Privatdozent Dr. Jan-Henning Klusmann hat für seine Forschung zur Behandlung von Leukämien bei Neugeborenen und Säuglingen 364.032 Euro vom Evangelischen Johannesstift erhalten. Die Stiftung zählt zu den größten und traditionsreichsten diakonischen Einrichtungen mit Ursprung in Berlin und Angeboten bis nach Niedersachsen. Das Geld stammt aus einer Erbschaft, die das Evangelische Johannesstift erhalten hat. Verbunden war damit die Bitte der Erblasserin, einen Teil der Erbschaft für Leukämieforschung zu spenden.
"Ich freue mich sehr über die Unterstützung, die eine Kontinuität für die Erforschung von Leukämien bei Säuglingen gewährleistet", sagte Dr. Klusmann, Oberarzt der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). MHH-Präsident Professor Dr. Christopher Baum betonte die enge Verzahnung von Klinik und Forschung, die dieses Projekt besonders eindrücklich widerspiegelt. "Als wissenschaftlich tätiger Arzt erforscht Dr. Klusmann wichtige Ansatzpunkte für die Entwicklung neuer, gezielter Behandlungswege mit dem Ziel einer besseren Wirksamkeit bei zugleich geringeren Nebenwirkungen."
Leukämie ist die häufigste Krebserkrankung im Kindesalter, auch Säuglinge und Neugeborene sind davon betroffen; in dieser frühen Lebensphase ist die sogenannte akute myeloische Leukämie, kurz AML, die häufigste Form. Weil sie gerade bei so jungen Kindern häufig sehr aggressiv verläuft und die Kinder gleichzeitig besonders empfindlich auf eine Chemotherapie reagieren, ist die Behandlung dieser kleinen Patienten für Kinderonkologen eine große Herausforderung. Die Kinder leiden unter Infektionen, schmerzhaften Schleimhautentzündungen, Übelkeit und Erbrechen. "Daher sind neue, zielgerichtete Therapiekonzepte, die nur die Leukämiezellen, nicht aber die gesunden Zellen des Säuglings angreifen, ein Forschungsschwerpunkt unserer Klinik, den Dr. Klusmann mit seiner Arbeitsgruppe sehr erfolgreich bearbeitet", lobte Klinikdirektor Professor Dr. Christian Kratz.
Für die Suche nach diesen Therapiekonzepten braucht es einige Voraussetzungen, erläuterte Dr. Klusmann. "Wir müssen die unterschiedliche Blutbildung bei Föten und Erwachsenen verstehen und den Mechanismus der Leukämieentstehung bei Säuglingen vollständig beleuchten. Schließlich ist es notwendig, geeignete Modelle zu entwickeln, um die Therapiekonzepte zu testen, bevor sie bei den Kindern angewendet werden können." Dazu nutzen der Kinderonkologe und seine Arbeitsgruppe sowohl die neuesten Methoden der DNA-Sequenzierung, um genetische Veränderungen zu verstehen, als auch Methoden auf der Basis des CRISPPR-Cas9 Systems, einem preisgekrönten Präzisionswerkzeug, mit dem man gezielt einzelne DNA-Bausteine "umschreiben" kann. "Wir wollen für jeden Säugling eine optimale Therapie entwickeln und ihm damit die Chance auf ein normales Leben geben."
(Veröffentlicht am 12. Juli 2016)