Patient war zuvor "austherapiert"

MHH setzt erstmals individuell angepasstes Implantat in Gehörgang ein

Erstmals hat die HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) einen erwachsenen Patienten mit einem individuell angepassten Implantat für den äußeren Gehörgang versorgt. Das Implantat wurde im 3D-Druck hergestellt und zusätzlich so konzipiert, dass es kontinuierlich und lokal einen Wirkstoff freisetzt, um die Heilung zu beschleunigen.

Hörforscherin Yanjing Luo von der MHH hält das Gehörgangsimplantat in den Händen. — Hörforscherin Yanjing Luo von der MHH mit dem Gehörgangsimplantat

"Wir haben damit die Tür geöffnet zu einer neuartigen und zukunftsweisenden Patientenversorgung", sagt HNO-Klinikdirektor Professor Dr. Thomas Lenarz. Zum ersten Mal habe laut MHH damit eine Klinik ein Implantat auf die individuelle Anatomie eines Patienten angepasst, das Implantat sei mit dem "Desktop Health 3D-Bioplotter" herstellt und durch Wirkstoffzugabe funktionalisiert worden.

Individueller Heilversuch, Patient war zuvor "austherapiert"

Der nun damit versorgte Patient habe an einer wiederkehrenden Verengung des Gehörgangs gelitten, die mehrfach operativ versorgt worden sei, ohne den gewünschten Erfolg zu zeigen. Das jetzt eigens hergestellte Implantat ermögliche sowohl eine Stent-Funktion als auch eine Medikamentenabgabe. "Die erste Nachkontrolle ist schon sehr vielversprechend verlaufen", sagt Dr. Verena Scheper, deren Team der Pharmakologie des Innenohres der HNO-Klinik das Implantat entworfen und hergestellt hat. Bei dieser Versorgung handelt es sich laut MHH um einen individuellen Heilversuch, da der Patient mit konventionellen Möglichkeiten austherapiert gewesen sei. Die Finanzierung werde von der HNO-Klinik getragen.

Weltweit größtes Cochlea-Implantat-Programm

Die HNO-Klinik der MHH ist international bekannt für das nach eigener Aussage weltweit größte Cochlea-Implantat-Programm zur Versorgung schwerhöriger Patientinnen und Patienten. Bereits 1984 wurde hier die erste CI-OP durchgeführt. 2003 wurde das Deutsche HörZentrum Hannover eröffnet. Bis heute hat die Klinik mehr als 11.111 Betroffene mit einem Cochlea-Implantat versorgt. Weitere Schwerpunkte bestehen im Bereich der Hörgeräteversorgung und deren Weiterentwicklung, der Früherfassung kindlicher Schwerhörigkeit, der Diagnostik und Behandlung von Innenohrschwerhörigkeiten einschließlich Tinnitus.