Bis zum Stichtag 31. Dezember 2020 hat der Erlebnis-Zoo alle Schützlinge von der Ameise bis zum Zebra gezählt. Teilweise mehrmals, wie die flatterhaften Flamingos. Aber jetzt steht es fest: Im Erlebnis-Zoo leben 1.880 Tiere in 186 Arten.
Bei der Inventur der besonderen Art lassen sich einige Tierarten leicht, andere nur mit gelernten Kniffen zählen. Die Elefanten zum Beispiel sind nicht zu übersehen: Indra + Manari + Califa + Yumi + Jenny + Meena = 6. Auch die Eisbären machen es einfach: Sprinter + Milana + Jungtier „Nana“ = 3. Schwieriger wird es bei den freifliegenden Vögeln im Urwaldhaus, die einfach pausenlos unterwegs sind. Mit einer ausgeklügelten Methode werden sie geschätzt: Stundenlang beobachten die Tierpfleger die Tiere an ihrer Futterstelle. Die Anzahl der dort pickenden Vögel wird schließlich hochgerechnet.
Wenn alle Zahlen feststehen, vergleichen die Zoologen sie mit den Aufzeichnungen des gesamten Jahres. Jeden Tag halten die Tierpfleger nämlich schriftlich fest, ob ein Tier geboren, verstorben, ab- oder zugereist ist. Diese täglich ermittelten Zahlen und Ereignisse werden von den Zoologen erst handschriftlich in das sogenannte „Tierbestandsbuch“ geschrieben und dann in den Computer übertragen. Das Ergebnis der Jahresabschlusszählung wird mit den Computeraufzeichnungen verglichen. Fehlt ein Tier bei der Inventur oder gibt es gar eines zu viel, wird in dem betreffenden Bereich noch einmal neu gezählt.
Der Abschluss der tierischen Inventur ist der Jahresbericht, den die Zoo-Kuratoren zusammenstellen. Dieser wird an den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz sowie an den Gesellschafter des Zoos und an das Veterinäramt übermittelt. Auf diese Weise ist jedes Tier im Zoo „aktenkundig“.
Zählung der Besucher im Corona-Jahr
Nicht nur die Tiere, auch die Besucher in 2020 wurden gezählt. "Aufgrund der Corona-bedingten Schließung von März bis Mai, der Corona-geschuldeten Besucherbegrenzung während der Öffnungszeiten sowie der zweiten angeordneten Schließung ab dem 1. November durften wir 2020 nur 670.000 Zoofreunde begrüßen", erklärte Zoo-Geschäftsführer Andreas M. Casdorff. Geplant war es eigentlich, 1,1 Mio. Besucher für Tiere und Artenschutz zu begeistern. "Uns fehlen daher Einnahmen von rund 9 Mio. Euro." Dank der Unterstützung der Region Hannover, einem Hilfsfond der Landespolitik und einer erhöhten Kreditlinie sei der Zoo aber in der Lage gewesen, seine Ausgaben zu bestreiten.
"Ein riesiges Dankeschön geht auch an alle Menschen, die den Zoo mit dem Kauf von Gutscheinen für Tickets und Jahreskarten und der Übernahme einer Tier-Patenschaft unterstützt haben", so Casdorff. Zu Beginn des zweiten Lockdowns hatte der Zoo Spendenpatenschaften für eher ungewöhnliche Tiere angeboten. Besonders beliebt waren die Fette Sandratte, ein Rentier und die unzertrennlichen Liebesvögel Rußköpfchen: 790 solcher Patenschaften wurden bis Ende des Jahres übernommen. "Es hat uns sehr berührt, wie stark die Menschen mit dem Zoo verbunden sind, wie viel Zuspruch der Zoo bekommt."
Auch bei den treuen Jahreskarten-Inhabern möchte sich der Zoo ganz besonders bedanken: "Für die Zeit, in der die Jahreskarten aufgrund der Schließung nicht genutzt werden konnten, bieten wir selbstverständlich einen Ausgleich an." Allerdings stellt das, angesichts von rund 84.000 Jahreskarten, eine riesige finanzielle Herausforderung von 1,5 Millionen Euro dar. "Nach dem ersten Lockdown hatte der Großteil der Jahreskarten-Besitzer auf Rückzahlung verzichtet", berichtet Casdorff, "es würde uns sehr helfen und wir würden uns wirklich sehr freuen, wenn uns die ZooCard-Inhaber auch beim jetzigen Lockdown wieder so engagiert unterstützen!"
Tierischer Zuwachs in 2020
Der Erlebnis-Zoo konnte sich 2020 über viele Jungtiere bei bedrohten Tierarten freuen: Im Februar wurden gleich zehn Bunte Bentheimer Ferkel geboren, eine Madagassische Spinnenschildkröte schlüpfte. Im März kam Vikunja Dörte-Marie in einer dramatischen Geburt auf die Welt, im Mai wurden die Waldbison-Kälber Gundi und Kuno geboren, gefolgt von Drill-Nachwuchs Badjou und Harzer Rotvieh Karl im Juli. Den Abschluss bildeten gleich drei Zebra-Jungtiere – Lucifer, Lilli und Otto – von September bis Oktober.
Im August zog das Dülmener Pferd Jakob auf Meyers Hof ein, die Stinktiere Joe, Jack, William und Averell bezogen die Blockhütte, die sie gemeinsam mit zwei neuen Rothörnchen sowie Roten Kardinälen und Schopfwachteln bewohnen. Neu im Aquarium des Forscherzimmers: Ancistrus- und Antennenwelse und ein Malawi-Beulenkopf.
Ausblick 2021 - Zoo hofft auf Unterstützung
"Wir sind sicher, dass 2021 wieder ein tolles Zoojahr wird", so Casdorff, "wir haben den Zoo in Eigenarbeit verschönert, haben viele tierisch interessante Geschichten zu erzählen und freuen uns darauf, unsere Besucher endlich wiederzusehen." Besonders freue sich der Zoo darauf, die vielen Schulklassen wieder zu begrüßen: In dem größten außerschulischen Lernort Zoo können die Schülerinnen und Schüler spannendes Wissen über Tiere und Biologie live und nachhaltig beeindruckend erleben. Für die Vorbereitung auf den lebendigen Unterricht hat das Team der Zooschule seine Themenhefte mit vielen Hintergrundinformationen für die Lehrenden und Arbeitsblätter für die Schülerinnen und Schüler überarbeitet und neu erstellt. Themen zu den Unterrichtsgängen "Tiere in der Kälte", "Tierernährung", "Flusspferde" und "Zootierhaltung" finden sich auf der Seite der Zooschule zum Download: www.erlebnis-zoo.de/zooschule
Aber noch ist der Zoo geschlossen, das Zoojahr beginnt daher mit großen Sorgen. "Diese erneute Schließung wirft uns wirklich zurück, denn die Überbrückungshilfen des Bundes greifen für den Zoo nicht", erklärt der Geschäftsführer. "Wir haben aber kaum Möglichkeiten, die Kosten zu reduzieren: die Versorgung unserer Tiere muss unbedingt jederzeit sichergestellt sein!" Daher hofft der Geschäftsführer auf eine ähnliche Hilfe wie im vergangenen Jahr: "Das Zoo-Förderprogramm des Landes Niedersachsen im September 2020 war eine tolle Unterstützung! In dem Förderprogramm standen 20 Millionen Euro für die rund 31 Zoos und Tierparks in Niedersachsen zur Verfügung, von denen aber nur ein geringer Teil abgefordert wurde. Wir bitten das Land Niedersachsen dringend um Prüfung, ob ein Teil dieser bisher nicht verwendeten Mittel genutzt werden kann, um damit die Zoos und Tierparks in Niedersachsen auch im zweiten Lockdown zu unterstützen."
Trotz aller Sorgen lässt sich der Zoo nicht entmutigen und putzt sich bereits für die Osterferien heraus: "Unser beliebter großer Spielplatz ‚Die Brodelburg‘ glänzt im neuen Anstrich, wir haben schon verschiedene Veranstaltungsformate mit den entsprechenden Hygieneregeln für den Frühsommer geplant – unter anderem den beliebten ZOO-RUN zugunsten des Artenschutzes – und freuen uns darauf, den Menschen der Region Hannover und darüber hinaus tierisch tolle Erlebnisse, Erholung und Spaß bieten zu können."
Zudem liegen die Bauprojekte des Zoos im Plan – das Zoologicum wird das bereits große Bildungsangebot des Zoos ab 2022 geradezu tierisch spannend ergänzen und in dem neuen Haus für die bedrohten Riesenschildkröten können die Besucher vielleicht schon Ende des Jahres die beeindruckenden Reptilien in Hannover erleben.