Bäume

Stadt Hannover legt Straßenbaumbericht vor

Wie steht es um Hannovers Bäume? Aufschluss gibt der neue Straßenbaumbericht, den der städtische Fachbereich Umwelt und Stadtgrün im Rahmen des Ausschusses für Umweltschutz, Klimaschutz und Grünflächen am 5. Februar vorgelegt hat. 

Benjamin Stahl vom Fachbereich Umwelt und Stadtgrün bei der Bewässerung eines Straßenbaums

Der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Landeshauptstadt Hannover erfasst bereits seit 1984 regelmäßig den Straßenbaumbestand in einem so genannten Baumkataster. Seitdem wird jede Neupflanzung mit dem Pflanzjahr dort eingetragen. Da bei den älteren Bäumen das Pflanzjahr nur in wenigen Fällen bekannt ist, wurden die Altersklassen für diese Bäume ohne Pflanzjahr anhand der Stammumfänge der Straßenbäume grob ermittelt.

Inhalt und Ziel der Straßenbaumberichte

Mit den Daten des Baumkatasters werden alle zwei Jahre Statistiken erstellt, unter anderem zu den Themen „Baumarten“, „Vitalität“ und „Bestandsentwicklung“. Angaben zu Baumbearbeitungs-, zu Erhaltungsmaßnahmen und Bewässerungsmanagement bis hin zu Baumpatenschaften werden darin erfasst und dokumentiert. Aus den Daten wird dann alle zwei Jahre der Straßenbaumbericht veröffentlicht. Der Bericht dient dem Fachbereich dazu, einerseits den aktuellen Baumbestand, die Entwicklung und Anzahl der Straßenbäume auszuwerten, andererseits können, über die Angaben zu Vitalitäten und erfolgten Pflegemaßnahmen, Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche Bäume in Zukunft nachgepflanzt werden müssen und welche Baumarten, auch aus klimaökologischen Gründen, an welchen Standorten entwickelt werden können.

Pflanzung von jungen Bäumen und Erhalt von Altbäumen in Zeiten des Klimawandels

Der aktuelle Straßenbaumbericht umfasst die Baumbestände von 2021 und 2022: Seit 1990 ist die Zahl von Straßenbäumen um über 15.200 Bäume gewachsen. Dieses entspricht einer Erhöhung von mehr als 47 Prozent. Konkret waren im Dezember 2022 im Stadtgebiet im Baumkataster 47.577 Straßenbäume erfasst. Der größte Anteil der Bäume befindet sich in einem Alter von bis höchstens 50 Jahren. Maximal ein Zehntel des aktuellen Bestands stammt noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.

Nennenswert ist auch der steigende Anteil so genannter klimaresilienter Straßenbaumarten, der sich von 6,8 Prozent im Jahr 2000 auf 11,3 Prozent fast verdoppelt hat. Auch beim Bestand der Baumart Eiche, als ein robuster Straßenbaum, ist eine deutliche Steigerung zu verzeichnen.

Trotz der vielen Nach- und Neupflanzungen muss sich der Baumschutz und die Baumpflege für die vorhandenen Baumbestände besonders auf die älteren Bestandsbäume konzentrieren, denn diese „Altbäume“ haben, im Gegensatz zu den Jungbäumen, über die Jahre eine Standortresilienz aufgebaut, das heißt, sie haben sich gut an ihren Standort angepasst. Durch ihr deutlich größeres Kronenvolumen haben sie Vorteile für das Klima und die Biodiversität von unschätzbarem Wert. Neben ihrer Kühlungsfunktion, der Kohlenstoff- und Wasserspeicherung und der Sauerstoffproduktion sind sie unter anderem wichtige Lebensgrundlage für eine Vielzahl von Insekten und anderen Tieren (zum Beispiel diverse Vogelarten, Raupen, Falter, Käfer etc.). 

Die beiden sehr warmen Jahre 2021 und 2022 und der fehlende Niederschlag 2022 (es fielen nur 71 Prozent der durchschnittlichen Regenmenge) waren maßgeblich dafür verantwortlich, dass immer mehr dieser Altbäume abgestorben sind und in der Folge gefällt werden mussten. Aktuell weisen insgesamt knapp 84 Prozent der Bäume noch keine schwerwiegenden Schäden auf. Dieser Anteil sinkt jedoch seit 2015 kontinuierlich, da die Bäume auf vermehrten Hitze- und Trockenstress reagieren.

Der Klimawandel begünstigt auch neue Baumschädlinge (zum Beispiel die Kastanienminiermotte, den Birnenprachtkäfer oder die wollige Napfschildlaus) und Baumkrankheiten (wie Massaria, Eschentriebsterben, Rußrindenkrankheit an Ahornen und die Pseudomonas-Rindenkrankheit an Kastanien), denen die gestressten Bäume wenig Widerstand entgegensetzen können. Ohne vitalisierende Maßnahmen (Treelife-Behandlung, Standortsanierungen) werden sie nicht mehr alt, sondern gehen oft nach 40 bis 60 Jahren ein. Daran sind aber nicht nur die veränderten Klimabedingungen Schuld, sondern auch die Missnutzungen der Baumscheiben, u. a. bei Baumaßnahmen (Wurzel-, Stamm- und Kronenschädigungen). Diese Schäden nehmen durch eine immer größere Bautätigkeit signifikant zu und führen oft zu einer frühzeitigen Vergreisung und verkürzter Lebensdauer der Straßenbäume. 

In der Folge haben sich die Kosten für die Baumerhaltung und für die Sicherstellung der Verkehrssicherheit von 2021 bis 2022 um 300.000 Euro auf aktuell über 5 Millionen Euro im Jahr erhöht. Und auch die Kosten für die Bewässerung der jungen und alten Straßenbäume sind aufgrund des Klimas von 230.000 Euro im Jahr 2021 auf 403.000 Euro im Jahr 2022 gestiegen. Doch der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün ist bei diesem Thema optimistisch: „Die bereits investierten Finanzmittel aus dem internen Verwaltungsmodernisierungsfonds in Höhe von rund 500.000 Euro in neue Gießtechnik und in begleitendes Wassermanagement werden sich ab 2025 deutlich in einer besseren operativen Abwicklung der Bewässerung bemerkbar machen. Die Technik dafür ist bereits bestellt, wird aber erst im Herbst 2024 ausgeliefert. Des Weiteren konnten wir mit einem optimiert durchgeführten Wassermanagement in 2023 die Bewässerungskosten bereits um rund 40 Prozent auf rund 245.000 Euro senken. Dieser Erfolg zeigt die Notwendigkeit, sich intensiv und dauerhaft mit dem Thema Wassermanagement zu beschäftigen“, so Manuel Kornmayer, Bereichsleiter städtische Grünflächen im Fachbereich.

Baumpatenschaften immer beliebter

Ein weiteres Thema im Straßenbaumbericht 2021/2022 sind die immer beliebter werdenden Baumpatenschaften. Seit 1992 besteht in Hannover die Möglichkeit, die Patenschaft für einen oder mehrere Bäume zu übernehmen. Dabei halten die Baumpat*innen z.B. die Baumscheibe ihres Patenbaums sauber, wässern im Sommer und bepflanzen die dafür geeigneten Baumscheiben. Im Jahr 2022 betreuten 724 Baumpat*innen insgesamt 1.061 Bäume.