Fachkongress „Mehr Vielfalt wagen!“ in Hannover eröffnet
Robert Spreter, Geschäftsführer des Bündnisses „Kommunen für biologische Vielfalt“ und Anja Ritschel, Wirtschafts- und Umweltdezernentin der Landeshauptstadt Hannover, haben am 3. Juli gemeinsam den Fachkongress „Mehr Vielfalt wagen! Zukunftsorientierte Handlungsansätze für artenreiches Grün in der Stadt“ in der Volkshochschule Hannover eröffnet. Der zweitägige Fachkongress bildet den Abschluss des fünfjährigen Projektes „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“.
Bereits im Jahr 2020 wurden 39 Kommunen für ihre Projektideen zur Förderung von Stadtnatur und Insekten ausgezeichnet und jeweils mit einem Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro für die Umsetzung prämiert. In den Jahren 2021 bis 2023 konnten hierdurch Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt vor Ort umgesetzt werden. Spreter dankte den am Projekt beteiligten Kommunen zu Beginn des Kongresses für ihr vorbildliches Engagement im Biodiversitätsschutz, darunter auch Hannover mit einem Insektenschutzprojekt in Vahrenheide.
Der Bundeswettbewerb Naturstadt wurde im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. „Das ausgeschüttete Preisgeld war gerade den kleineren Kommunen eine wertvolle Hilfe bei der Umsetzung ihrer Zukunftsprojekte. Viele Kommunen brachten zudem eigene Mittel ein und wurden teils von zahlreichen Ehrenamtlichen unterstützt“, erläuterte Spreter.
Fachkongress fördert bundesweite Vernetzung
Jetzt werden alle 39 Zukunftsprojekte auf dem Fachkongress „Mehr Vielfalt wagen!“ präsentiert. Die Kongressteilnehmer*innen können sich in Fachvorträgen, Workshops und Exkursionen über aktuelle Ansätze zur Förderung von Stadtnatur und insbesondere von Insekten im Siedlungsraum informieren und sich mit anderen Kommunen sowie weiteren Akteur*innen austauschen und vernetzen.
Innovative Wege im Insektenschutz
Die ausgezeichneten Städte, Gemeinden und Landkreise haben ihre Grünflächenpflege insektenfreundlich umgestaltet, partizipativ Blühwiesen und natürliche Niststrukturen angelegt oder heimische Gehölze gepflanzt. Einige haben begonnen, Moore zu revitalisieren und Abschnitte von Fließgewässern zu renaturieren. Andere haben sich der naturnahen Pflege und insektenfreundlichen Gartengestaltung verschrieben. „Zudem konnte durch diverse Umweltbildungsmaßnahmen gezielt die Bedeutung von Natur in der Stadt vermittelt werden“, betonte Spreter.
Die Umsetzung aller Zukunftsprojekte erfolgte bis Mitte 2023 und wurde vom Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ fachlich begleitet.
Mit ihrem Engagement zeigen die ausgezeichneten Kommunen vielfältige Ansätze, wie die Ziele der im Jahr 2019 beschlossenen Handlungsprogramme der Bundesregierung, dem Masterplan Stadtnatur und dem Aktionsprogramm Insektenschutz, umgesetzt werden können. Hierdurch leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und besitzen einen Vorbildcharakter für andere Städte, Gemeinden und Landkreise.
Zukunftsfähiges Stadtgrün in Hannover
Zu den ausgezeichneten Projekten zählt auch ein am Emmy-Lanzke-Weg in Hannover umgesetztes Vorhaben des Fachbereichs Umwelt und Stadtgrün. In dem Projekt wurden rund 15.000 m2 öffentliche Grünfläche und 54.000 m2 Siedlungsgrün der hanova Wohnen GmbH nach einem eigens erstellten Maßnahmenkonzept insektenfreundlich umgestaltet. Hierfür wurden Blühwiesen angelegt, Nisthügel gebaut sowie Stauden und Gehölze gepflanzt. Dabei wurden Anwohner*innen aktiv in die Maßnahmenumsetzung eingebunden, so zum Beispiel durch Aktionen zur Balkonbegrünung.
Wirtschafts- und Umweltdezernentin Ritschel erläuterte, dass durch die zukunftsorientierte Weiterentwicklung des städtisches Grüns auch die Klimaresilienz gefördert werde. „Die Landeshauptstadt Hannover stellt sich den Herausforderungen des Klima- und Naturschutzes bereits seit vielen Jahren und wir werden unser Engagement zukünftig noch verstärken und vergleichbare Projekte vorantreiben“, betonte Anja Ritschel. So wurde vom Rat der Stadt beschlossen, dass Hannover bis zum Jahr 2035 möglichst klimaneutral werden soll. Darüber hinaus werde konsequent an der Weiterentwicklung des Programmes „Mehr Natur in der Stadt“ gearbeitet, das als eine der bundesweit ersten kommunalen Biodiversitätsstrategien in Hannover initiiert wurde.
Hintergrund: Bundeswettbewerb „Naturstadt – Kommunen für biologische Vielfalt“
Mit dem Wettbewerb „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“ hat die Bundesregierung Kommunen dabei unterstützt, neue Projekte zur Förderung von Stadtnatur und Insekten zu entwickeln und umzusetzen. Zu diesem Zweck wurden bundesweit Städte, Gemeinden und Landkreise dazu eingeladen, Projektideen zur Förderung von Stadtnatur und insbesondere zum Schutz von Insekten im Siedlungsbereich einzureichen.
Besonders zur Teilnahme ermutigt wurden Kommunen, die bislang noch keine oder nur sehr wenigen Projekte zum Wettbewerbsthema initiiert haben. Von einer Fachjury wurden die 39 besten Projektideen ausgewählt. Die Kommunen erhielten aus Mitteln des Bundesumweltministeriums jeweils 25.000 Euro Preisgeld für die Umsetzung ihrer Projektideen in den Jahren 2021 bis 2023. Die Kommunen verpflichten sich zur Aufrechterhaltung der Flächen und Maßnahmen für mindestens fünf Jahre, oftmals wird jedoch eine langfristige Verstetigung angestrebt.