Im Laufe des Projekts ergaben sich viele Aha-Erlebnisse aus der Beobachtung des Alltags. Das Bewusstsein für Unterschiede und die Sicht auf die Kinder, Eltern und KollegInnen veränderte sich. Die Kita-MitarbeiterInnen stellten dabei fest, dass sich ihre Haltung nicht nur in ihrer Arbeit, sondern auch in im persönlichen Bereich veränderte und empfanden das als Bereicherung.
Bei der Abschlusstagung stellten drei Mitarbeiterinnen der Kita punktuell Erfahrungen mit Gender Mainstreaming im Krippen-, Kindergarten- und Hortbereich vor: Die Mitarbeiterin des Krippenbereichs war im Projektverlauf erstaunt gewesen, dass auch bei so kleinen Kindern das Thema Gender Mainstreaming bereits eine Rolle spielen kann. Eine intensive Recherche nach Bilderbüchern, in denen Männer und Frauen in geschlechteruntypischen Rollen abgebildet sind führte zu keinem Erfolg. In der Folge erstellten die Kolleginnen ein eigenes Bilderbuch. Aus Katalogen und Zeitschriften wurden Bilder zu Kollagen zusammengefügt, die Männer und Frauen, Väter und Mütter, Mädchen und Jungen, in geschlechteruntypischen Rollen darstellten.
Das Ganze wurde professionell laminiert und gebunden und ist heute Bestandteil des Bilderbuchangebotes der Kleinkindgruppe.
Auch Jungen im Alter von zwei Jahren sind schon in der Lage, geschlechtliche Zuschreibungen zu äußern. So sprach ein Junge in der Kleinkindgruppe einem Mädchen klar und deutlich ein Verbot aus, die Rutsche zu benutzen.
Begründung: “Mädchen dürfen das (rutschen) nicht“!
Der gleiche Junge beobachtete ein älteres Mädchen im Kindergarten. Das Mädchen spielte mit einer Spielzeugbohrmaschine. Die Bohrmaschine war als solche gut nachgebildet, das Mädchen bohrte imaginäre Löcher.
Die Frage des Jungen an das Mädchen: „Machst Du sauber?“
Im Kitabereich hatte es viele Ansatzpunkte gegeben, Gender Mainstreaming als durchgängiges Prinzip anzuwenden.. Beeindruckend war zum Beispiel die offensichtliche Freude der Jungen am angebotenen Bauchtanz. Diese Freude steigerte sich noch , als den Jungen erlaubt wurde, auch die klimpernden Gürtel dazu zu tragen. Die Verkleidungsecke zeigte Bekleidung aus vielen Bereichen des Berufslebens. So hatten Jungen und Mädchen die Möglichkeit, die Berufe nachzuspielen, die Ihnen im Rahmen der „Berufserkundung“ nahegebracht worden waren. Dabei haben die Kolleginnen sehr darauf geachtet, Männer- und Frauenberufe aufzuzeigen, die auch abseits des typischen Berufsbildes liegen. Polizistinnen und Frauen bei der Feuerwehr gehörten unter anderem dazu.
Im Hortbereich hatte sich gezeigt, dass es in reinen Mädchen- und Jungengruppen beim Thema Sexualität viel gelöster zugeht als in der Schule, wo es üblich ist, das Thema in gemischter Runde zu unterrichten.
Das Projekt hat mit allen Höhen und Tiefen wesentlich zur pädagogischen Qualitätsentwicklung beigetragen, finden die Beteiligten. Die Qualitätsentwicklung fand in den Bereichen der Beobachtung und Auswertung von Spielverhalten unter dem Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit statt.
Folgende Fragestellungen Welche Jungen, welche Mädchen, nehmen unsere Angebote an?“ Haben alle Mädchen und Jungen gleichberechtigten Zugang zu unserer Pädagogik?“ „Welche Rolle spielt unsere geschlechtliche Spozialisation im Umgang mit den Kindern?“ „Was sind die augenblicklichen Bedürfnisse der Jungen und Mädchen?“ „Welche Angebote entsprechen diesen Bedürfnissen?“ Das Ergebnis ist ein Quantensprung in Richtung „best practice“ und kommt vor allem den Mädchen und Jungen und den Müttern und Vätern zugute.