie gewonnen werden.

Welche weiteren guten Gründe gibt es für eine Windenergienutzung in der Region Hannover?

Versorgungssicherheit: 
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat den Menschen in Deutschland vor Augen geführt, welche Gefahren für eine sichere Energieversorgung bestehen, wenn Energie aus autoritären Staaten bezogen wird. Wenngleich die russischen Erdgasimporte massiv zurückgefahren wurden, so deckt Deutschland nach wie vor einen erheblichen Anteil seines Energiebedarfs durch Importe aus nicht demokratisch regierten Staaten. In der eigenen Region produzierter Strom sorgt also für eine bessere Versorgungssicherheit.  

Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung:
Die Stromproduktion in der Region Hannover schafft Arbeitsplätze. Zahlreiche Projektierer und Betreiber von Windrädern haben ihren Sitz oder Niederlassungen in der Region. An der Leibniz Universität wird intensiv im Bereich Windenergienutzung geforscht. Zulieferer für Windräder produzieren in der Region. Dies schafft nicht nur Beschäftigung, sondern auch Wertschöpfung vor Ort.

Finanzielle Teilhabe vor Ort:
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) legt fest, dass pro produzierter Kilowattstunde eines Windrads 0,2 Cent pro Jahr an die Kommunen fließen können. Zwar handelt es sich um einen freiwilligen Beitrag des Windradbetreibers, die Praxis zeigt aber, dass dies größtenteils passiert. So kommen pro Windrad und Jahr zwischen 20.000 und 30.000 Euro zusammen. Über diese Einnahmen können die Städte und Gemeinden frei verfügen, zum Beispiel zur Unterhaltung von Schwimmbädern, zur Investition in Kindertagesstätten und Schulen oder zur Unterstützung von Kultur und Vereinen. Auch die Bürger*innen können direkt von den lokalen Windrädern profitieren, sei es als Mitglied einer Energiegenossenschaft oder über Bürgerbeteiligungsmodelle.

Grüne Energie als Standortvorteil:
Energieintensive Unternehmen werden sich zunehmend an Orten mit einem ausreichenden Angebot an grüner Energie ansiedeln.

Gibt es in der Region Hannover ausreichend Wind für die Produktion von Strom?

Ja. Nach einer Windpotenzialstudie im Auftrag der Region Hannover sowie Berechnungen aus dem Projekt "EnerKlim – Energiewende im Klimawandel in der Metropolregion Hannover, Braunschweig, Göttingen, Wolfsburg" liegen bei Höhen von 120 bis 160 Metern über Grund die mittleren Windgeschwindigkeiten zwischen 6,5 und 7 Meter pro Sekunde (m/s). Das reicht für einen wirtschaftlichen Betrieb von Windenergieanlagen aus.

Wieviel Windenergie wird in der Region Hannover produziert?

265 Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von rund 448 Megawatt (MW) sind in der Region Hannover zurzeit in Betrieb. Die mit Abstand meisten Rotoren drehen sich in Neustadt am Rübenberge (70) und in Uetze (48). Der Anteil der Stromproduktion aus Windenergie beträgt rund 15 Prozent am Gesamtstromverbrauch in der Region Hannover. 

 

Windenergie-Anlagen pro Kommune in der Region Hannover 2023

Wie hoch sind Windenergieanlagen?

Die Mehrzahl der Anlagen in der Region Hannover ist nur bis zu 100 Meter hoch. So wie es Standard war in der Errichtungszeit Ende der 1990-er und in den Nuller-Jahren dieses Jahrhunderts. In der Gemeinde Uetze stehen heute mit 220 Metern die höchsten und modernsten Windräder in der Region.
Die Gesamthöhe einer Windenergieanlage bemisst sich vom Mastfuß bis zur obersten Spitze der Rotorblätter. Die Anlagenhöhe entscheidet über die “Ernteleistung" beim Wind: In höheren Luftschichten weht der Wind kräftiger und stabiler. 

Was ist "Repowering" und was ändert sich dadurch?

Beim Repowering werden ältere, kleine Anlagen durch leistungsstärkere – aber auch höhere –  ersetzt. Damit wird der bestehende Standort besser ausgenutzt. Oft werden die Vorgänger-Anlagen in anderen Ländern weitergenutzt oder recycelt. Die Anlagen der ersten Generationen haben etwa 0,5 bis 1,5 Megawatt (MW) Leistung, die neuesten dagegen 4 bis 6 MW. 
Interessant ist auch ein Blick auf die Drehzahlen. Je größer die Anlage, desto kleiner die Rotordrehzahl. Die Rotoren aus den 1990er-Jahren laufen 40 bis 60 Umdrehungen pro Minute Bei den modernen Anlagentypen mit einer Leistung ab 3 MW sind es 5 bis 20 Umdrehungen. Das beruhigt das Landschaftsbild, reduziert Schall und löst weniger Vibrationen aus.

Welche Abstände müssen Windenergieanlagen untereinander einhalten und welche zu Siedlungen?

Hinter dem Rotor verwirbelt die Luft. Dadurch könnte die benachbarte Anlage gestört werden, die dann leistungsärmer wäre. Aus diesem Grund werden in der Nebenwindrichtung etwa 420 Meter (dreifacher Rotordurchmesser), in der Hauptwindrichtung rund 700 Meter Abstand (fünffacher Rotordurchmesser) zwischen den Anlagen eingehalten. Von Siedlungen sind die Anlagen nach dem Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) der Region Hannover mindestens 800 Meter entfernt, von Einzelhäusern und Splittersiedlungen 600 Meter. Einen einheitlichen Mindestabstand, wie in einigen anderen Bundesländern, gibt es in Niedersachsen nicht.
Die gesetzlichen Mindestabstände werden im Genehmigungsverfahren nach der "Technischen Anleitung Lärm" (TA Lärm) für jede Anlage berechnet. 

Sind geschützte Vogelarten durch Windenergieanlagen gefährdet?

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz dürfen bestimmte Vogelarten in ihren Brut- und Lebensräumen nicht gestört oder gar getötet werden. Zwar sind die Populationen von „windkraftempfindlichen“ Arten in Deutschland stabil oder sogar steigend, nichtsdestotrotz ist es notwendig und vorgeschrieben, dass potenzielle Auswirkungen der Anlagen im Vorfeld berücksichtigt werden müssen. Deshalb werden in Gebieten mit entsprechenden Vorkommen Schutzabstände zu den Anlagen berücksichtigt. So ist beispielsweise der Nahbereich um den Brutplatz von Rotmilan oder Schwarzstorch tabu für die Ausweisung eines Windenergiegebietes. Im sich anschließenden zentralen Prüfbereich kommt auf bislang unbebauten Flächen dann allenfalls eine Ausweisung als sogenanntes Vorbehaltsgebiet Windenergienutzung in Frage. 

Im späteren Genehmigungsverfahren ist anhand vorhandener Daten genau zu prüfen, ob die Errichtung und der Betrieb von Windenergieanlagen möglich ist. Im erweiterten Prüfbereich mit einer größeren Entfernung zum Brutplatz können besondere Schutzmaßnahmen das Kollisionsrisiko der Vögel beträchtlich senken. Zudem werden Ausgleichsmaßnahmen festgelegt. 

Welche Vorkehrungen werden bezüglich schädlicher Umwelteinwirkungen oder sonstiger Gefahren im Sinne des Immissionsschutzes getroffen?

Stehen die genauen Standorte, die Anzahl und Art der Windenergieanlagen (Höhe und Rotordurchmesser) fest, befasst sich das Team Immissionsschutz der Region Hannover mit dem Genehmigungsverfahren für die Anlagen. Es bewertet, ob mit den von den Betreibern der Anlagen vorgelegten Gutachten die Vorgaben des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSchG) eingehalten werden. Das Gesetz hat das Ziel, Menschen, Tiere und Pflanzen sowie Boden, Wasser und Atmosphäre und auch Kultur- und sonstige Sachgüter vor schädlichen Umwelteinwirkungen zu schützen und dem Entstehen schädlicher Umwelteinwirkungen vorzubeugen. 

Was ist Infraschall? 

Infra ist Lateinisch und heißt auf Deutsch: unterhalb, darunter. Der Infraschall ist von uns Menschen nicht zu hören. Er hat weniger als 16 Hertz und liegt somit unterhalb eines tiefen Brummens. Infraschall kommt in der Natur als nicht hörbarer Begleiter beim Donnern während eines Gewitters, beim Meeresrauschen oder bei Erdbeben vor. Windenergieanlagen strahlen ein Spektrum an Geräuschen ab, auch Infraschall. Der führt nach allen wissenschaftlichen Untersuchungen, die dazu bisher vorliegen, in keinem Fall zu einer Beeinträchtigung des Menschen. 

Beispiel: Bei 700 Metern Abstand zur Wohnbebauung ist der Infraschallpegel bei eingeschalteten Anlagen nur unwesentlich höher als bei ausgeschalteten Anlagen. Den Großteil des Infraschalls verursacht der Wind selbst. In Dänemark, das eine der höchsten Dichten an Anlagen hat, wurde im Rahmen umfangreicher Messungen und Untersuchungen festgestellt, dass der Infraschall selbst bei geringstem Abstand keinerlei Auswirkungen auf den Menschen hat. 

Windenergieanlagen erzeugen Schattenwurf. Wie wird dies bei der Planung berücksichtigt?

Im Verfahren zur Genehmigung von Windenergieanlagen wird der Schattenwurf jeder einzelnen Anlage im Tages- und Jahresverlauf berechnet. Dieser ist abhängig vom Sonnenstand, Wetter, Gelände und der Höhe der Anlage. Gesetzliche Grenzwerte gibt es nicht. Als zumutbar wird eine Dauer der Verschattung von etwa 30 Minuten am Tag oder 30 Stunden im Jahr angesehen.

Was ist der "Diskoeffekt"?

Es handelt sich dabei um Spiegelungen der Sonne auf den glänzenden Lackierungen der Rotorblätter. Je nach Sonnenstand kommt es beim Drehen der Rotorblätter zu wiederkehrenden Lichteffekten, ähnlich wie bei zuckenden Lichtstrahlen in der Diskothek. Heute tritt dieser Effekt nur noch selten auf, da die Rotorblätter mit matten, wenig spiegelnden Oberflächen beschichtet sind.

Was versteht man unter "Befeuerung"?

Gemeint ist das meist nächtliche Blinken der Windenergieanlagen, damit diese den Piloten in Flugzeugen als Hindernis auffallen. Auch wenn die Belästigung als "nicht erheblich" eingestuft wird, gibt es mittlerweile bei manchen Anlagen schon eine bedarfsgerechte Befeuerung. Dazu ermitteln Radarsysteme, ob sich ein Flugobjekt nähert. Erst dann gehen automatisch die Lichter an – und danach wieder aus. Für neue Anlagen ist die bedarfsgerechte Befeuerung in der Regel vorgeschrieben, alte Anlagen müssen nachgerüstet werden.

Wurde bei der Windenergieplanung berücksichtigt, dass die Rotoren der Anlagen im Winter Eis abwerfen können?

Bei entsprechender Witterung kann es an den Rotoren zur Eisbildung kommen. Eine Gefahr beim Abwerfen von Eisklumpen entsteht aber nur im unmittelbaren Umfeld. Als Abstand zu Verkehrswegen ist der 1,5-fache Rotordurchmesser plus Nabenhöhe vorgesehen. Bei einer 200 Meter hohen Anlage sind das mehr als 300 Meter Abstand. Da Wohn- und Gewerbeflächen einen größeren Abstand zu Windenergieanlagen haben, sind sie in keinem Fall betroffen. Zudem ist der Eisabwurf und eine mögliche Gefahr daraus in jedem Genehmigungsverfahren anlagenbezogen zu berücksichtigen bzw. zu prüfen. Technisch möglich sind inzwischen auch Abtau- oder Abschaltautomatiken, die diese Gefahr vermeiden.

Stimmt es, dass Immobilien durch in der Nähe geplanten Windenergieanlagen an Wert verlieren?

Durch die vorgeschriebenen Abstände zur Bebauung ist keine Beeinträchtigung zu erwarten. Anlagen dieser Art gehören mehr und mehr zum Alltagsbild in vielen Teilen der Region Hannover.

Was ist unter einer "optisch bedrängenden Wirkung" durch Windenergieanlagen zu verstehen und wann ist mit einer solchen zu rechnen?

Der Begriff stammt aus der Rechtsprechung und beschreibt einen Aspekt der baulichen Bodennutzung. Da es keine Studien oder Erkenntnisse zu möglichen körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen gibt, gilt als Faustformel: Unterschreitet der Abstand zur Wohnbebauung den Wert aus der Gesamthöhe der Anlage mal zwei, kann von einer "optisch bedrängenden Wirkung" gesprochen werden.

Warum legt die Region Hannover keine Höhenbegrenzung für Windenergieanlagen fest?

Um das Erreichen der energie- und klimapolitischen Ziele in der Region nicht zu gefährden, wird auf die Festlegung einer Höhenbegrenzung verzichtet. Im Einzelfall kann es Einschränkungen bei der Höhe von Windenergieanlagen wegen der Flugsicherheit geben. Dies wird dann im Genehmigungsverfahren berücksichtigt.

In der Region Hannover gibt es zwei Flughäfen: den Verkehrsflughafen Hannover-Langenhagen sowie den Militärflughafen Wunstorf-Großenheidorn. Ist das berücksichtigt?

In die jeweilige Standortplanung der Anlagen werden die zuständigen Behörden frühzeitig eingebunden. Das sind das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr sowie das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung.

Die Wetterbeobachtung per Wetterradar kann durch Windenergieanlagen beeinträchtigt werden. Wie wird das eingeplant?

Der Deutsche Wetterdienst betreibt am Flughafen Hannover-Langenhagen ein Wetterradar wie bundesweit an16 weiteren Standorten. Jedes hat eine Reichweite von 150 Kilometern. Ziel ist die Wetterbeobachtung und -vorhersage. Dazu gehört eine flächendeckende und dreidimensionale Niederschlagsmessung. Reichen Windenergieanlagen aufgrund ihrer Höhe in die von dem Wetterradar beobachtete Atmosphäre hinein, können durch Abschattungen und Reflexionen die Messwerte beeinflusst werden. Deshalb wird in einem Umkreis von 15 Kilometern um das Wetterradar genau geprüft, ob eine neue Windenergieanlage stören könnte. Sollte dieses der Fall sein, sind Höhenbeschränkungen angeraten. Aufgrund eines verbesserten Verfahrens zur Wettervorhersage werden neue Windenergieanlagen zukünftig generell ab einem Umkreis von fünf Kilometern zulässig sein.

Was sind seismologische Stationen und wie werden Auswirkungen von Windenergieanlagen auf diese berücksichtigt?

Es geht dabei um das Messen von Schwingungen im Boden. Der Bundesverband Erdöl, Erdgas und Geoenergie betreibt bundesweit ein entsprechendes Messnetz. Damit werden Erschütterungen an und unter der Erdoberfläche erfasst. Registriert werden selbst feinste Schwingungen, wie sie von Zügen, Autos oder im Wind bewegten Bäumen ausgehen. Auch Windenergieanlagen erzeugen Schwingungen im Untergrund. Ob aber dadurch das Messnetz beeinträchtigt wird, muss im Genehmigungsverfahren einzeln bewertet werden.

Was ist das Regionale Raumordnungsprogramm der Region Hannover?

Das Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) ist das Planungsinstrument der Regionalplanung in Niedersachsen. Regionalplanung ist in Deutschland eine gesetzliche Pflichtaufgabe, die länderspezifisch unterschiedlich organisiert ist. In Niedersachsen sind in der Regel die Landkreise sowie der Regionalverband Großraum Braunschweig sowie die Region Hannover Träger der Regionalplanung. Im Regionalen Raumordnungsprogramm wird die räumlich-strukturelle Entwicklung der Region für einen Planungshorizont von 10 Jahren festgelegt. Der Plan bildet den „Rahmen“ für die Bauleitplanung in den Städten und Gemeinden der Region sowie für raumbezogene Fachplanungen (z. B. für die Siedlungsentwicklung, Verkehrsplanung, Rohstoffgewinnung, etc.). Das RROP wird von der Regionsversammlung als Satzung beschlossen. Bei den Festlegungen wird unterschieden zwischen sog. Zielen der Raumordnung, z. B. Vorranggebiete für die Windenergienutzung, die strikt zu beachten sind und sog. Grundsätzen der Raumordnung (z. B. Vorbehaltsgebiete für Windenergienutzung, Landwirtschaft, etc.). Diese sind z. B. im Rahmen von Flächennutzungsplanungen der Städte und Gemeinden zu berücksichtigen. Von ihnen kann jedoch im Einzelfall aus fachlichen „guten“ Gründen abgewichen werden. In einer Stadtregion wie der Region Hannover lasten besonders hohe Raumnutzungskonflikte. Die Fläche ist jedoch endlich. Bei den Festlegungen von Vorranggebieten und Vorbehaltsgebieten für Nutzungen wie Wälder, Landwirtschaft, Energie, Verkehr bis zu Gewerbe- und Wohnbauflächen sind seitens der Regionalplanung die Vorgaben des Landesraumordnungsprogramms Niedersachsen (LROP) umzusetzen. Das derzeit gültige RROP ist aus dem Jahr 2016 und gilt für zehn Jahre. 

Zur Windenergie ist im LROP festgelegt: "Für die Nutzung von Windenergie geeignete raumbedeutsame Standorte sind zu sichern und unter Berücksichtigung der Repowering-Möglichkeiten in den Regionalen Raumordnungsprogrammen als Vorranggebiete oder Eignungsgebiete Windenergienutzung festzulegen." Das heißt: Die Region Hannover legt danach als Trägerin der Regionalplanung Vorranggebiete für Windenergie fest. Also Flächen, auf denen Windenergieanlagen errichtet werden sollen. 

Das Team Regionalplanung der Region Hannover erarbeitet dazu das RROP nach fachlichen und rechtlichen Vorgaben. Beteiligt werden alle wichtigen Institutionen wie Fachplanungsstellen, Städte und Gemeinden, etc. in der Region und im Umkreis (sie nennen sich Träger öffentlicher Belange) sowie die Bürger*innen. Die Regionsversammlung als gewähltes politisches Gremium stimmt letztlich über das RROP ab. Alle Sitzungen sind öffentlich.

Die Städte und Gemeinden in der Region setzen die Vorgaben des RROP um und legen in ihren Flächennutzungsplänen die Art der Nutzung für ihr Gebiet im Einzelnen fest. Dazu gehören auch Sonderbauflächen für die Windenergienutzung.
 

Wo können überhaupt Windenergieanlagen errichtet werden?

Das Baugesetzbuch legt fest, dass Windenergieanlagen nur im „Außenbereich“ errichtet werden dürfen. Als Außenbereich wird der Bereich einer Gemeinde bezeichnet, der außerhalb von Bebauungsplänen oder außerhalb eines im Zusammenhang bebauten Ortsteils liegt. Zudem müssen immer auch die Vorgaben des Natur-, Hochwasser- oder Immissionsschutzes berücksichtigt werden. 
Nach den Vorgaben des RROP sollen 800 Meter Mindestabstand zwischen Siedlungsbereichen und Vorranggebieten Windenergienutzung liegen. Zu Einzelhäusern und Splittersiedlungen im Außenbereich reichen auch 600 Meter Abstand aus.

Warum plant die Region Hannover Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Windenergie jetzt neu?

Das RROP 2016 enthielt bereits Flächen für die Windenergienutzung (sogenannte „Vorranggebiete Windenergienutzung“) und schloss gleichzeitig Windenergieanlagen außerhalb dieser Flächen aus. Diese Regelungen fußten auf einem komplexen Planungskonzept. Hiergegen wurde von verschiedener Seite geklagt und das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht hat diesen Klagen in Teilen stattgegeben. Damit sind die Regelungen zur Windenergie im RROP nicht mehr wirksam.
Die Region Hannover muss jedoch nach dem LROP Vorranggebiete Windenergienutzung festlegen. Daran wird derzeit gearbeitet.
 

Wie werden Vorranggebiete Windenergienutzung festgelegt?

Die Regionalplanung schließt zunächst die unzulässigen Flächen aus. Dazu gehören Flughäfen, Autobahnen oder Naturschutzgebiete (Planer*innen nennen diese Flächen „harte Tabuzonen“). Zusätzlich schließt die Regionalplanung Flächen aus, die sie als nicht geeignet ansieht („weiche Tabuzonen“). Dies können zum Beispiel wertvolle Bereiche von Wäldern sein oder Gebiete, die für das Landschaftsbild oder die Fauna wichtig sind. Was verbleibt – die sogenannten Potenzialflächen – werden dann einzeln nochmals genau geprüft. 
Wichtig ist dabei: Diese regionalplanerischen Festlegungen ersetzen in keinem Fall die jeweiligen Genehmigungsverfahren für die Anlagen. Sie greifen diesen lediglich planerisch vor. Jede Windenergieanlage muss für den Bau und den Betrieb im Vorfeld ein umfangreiches Genehmigungsverfahren durchlaufen, in dem unter anderem alle Aspekte des Immissions- und Umweltschutzes geprüft werden.
 

Einige Windgebiete sind in Landschaftsschutzgebieten oder im Wald festgelegt. Wie wurden diese Standorte ermittelt?

Mit der Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes im Jahr 2022 wurden Landschaftsschutzgebiete (LSG) – für die bis dahin in der Regel ein Bauverbot bzgl. der Errichtung von Windenergieanlagen bestand –   für eine Windenergienutzung weitgehend „geöffnet“. Darüber hinaus sind auch Waldflächen im Rahmen der Novellierung des Landes-Raumordnungsprogrammes Niedersachsen 2022 in Abhängigkeit von ihrer jeweiligen ökologischen Wertigkeit für eine Windenergienutzung weitgehend nicht mehr ausgeschlossen.

Ohne eine behutsame Inanspruchnahme von Flächen in LSG oder in Wäldern kann zudem das für den Klimaschutz und die Energieversorgung wichtige Ziel der Festlegung von 2,5 Prozent der Regionsfläche für die Windenergie nicht erreicht werden. Dazu werden spezielle fachliche Kriterien herangezogen. Tabu in einem LSG sind zum Beispiel die empfindlichen Kernzonen mit einer hohen ökologischen Wertigkeit, Wälder sowie wichtige Flächen für die Artenvielfalt und den Biotopverbund.

Hinsichtlich Waldflächen außerhalb eines LSG wird planerisch ähnlich vorgegangen. Historische Waldstandorte sowie Laub- und Mischwälder sollen für die Windenergie nicht in Anspruch genommen werden.  

Selbstverständlich werden auch die Kriterien, die für die gesamte Region gelten, angewendet. Zunächst werden die unzulässigen Flächen, sogenannte „harte Tabuzonen“, ausgeschlossen. Dazu gehören Flughäfen, Autobahnen und Wohngebiete. Im nächsten Schritt werden Flächen ausgeschlossen, die die Regionalplanung als nicht geeignet ansieht, sogenannte „weiche Tabuzonen“. Dies können zum Beispiel Gebiete sein, die für die Fauna wichtig sind oder Vorsorgeabstände zu anderen Nutzungen.
Jede verbleibende Fläche wird für sich detailliert überprüft und abschließend abgewogen, ob eine Windenergienutzung vertretbar ist. Nur Flächen, die diese Prüfschritte erfolgreich bestanden haben, werden als Windgebiete festgelegt.
 

In manchen Kommunen sollen bzw. können mehr Vorranggebiete Windenergienutzung festgelegt werden als in anderen. Kann man die Windenergienutzung nicht gleichmäßiger über die Kommunen im Regionsgebiet verteilen?

Die „Verteilung“ der Windenergiegebiet in der Region ergibt sich aus der systematischen einheitlichen Umsetzung der festgelegten Planungskriterien im gesamten Planungsraum (wie oben dargelegt). Dementsprechend gibt es im Ergebnis Teilräume, die sich gut oder gar nicht für eine Windenergienutzung eignen. Letzteres kann z. B. im stark verdichteten Kernraum der Region Hannover alleine aufgrund von Siedlungsflächen und dazu erforderlichen Abständen der Fall sein, wie z. B. in der Landeshauptstadt Hannover.
Zudem ist eine gleichmäßige Verteilung auch nicht möglich, weil die “Windausbeute" in den Kommunen unterschiedlich ist.

In Ihrer Nähe soll ein Vorranggebiet Windenergienutzung festgelegt werden. Hat ein Windenergieanlagen-Betreiber damit die Genehmigung, dort eine Windenergieanlage zu bauen?

Nein. Jede Windenergieanlage ab einer Höhe von 50 Metern muss auf der Grundlage des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSchG) genehmigt werden. Ob eine Genehmigung erteilt werden kann, wird im Rahmen eines aufwendigen Verfahrens beurteilt. Hierzu sind detaillierte Informationen und umfangreiche Gutachten vorzulegen. Für eine Genehmigung nach dem BImSchG müssen öffentlich-rechtliche Vorschriften, insbesondere des Planungs-, Natur- und Artenschutzrechts, des Baurechts, Immissionsschutzrechts, Wasserrechts, Straßen- und Luftverkehrsrechts eingehalten werden. Ob dieses gegeben ist, wird in jedem Einzelfall von der unteren Immissionsschutzbehörde der Region Hannover geprüft und entschieden. Bei der Prüfung, ob die Anlagen am beantragten Standort baurechtlich zulässig sind (also in einem so genannten Windenergiegebiet liegen), sind die Vorranggebiete des RROP entscheidend. Auf dieser Basis können aus planungsrechtlicher Sicht bereits Anlagengenehmigungen erteilt werden. Auf eine Anpassung durch die Bauleitplanungen der Städte und Gemeinden muss nicht gewartet werden.