(Neue) Tradition

Was den Freitag zum Black Friday macht

Noch vor wenigen Jahren stand der Schwarze Freitag als Synonym für einen Unglückstag, doch seit 2013 gilt die englische Übersetzung als Bezeichnung für den Shopping-Tag des Jahres.

Kaum ein Wochentag wird so unterschiedlich wahrgenommen wie der Freitag: Einerseits gilt er in der heutigen Gesellschaft als Start ins Wochenende und wird von vielen Menschen mit einem früheren Arbeitsschluss und abendlichem Vergnügen assoziiert. Andererseits wird nicht nur Freitag, der 13., als Schwarzer Freitag und damit Unglückstag wahrgenommen. Dies gilt gerade auch in der christlichen Tradition weil sich an einem Freitag, dem Karfreitag, die Passion und Kreuzigung Christi ereignet hatte. 

Unglückstag im Finanzwesen

In der modernen Zeit prägten Einbrüche in der Finanzwelt das zweifelhafte Image des Freitags. Da die Börsen in der Regel am Wochenende geschlossen sind, wirkten sich insbesondere negative Nachrichten an einem Freitag teils verheerend aus, da panikartige Reaktionen erst am folgenden Montag eine Korrektur erfahren konnten. Der Bankrott der Londoner Diskontbank Overend, Gurney and Co. Ltd. am 11. Mai 1866 wurde von der Londoner Times erstmals als Schwarzer Freitag bezeichnet; ein Titel, der bei diversen weiteren Börsencrashs zur Anwendung kam.

Kurioserweise war der Schwarze Freitag an der amerikanischen Börse, der die Weltwirtschaftskrise 1929 auslöste, gar kein Freitag, sondern ein Donnerstag. In Europa kennt man den Black Thursday wegen der Zeitverschiebung jedoch als Schwarzen Freitag, da es hier bereits nach Mitternacht war. 

(Vermeintlicher) Glückstag für Schnäppchenjäger

Heute wird der Black Friday nahezu ausschließlich mit besonders attraktiven Angeboten des Handels in Verbindung gebracht. Erstmals soll der Begriff in dieser Bedeutung nach Angaben der American Dialect Society 1966 in Philadelphia verwendet worden sein. Die Polizei habe den Tag nach dem offiziellen Feiertag Thanksgiving, der oft als Brückentag genommen wird und offiziell die Weihnachtseinkaufszeit in der Innenstadt eröffnet, wenig begeistert so benannt, da er normalerweise für massive Staus und überfüllte Bürgersteige sorgte, während die Geschäfte in der Innenstadt von Öffnung bis Schließung belagert wurden.

Den Weg nach Deutschland fand der Schnäppchen-Black-Friday über einen nahen Verwandten: den Cyber Monday, der Montag nach Thanksgiving. Dieser war in den USA die Antwort des aufstrebenden Online-Handels auf den traditionellen Black Friday. Der Aufstieg des Online-Konzerns Amazon machte den Cyber Monday auch in Deutschland bekannt, 2010 wurde er erstmals in der Bundesrepublik so beworben. Aus einem Tag wurde bald eine Woche – die Cyber-Monday-Woche. Doch während der Black Friday in Amerika hauptsächlich für Sonderangebote in Geschäften vor Ort steht, etablierte er sich in Deutschland hauptsächlich online: 2013 bewarben 500 Händler über mehrere Werbeportale erstmals ihre Black-Friday-Angebote, und 2019 wurde aus der Cyber-Monday-Woche bei Amazon die Black-Friday-Woche.

Aber kann man am Black Friday tatsächlich viel Geld sparen? Die Stiftung Warentest hat bei einer Stichprobe festgestellt, dass nur 4 von 50 Produkten tatsächlich deutlich günstiger waren als an den anderen Tagen des Jahres. Das heißt: Nur wer sich ausführlich mit dem Preis für sein Produkt auseinandersetzt, kann tatsächlich sparen.

Der Greta-Effekt 

Mit den freitäglichen Schulstreiks Greta Thunbergs hat der Freitag eine weitere Bedeutung erlangt. Die junge Schwedin rief am 20. August 2018 zum „Schulstreik für das Klima“ auf, nach der Wahl des Schwedischen Reichstags am 9. September 2018 reduzierte sie den bis dahin täglichen Streik auf die Freitage. Inzwischen ist daraus die weltweite Bewegung Fridays for Future geworden, die sich für möglichst umfassende, schnelle und effiziente Klimaschutz-Maßnahmen einsetzt. Seit 2019 hat ruft FFF auch in Hannover zu Demonstrationen am Black Friday auf, da der exzessive Konsum auf Kosten der Menschen in weniger industrialisierten Staaten gehe und die Klimakrise verstärke. Der Black Friday sei insofern tatsächlich ein Schwarzer Freitag.