Partnerregion Unter Galiläa (Israel) im April 2015

Shoa-Gedenktag

Blick vom Ölberg auf die Stadt Jerusalem

Vierter Tag (16. April 2015): Am Shoa-Gedenktag besucht die Gruppe die Gedenkstätte Yad Vashem und den Garten Gethsemane.

Regionspräsident Hauke Jagau, die stellvertretende Regionspräsidentin Michaela Michalowitz und Moti Dotan, Landrat von Unter Galiläa bei der Kranzniederlegungg am zentralen Gedenkort von Yad Vashem

In der Nacht tobt ein Gewitter über Jerusalem. Fast ist es, als wolle der Allmächtige anlässlich des Shoa-Gedenktages noch einmal seinen Zorn über die Dummheit und das Unvermögen der Menschen laut werden lassen. Als die Delegation aus der Region Hannover an der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ankommt, liegen dort Berge aus dicken Hagelkörnen, die in der Nacht vom Himmel geprasselt sind.

Der größte Teil der Delegation steht noch in der Schlange zur Sicherheitskontrolle, als um 10 Uhr im ganzen Land die Sirenen heulen – zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust. Ein bis zwei Minuten steht das Land still, dann kommt auch in die Schlange vor den Kontrollen wieder Bewegung. Die Hände werden nach Sprengstoffspuren abgesucht, ein Blick in die Tasche, „Haben Sie eine Waffe dabei?“ – Nein – die Gruppe ist durch. In der zentralen Gedenkhalle, in der die Namen aller Konzentrationslager als Schriftzug in den Boden eingelassen sind, ist an diesem Morgen ein stetiges Kommen und Gehen. Delegationen aus der ganzen Welt sind angereist, um an diesem Tag ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Es dauert eine ganze Weile, dann werden auch die Vertreter der Region Hannover und der Region Unter Galiläa gemeinsam aufgerufen und in die Halle geleitet. Regionspräsident Hauke Jagau, die stellvertretende Regionspräsidentin Michaela Michalowitz und Unter Galiläas Landrat Moti Dotan legen gemeinsam einen Kranz ab, verharren kurz, dann geht der Betrieb weiter. Nicht viel Zeit für einen Kloß im Hals.

Der kommt dann beim Rundgang durch die eigentliche Ausstellung. Die geschilderten Fakten von der Machtergreifung der Nazis über die Schaffung von Ghettos, dann KZs, die Massenermordungen und Todesmärsche bis zur Befreiung der Konzentrationslager sind bekannt. Nirgendwo sonst aber wird man mit dem Schrecken des Holocaust so geballt konfrontiert. Fotos, Hetzplakate, Texttafeln und Zeitzeugeninterviews führen den Besucher oder die Besucherin zurück in die Zeit des Nationalsozialismus und seiner Terrorherrschaft. Eines der Gesichter, das mehrfach auf den Bildschirmen erscheint, ist seltsam vertraut: Es ist der verstorbene Literaturkritiker Marcel Reich Ranicki. Gegenstände und Nachbauten bringen das Geschehene trotz 70 Jahren, die seitdem verstrichen sind, seltsam nahe. Sich das anzusehen und zu wissen, dass der eigene Pass in der Tasche ein deutscher ist - damit ist schwer umzugehen.

Anrührend ist auch das Denkmal für schätzungsweise 1,5 Millionen ermordete jüdische Kinder. Ein dunkler, verspiegelter Saal, in dem das Licht von acht Kerzen hundertfach gespiegelt wird. Dazu werden die Namen von Kindern, ihr Alter und ihre Herkunft verlesen. Mit dem Bus geht es schließlich ins Tal der verlorenen Gemeinden, in dem an die Auslöschung jüdischer Gemeinden in ganz Europa erinnert wird. Neben Hannover stehen an der Kalkwand auch Pattensen, Barsinghausen und Wunstorf. Für den Wunstorfer Bürgermeister Rolf-Axel-Eberhardt, der Mitglied der Delegation ist, ein besonderer Moment. „Dieser Ort macht uns deutlich, dass jüdisches Leben in Deutschland ganz normal war“, sagt Regionspräsident Jagau in einer kurzen Ansprache. Er ermahne uns aber auch, Zivilcourage zu zeigen und rechtzeitig einzuschreiten, wenn andere bedroht sind.  Yossi von der Verwaltung in Unter Galiläa, der die Partnerschaft mit der Region Hannover betreut, hat für jedes Mitglied der Delegation eine rote Rose mitgebracht. Einer nach dem anderen legt in stillem Gedenken die Blume ab. Am Ende leuchten 25 Rosen vor dem hellen Stein mit den Städtenamen, die allen in der Gruppe so vertraut sind.

Die Delegation vor der Kirche der Nationen am Garten Gethsemane in Jerusalem

Am Nachmittag ist Zeit für eine Besichtigung des alten Jerusalem. Vom Ölberg aus weitet sich der Blick über die ganze Stadt. Im Zentrum glänzt die goldene Kuppel des Felsendoms. Im Garten Gethsemane, in dem der Bibel nach Jesus seine letzte Nacht vor der Gefangennahme und der Kreuzigung verbracht hat, stehen Ölbäume, die vermutlich schon vor 2000 Jahren ihren Platz dort hatten. Das Gassengewirr der Altstadt ist an diesem späten Nachmittag sonderbar leer, auch in der Grabeskirche sind verhältnismäßig wenige Betende. Das war vor wenigen Tagen, als die orthodoxen Christen Ostern feierten, vermutlich noch ganz anders. An diesem Donnerstag jedoch, am Shoa-Gedenktag, empfängt Jerusalem die Gäste aus der Region Hannover auf unerwartet stille Weise. Morgen, am Freitag, werde das anders sein, verspricht Reiseleiter Danny. „Dann tanzen die Menschen am Westtor.“

(veröffentlicht: 17.04.2015)

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