Zunehmende Extremwetterlagen, insbesondere Hitzeereignisse und Dürren im Stadtgebiet, beeinträchtigen im Sommer das Wohlbefinden der Menschen. Zur Abmilderung dieser negativen Auswirkungen und zur Verringerung von urbanen Hitzeinseln werden kühle Räume bei der Stadtgestaltung zunehmend wichtiger. Aus Sicht der Landschaftsarchitektur stehen dabei Räume im Gehölzschatten und Verdunstungskühlung der Bäume im Vordergrund.
Aktuelle Ansätze für die Gehölzauswahl bei Neupflanzungen orientieren sich bisweilen an Aspekten wie Trockenheitsverträglichkeit, Strahlungsangepasstheit oder auch Angepasstheit an eine veränderte Niederschlagsverteilung. Die gängige Gehölzbewässerung im städtischen Raum versucht mit Mindestwassermengen, das Überleben der Bäume zu sichern. Durch diese sparsame Bewässerung wird das Gehölz in der Anwachsphase abgehärtet, sodass es resistenter gegen längere Trockenphasen wird und nach einigen Jahren auch ohne Zusatzbewässerung auskommt.
Pflanzen senken jedoch unter Stressbedingungen (beispielsweise Trockenheit) ihre Photosynthese-Leistung, sodass sich die Verdunstungskühlung reduziert. Auch die Laubdichte in der Krone verringert sich spürbar, was eine geringere Schattendichte mit sich bringt.
Stadtbäume als natürliche Klimaanlagen
Eine Möglichkeit der Wärmebelastung in städtischen Hitzeinseln zu begegnen ist das Pflanzen von Bäumen, die durch Schattenwurf und Verdunstung ihre Umgebung kühlen. Theoretische Berechnungen zeigen, dass die Verdunstungskühlung abhängig von den oberirdischen und unterirdischen Bedingungen ist, jedoch stark von der verfügbaren Wassermenge im Boden limitiert wird.
Die Untersuchung im Reallabor
Durch die angesetzte Forschungsarbeit soll herausgefunden werden, ob eine höhere Bewässerungsmenge auch zu einer Erhöhung der Kühlleistung und Schattenwirkung führt. Dafür werden die Wasserressourcen im Wurzelbereich der untersuchten Bäume durch kontinuierliche Zusatzbewässerung erhöht und die Auswirkungen auf die Umgebung untersucht.
So läuft die Untersuchung
Insgesamt werden über die Vegetationsperiode 2024 (bis voraussichtlich Ende Oktober) neun Kaiserlinden im dritten Standjahr am Theodor-Heuß-Platz und drei Traubeneichen im zweiten Standjahr an der Hamburger Allee gezielt mit unterschiedlichen Wassermengen bewässert. Die Auswirkungen von Schattenwurf und Verdunstungskühlung wird regelmäßig mit verschiedener Messtechnik (beispielsweise Luftfeuchtigkeit, Lufttemperatur, Helligkeit, Luftdruck) gemessen.
Die Ergebnisse der Untersuchung sollen die Bewässerungspraxis der Stadt Hannover weiter optimieren. Je nach Resultat könnte dann in Hitzeinseln bewusst mehr Wasser eingesetzt werden, in kühlen Umgebungen dafür weiter Wasser eingespart werden.
Leibniz Universität und Stadt Hannover arbeiten zusammen
Die Untersuchungsarbeiten und die Finanzierung des Projektes in Höhe von circa 6.000 Euro liegen hauptsächlich bei der Leibniz Universität Hannover. Die Landeshauptstadt Hannover unterstützt die Untersuchungen mit der Bereitstellung der Flächen und Bäume sowie Logistik und fachlicher Expertise.