Professor Thum und Privatdozent Dr. Heuser erhalten je einen der höchsten Wissenschaftspreise der Europäischen Union.
Hohe Auszeichnung für Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): Professor Dr. Dr. Thomas Thum und Privatdozent Dr. Michael Heuser erhielten die sehr begehrten Wissenschaftspreise der Europäischen Union. Professor Thum ist vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) mit dem "ERC Consolidator Grant" ausgezeichnet worden und PD Dr. Heuser mit dem "ERC Starting Grant". Die Förderungen umfassen insgesamt rund 3,3 Millionen Euro für fünf Jahre.
Professor Dr. Dr. Thomas Thum
Professor Dr. Dr. Thomas Thum erhält mit der Auszeichnung für seine Forschungsvorhaben LONGHEART eine Fördersumme in Höhe von 1,8 Millionen Euro. Sein Ziel ist es, in menschlichen Zellen nichtkodierende Ribonukleinsäuren (RNAs) zu finden, an die sich bestimmte neuartige Medikamente gegen Herzerkrankungen gezielt binden, um ihre Wirkungen zu entfalten. "So soll beispielsweise einem nicht mehr gut funktionierenden Herzen neue Kraft geben werden", sagt Professor Thum. Insbesondere sucht er nach sogenannten long non-coding RNAs (lncRNAs), von denen es um die 50.000 gibt. Wissenschaftlich untersucht worden seien jedoch erst eine Handvoll. Ziel von Thums Forschung ist es, neue lncRNAs zu finden und ihre Funktion, die bei Herzerkrankungen aktiviert oder abgeschaltet ist, zu verstehen, um dann herauszufinden, wie sie gezielt gehemmt beziehungsweise wieder angeschaltet werden können. "Darüber hinaus hoffen wir, dass der Nachweis dieser lncRNAs im Gewebe oder Blut künftig auch die Diagnose der Herzschwäche beziehungsweise der Prognose des Krankheitsverlaufes ermöglicht", berichtet Professor Thum. Er leitet das Institut für Molekulare und Translationale Therapiestrategien, das an der MHH unter anderem in den Exzellenzcluster REBIRTH und das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB-Tx) eingebunden ist.
Privadotent Dr. Michael Heuser
Privadotent Dr. Michael Heuser verwendet die Fördersumme in Höhe von 1,5 Millionen Euro für sein Forschungsvorhaben PNANOMED. Darin erarbeitet er neue Blutkrebs-Therapien, die Nanotechnologie nutzen: Er möchte mit sogenannter small interfering RNA (siRNA) gezielt Gene ausschalten, die zu Leukämie führen. "Die Herausforderung besteht darin, dass diese kurzen Ribonukleinsäure-Moleküle von Enzymen des Körpers abgebaut werden. Deswegen suchen wir nach einer geeigneten Verpackung als Schutz bis zur Zielzelle", berichtet er. Seine Idee ist, dafür Fett-Tröpfchen zu nutzen, die nur bis zu 100 Nanometer groß sind, was einem 500stel Teil eines Haar-Durchmessers entspricht. So verpackt soll siRNA ins Knochenmark gelangen können – an den Ort, an dem Blut und Blutkrebs entstehen. In Vorarbeiten am Mausmodell hat dies bereits sehr gut geklappt. Der Wissenschaftler der MHH-Klinik für Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation möchte die Achillesferse der Leukämiezellen aufspüren – spezifische Gene, von denen das Überleben der Zellen abhängt – um die Zellen dann gezielt auszuschalten. Dadurch wird eine individualisierte Therapie der Leukämie denkbar, die sich der ständigen Veränderung der Leukämiezellen anpassen kann.