Der Appell im Wortlaut:
"Die NVV-Überprüfungskonferenz 2020 sollte eigentlich heute beginnen. In diesem Jahr jährt sich das Inkrafttreten des Vertrages zum 50. Mal, der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki zum 75. Mal. Die Gespräche im Rahmen der nur alle fünf Jahre stattfindenden Überprüfungskonferenzen haben stets zum Ziel, die nukleare Abrüstung und die Nichtverbreitung von Kernwaffen voranzutreiben. Diese Ziele sind heute wichtiger denn je.
An der Konferenz sollten nicht nur alle 191 NVV-Vertragsstaaten, sondern auch Hibakusha von Hiroshima und Nagasaki sowie Vertreter der Zivilgesellschaft, darunter Vertreter von Nichtregierungsorganisationen aus der ganzen Welt, teilnehmen. Durch die Verschiebung der Konferenz aufgrund der Corona-Krise ist uns zu unserem großen Bedauern vorerst die Gelegenheit entgangen, Botschaften zu vermitteln, mit denen wir zur Schaffung einer kernwaffenfreien Welt beitragen. Wir freuen uns nun auf die nächste Gelegenheit, unsere Stimme zu erheben, sobald sich die Vertragsstaaten auf einen neuen Konferenztermin verständigt haben.
Die derzeitige weltweite Pandemie betrifft uns alle, sie macht nicht vor Grenzen halt und unterscheidet nicht nach ethnischer Zugehörigkeit. Die Welt steht vor der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. In dieser Situation müssen wir Maßnahmen aus humanitären Beweggründen und nicht auf Basis eines egozentrischen Nationalismus ergreifen. Wir müssen uns jetzt überlegen, was zu tun ist, um die Menschheit als Ganzes zu retten. Anschließend gilt es, weltweit zusammenzuarbeiten, um dieses Ziel umzusetzen. Durch einen derartigen Paradigmenwechsel zu einer neuen Mentalität werden wir diese gemeinsame Bedrohung besiegen.
In unseren Augen kann aus der Erfahrung des kollektiven Handelns gegen die Bedrohung durch COVID‑19 eine neue Art der Zusammenarbeit entstehen, wenn es darum geht, viele andere globale Herausforderungen wie den Klimawandel mit den daraus resultierenden gewaltigen Katastrophen, die zunehmende Ungleichverteilung des Wohlstands und die Bedrohungen durch den Einsatz von Kernwaffen anzugehen – Bedrohungen, die durch die unmoralische Doktrin der nuklearen Abschreckung und durch das anhaltende atomare Wettrüsten noch verschärft werden. So müssen wir überall eine stabile globale Koalition der Bürger bilden, um uns diesen wachsenden Herausforderungen zu unser aller Sicherheit zu stellen und sie erfolgreich zu meistern.
Die nächste Überprüfungskonferenz wird den Vertragsstaaten insbesondere Gelegenheit bieten, die Bedeutung von Verträgen auch unter Berücksichtigung des Artikels VI des NVV zu unterstreichen, um die nukleare Abrüstung voranzutreiben. Wir drängen mit allem Nachdruck auf die Verlängerung des neuen START-Vertrages noch vor Beginn der Konferenz.
Die Überprüfungskonferenz wird sich aufgrund der anhaltenden Konfrontationen zwischen Kernwaffenstaaten und Nichtkernwaffenstaaten voraussichtlich schwierig gestalten. Wenn wir der derzeitigen Situation jedoch etwas Positives abgewinnen können, dann ist es die Tatsache, dass durch die Verschiebung der Konferenz allen Vertragsstaaten, auch den Kernwaffenstaaten und ihren Verbündeten, mehr Zeit für die Vorbereitung zur Verfügung steht. Die gesamte Welt erwartet bzw. fordert sogar, dass diese Länder die verfügbare Zeit optimal nutzen, um offene, konstruktive Gespräche im Sinne einer erfolgreichen Konferenz zu führen.
Gemeinsam mit weltweit über 7.900 Mitgliedsstädten und ihren Bürgern steht Mayors for Peace hinter den mutigen Aktionen von Entscheidungsträgern überall auf der Welt, die alles daransetzen, für die Menschen heute wie auch für die nachfolgenden Generationen Frieden und Sicherheit zu gewährleisten."