Hannah-Arendt-Stipendiatin

Autorin Atefe Asadi besucht OB Onay

Seit Dezember 2022 lebt die iranische Autorin Atefe Asadi als neue Hannah-Arendt-Stipendiatin in der Landeshauptstadt Hannover. Nachdem sie sich in den vergangenen Monaten in Hannover einleben konnte – so war sie beispielsweise beim Neujahrsempfang im Neuen Rathaus und hat erste Kontakte in die lokale Kulturszene geknüpft – war sie am 21. Februar zu Gast bei Oberbürgermeister Belit Onay.

Atefi Asadi und Oberbürgermeister Belit Onay im Neuen Rathaus. 

In ihrem Gespräch ging es auch um die Situation im Iran. Onay betonte: „Wir stehen solidarisch an der Seite der mutigen Frauen im Iran, die sich unter Einsatz ihres Lebens für die Grundrechte der Menschen einsetzen. Menschenrechte sind universell. Mir ist es daher wichtig, auf die Ereignisse im Iran aufmerksam zu machen und bedrängte Personen auch durch praktische Hilfe – wie dem Hannah-Arendt-Stipendium – zu unterstützen.“

Einen Einblick in ihre Arbeit wird Atefe Asadi am Freitag (13. Oktober) im Literaturhaus im Rahmen der HANNAH ARENDT TAGE geben. Denn die HANNAH ARENDT TAGE widmen sich anlässlich des 75. jährigen Jubiläums der Verkündung der Menschenrechte vom 10. bis zum 14. Oktober dem Thema „Menschenrechte“.

Mit der Gründung des Hannah-Arendt-Stipendiums für verfolgte Schriftsteller*innen im Jahr 2000 und der Mitgliedschaft im ICORN Netzwerk (International Cities of Refuge Network) konnte Hannover bis jetzt zehn Gastschriftsteller*innen einen sicheren Hafen bieten und leistet damit wichtige Arbeit zur Freiheit des Wortes und der Wahrung von Menschenrechten. „Das dies in Hannover möglich ist, ist der Verdienst der intensiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen unserem Kulturbüro, dem Literaturhaus Hannover e.V. und privat Engagierten“, dankte Oberbürgermeister Onay allen, die sich um die Hannah-Arendt-Stipendiat*innen in Hannover kümmern.

Zu Atefe Asadi

Die 28-jährige Atefe Asadi ist Autorin, Redakteurin, Übersetzerin und Songwriterin aus Teheran, Iran. Sie hat einen BA-Abschluss in englischer Übersetzung und hat als Redakteurin und Übersetzerin für verschiedene Veröffentlichungen und Magazine gearbeitet, darunter auch für Underground-Magazine.

Asadis literarisches Werk befasst sich mit den sozialen, politischen und religiösen Themen der iranischen Gesellschaft, einschließlich Geschlecht, Sexualität und Frauenrechten. In ihren Texten stellt sie Konservatismus, Religion, Krieg und ihre Folgen in Frage und beleuchtet das Leben im heutigen Iran im Schatten der Diktatur.

Einige von Atefes Asadis Geschichten wurden in unabhängigen Zeitschriften und auf online-Plattformen veröffentlicht. Andere Werke wurden vom iranischen Ministerium für Kultur und islamische Führung abgelehnt und für nicht druckbar erklärt.

Im Iran stand Asadi aufgrund ihrer Arbeit und ihres bürgerschaftlichen Engagements unter Druck und wurde mehrfach verhört. Im Mai 2022 wurde sie von den Sicherheitskräften festgenommen, als sie an einer öffentlichen Demonstration teilnahm. Sie wurde in der Haft verhört und nach einigen Tagen freigelassen, aber der Druck hielt nach ihrer Freilassung an. Nach der Ermordung von Mahsa Amini verschärfte sich die Situation, Asadi konnte ihre literarische Tätigkeit im Iran nicht fortsetzen und musste ihre Social-Media-Accounts monatelang schließen.

Im Dezember 2022 wurde Atefe Asadi durch das Hannah-Arendt-Stipendium als ICORN-Resident in Hannover begrüßt. Seit ihrer Ankunft in Hannover hat Atefeh mit der Recherche zur Neuen Deutschen Literatur (NDL) sowie möglichen Kooperationen mit lokalen Kulturschaffenden, Verlagen und Buchmessen begonnen. Asadi setzt ihre literarischen Aktivitäten und Projekte sowie ihre Übersetzungsarbeit fort und hofft, ihre Geschichtensammlung auf Deutsch veröffentlichen zu können.

Zum Hannah-Arendt-Stipendium und dem ICORN-Netzwerk

Die Landeshauptstadt Hannover nimmt seit dem Jahr 2000 verfolgte Schriftsteller*innen im Rahmen des Hannah-Arendt-Stipendiums auf, das von der Stadt (Kulturbüro, Sachgebiet Internationale Kultur) und dem Literaturbüro Hannover e.V. getragen wird.
Die Landeshauptstadt Hannover ist Gründungsmitglied des ICORN-Netzwerkes (International Cities of Refuge Network / Internationales Netzwerk der Fluchtstädte), das 2006 gegründet wurde und sich weltweit für verfolgte Autor*innen und für die Freiheit des Wortes einsetzt. Der Ratsbeschluss über den Beitritt zum ICORN Netzwerk erfolgte ebenfalls im Jahr 2006.