WIR2.0- Hannovers Plan für Migration und Teilhabe

Stadt macht Fortschritte in den Bereichen Antidiskriminierung und Diversität

Halbzeitbilanz von WIR2.0: Rund 60 Projekte mit einer Gesamtsumme von etwa 566.000 Euro sind bereits gefördert worden. Der Zwischenbericht zeigt großes Engagement der jungen Generation.

Symbolbild Integration

Die Einwanderungsstadt Hannover fit zu machen für die Herausforderungen der Zukunft, das war 2020 das Ziel der Stadt bei der Neuauflage des lokalen Integrationsplans unter dem Namen „WIR2.0“. Nach dem Ratsbeschluss im September 2022 startete die Umsetzungsphase des auf fünf Jahre angelegten Plans. Die Stadt stellt im Mai 2025 einen Zwischenbericht vor, der signifikante Fortschritte in den Bereichen Antidiskriminierung, Abbau von Zugangsbarrieren und der Förderung von Diversität sieht. Mit einer Gesamtsumme von etwa 566.000 Euro wurden seitdem rund 60 Projekte gefördert.

Gleichberechtigte Teilhabe im Fokus

„Wir sind auf dem Weg eine Stadtgesellschaft zu schaffen, in der Diskriminierung keinen Platz hat und gleichberechtigte Teilhabe im Fokus steht. Die innovativen Ideen, eingebracht unter anderem von vielen jungen Menschen in Hannover, verdeutlichen das Interesse einer neuen Generation, die Einwanderungsstadt aktiv mitzugestalten. Wir werden weitermachen: beispielsweise demokratische Mitwirkungsmöglichkeiten erweitern, einen Fokus auf zentrale Themen wie Arbeitsmarkt und Wirtschaft legen und gezielte Maßnahmen gegen Diskriminierung zur Förderung eines inklusiven Stadtbildes entwickeln. Die zweite Halbzeit beginnt und ich bin sicher, wir werden erfolgreich sein“, sagte Oberbürgermeister Belit Onay aus diesem Anlass.

„Alle Projekte haben dazu beigetragen, die Vernetzungsstrukturen zu stärken, was langfristig wirkt und den Bedarfen verschiedener Zielgruppen gerecht wird. Der WIR2.0 bleibt ein dynamisches Programm, bei dem wir auf neue Herausforderungen reagieren und Strategien kontinuierlich weiterentwickeln, um eine diskriminierungsfreie Stadtgesellschaft zu fördern“, sagte Sylvia Bruns, Dezernentin für Soziales und Integration.

WIR2.0-Kuratorium mit 26 Mitgliedern

Für die Umsetzungsphase hat die Stadt 2022 ein begleitendes WIR2.0-Kuratorium zusammengestellt, das sich dreimal jährlich trifft. Es priorisiert Umsetzungsschritte, legt dem Rat Entscheidungen über Großprojektanträge vor und wählt auch verwaltungsinterne Projekte aus. Das Kuratorium setzt sich aus 26 stimmberechtigten Mitgliedern zusammen: Darin sind die Verwaltung, die Politik, Migrant*innenorganisationen und postmigrantische Organisationen sowie weitere Personen der Stadtgesellschaft vertreten.

Projektförderung von 2022 bis 2024 - Beispiele

Im WIR2.0 wurden 85 konkrete Maßnahmen in Bereichen wie Bildung, Arbeit, soziale und kulturelle Teilhabe sowie Demokratie festgeschrieben, die sich in der Umsetzung befinden. In den ersten zweieinhalb Jahren der Umsetzung wurden insgesamt 49 Kleinprojekte, 7 Großprojekte und 4 interne Projekte gefördert. Viele weitere Maßnahmen wurden innerhalb der Verwaltung ohne WIR2.0-Fördermittel umgesetzt. Die folgenden Best-Practice-Beispiele geben einen Einblick, wie die WIR2.0-Projektarbeit aussieht. Die Berichte (Seiten 17 bis 22 des Monitoringsberichts) über die von zivilgesellschaftlichen Akteur*innen realisierten Projekte verdeutlichen, dass Lücken geschlossen wurden, um den unterschiedlichen Bedarfen der Zielgruppen in einer vielfältigen Stadtgesellschaft gerecht zu werden:

  • Berufsbegleitende Deutschkurse für Auszubildende und Berufstätige in der Pflege: Das Angebot richtete sich an bereits vorhandene Beschäftigte, deren Deutschkenntnisse noch ausbaufähig waren. Unter den Mitarbeitenden, die schon lange angestellt sind, wurde besonders auf die Pflegehelfer*innen geschaut, da diese sich mit einer zweijährigen Ausbildung, die unter Umständen auch durch das Chancenqualifizierungsgesetzt förderfähig ist, zur Pflegefachkraft weiterqualifizieren können.
  • Unterstützung potenzieller Selbstständiger in Ankunftsquartieren: Mit dem Vorhaben werden Menschen mit internationaler Geschichte auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleitet. Unterstützung gibt es nicht nur in der Einzelberatung, sondern auch in regelmäßig stattfindenden Workshops.
  • Eine unabhängige Antidiskriminierungsstelle für Hannover – „Amina“: Ein Angebot speziell für muslimische Frauen, die aufgrund von antimuslimischem Rassismus und Sexismus von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind. Das Projekt ist in der Umsetzung.
  • Fluid Identity 2.0-Festival: Das neue Format hat Menschen erreicht, Zugänge und Beteiligung ermöglicht und aufzeigt, wie vielfältig Hannovers Kunst- und Kulturszene ist – und wie Eingewanderte und ihre Nachkommen diese Szene bereichern und prägen.
  • Einführung der Integreat-App in Hannover: Die App erleichtert neu eingewanderten Menschen das Ankommen in Hannover, indem zentrale Informationen zum Leben in der Stadt mehrsprachig (9 Sprachen) und leicht zugänglich gebündelt bereitgestellt werden.
  • A-Teams im Auftrag gegen Diskriminierung: ein Mentoring bei dem Schüler*innen und Studierende von anderen jungen Menschen geschult werden, um Mitschüler*innen mit Diskriminierungserfahrung direkt vor Ort eine niedrigschwellige Anlaufstelle zu bieten.
  • Wir sind auch da! Begleitung von südosteuropäischen Hilfsarbeiter*innen und Hilfestellung zur Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse in Hannover und Region: Eine Expert*innengruppe entwickelt konkrete Maßnahmen zur Verbesserung prekärer Arbeitsverhältnisse, die dann in einem zweiten Schritt dem WIR2.0 Kuratorium zur Förderung und Umsetzung vorgelegt werden sollen.
  • Wir leben in einer Demokratie: Die Maßnahme verfolgt das Ziel, jungen migrantischen Männern durch aufsuchende Arbeit einen Zugang zu politischer Bildung zu schaffen. Dabei werden unterschiedliche kreative Methoden wie Graffiti oder Rap einbezogen.

Die Geschichte von WIR2.0

Die Entwicklung des WIR2.0 Migrations – und Teilhabeplans für die Einwanderungsstadt Hannover fand im Rahmen eines umfangreichen gesamtstädtischen Beteiligungsprozesses statt. Nach dem Auftakt im Januar 2020 wurde zunächst in der ersten Phase von paritätisch (auch bezüglich des „Migrationshintergrundes“) besetzten Expert*innengruppen Ideen für ein Strategiepapier verfasst. Intensiv wurde in dieser Phase um Begrifflichkeiten, Zielsetzungen und Schwerpunkte gerungen. Die Entwürfe wurden im Anschluss von weiteren zivilgesellschaftlichen Gremien wie z.B. den Integrationsbeiräten und dem Stadtjugendring kommentiert, bevor sie dann von der Lenkungsgruppe finalisiert und dem Rat zur Entscheidung vorgelegt wurden. In der zweiten Phase wurden dann, nach gleichem Zuschnitt, konkrete Maßnahmen und Empfehlungen erarbeitet und im September 2022 vom Rat verabschiedet.

Kurzprofil WIR2.0

Mit dem WIR2.0 bekräftigt die Landeshauptstadt Hannover ihr Engagement für eine inklusive, diskriminierungssensible Stadtgesellschaft und setzt ausgewählte Maßnahmen um, damit alle Menschen aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Ein zentrales Element dieser Strategie ist die enge Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen – darunter Vereine, Initiativen und Bildungseinrichtungen –, um mit maßgeschneiderten Angeboten das Potenzial aller Einwohner*innen zu fördern und den Dialog innerhalb der Einwanderungsstadt zu stärken. Als ganzheitliche Strategie umfasst der WIR2.0 verschiedene Lebensbereiche wie Bildung, Arbeit, soziale und kulturelle Teilhabe sowie Demokratie.