Wohnungslosigkeit

Stadt erweitert Winternothilfe für obdachlose Menschen

Die Stadt Hannover hat zu Beginn der kalten Jahreszeit ein neues Maßnahmenpaket für obdachlose Menschen vorgestellt. Neu ist das Angebot „Sprache als Wegweiser“ für obdachlose, nicht deutsch-sprechende EU-Bürger*innen. Es gibt zusätzliche Räumlichkeiten im Tagesaufenthalt Dornierstraße. Zudem startet die Arbeit am Aktionsplan zur Vermeidung von Obdachlosigkeit bis 2030.

Stellen neues Maßnahmenpaket der Winternothilfe für obdachlose Menschen vor: Sozialdezernentin Sylvia Bruns und Oberbürgermeister Belit Onay vor dem Tagesaufenthalt Dornierstraße.

Der Winter kommt und bringt gerade für wohnungslose Menschen viele Herausforderungen und Unsicherheiten. Die Landeshauptstadt Hannover schafft vor diesem Hintergrund neue Angebote, führt gleichzeitig aber auch Maßnahmen fort, die sich in den letzten zwei Jahren bewährt haben, wie beispielsweise die zwei Nacht-Cafés von Obdachlosenhilfe und Diakonie.

Voraussichtlich am 15. November 2023 startet ein Kooperationsangebot von Stadt und sozialen Träger*innen - „Sprache als Wegweiser“-, wonach obdachlose Menschen in ihrer Muttersprache angesprochen und über Angebote der Stadt im Bereich Wohnungslosigkeit informiert werden.

Die Räumlichkeiten des Tagesaufenthalts Dornierstraße 2 werden für die Winternothilfe 2023/24 erweitert.

„Für den kommenden Winter wollen wir obdachlose Menschen mit neuen und bewährten Angeboten unterstützen. Gleichzeitig arbeiten wir mit hoher Dringlichkeit daran, wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen eine echte, nachhaltige Perspektive zu geben. Mir liegt es persönlich sehr am Herzen, dass wir beim EU-Ziel Wohnungslosigkeit bis 2030 zu vermeiden, ganz konkret vorankommen“, sagte Oberbürgermeister Belit Onay im Rahmen der diesjährigen Pressekonferenz zur Winternothilfe.

Bund unterstützt Suche nach neuen Wegen in der Unterbringung

Neben den konkreten Winter-Maßnahmen arbeitet die Stadt an einem Aktionsplan zur Abschaffung von Obdachlosigkeit bis 2030. Dazu wird derzeit ein Beteiligungskonzept entwickelt, bei dem unter anderem Vertreter*innen der Wohnungslosenhilfe, sozialer Einrichtungen, Wohnungswirtschaft und Stiftungen sowie Betroffene eingebunden sind. Zudem erhält die Stadt eine Beratung und Untersuchung, die verschiedene Bausteine zur Umsetzung des „Housing First“- Ansatzes in Hannover entwickeln soll. Dazu gibt es sogar Unterstützung aus dem Bund: Die Untersuchung und Beratung wird durch das Bundesfinanzministerium finanziert und durch die PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH umgesetzt. Zudem werden im Rahmen des Projekts, das bis Ende 2024 läuft, neue Möglichkeiten der Unterbringung untersucht. Verwaltungsintern werden zudem neue Stellen durch Umschichtungen für die Unterstützung und Begleitung bei der Wohnungssuche und dem -erhalt eingerichtet, die vor allem beim Auszug aus Unterkünften in private Wohnungen unterstützen sollen.

Mehr Ausrichtung auf Wohnungen und wohnungsähnliche Unterkünfte

Die Landeshauptstadt plant in den nächsten Jahren, die Unterbringung stärker auf Wohnungen und Unterkünfte mit wohnungsähnlichem Charakter auszurichten. Notunterkünfte und Gemeinschaftsunterkünfte sollen im selben Maße reduziert und abgebaut werden. Auf diese Weise soll sowohl das Ankommen von geflüchteten und das „wieder Fuß fassen“ von obdachlosen Menschen verbessert als zugleich auch die Kosten der Unterbringung verringert werden. Zudem plant die Stadt einen Aufbau von Notkapazitäten, um hohe Zuweisungszahlen ohne eine vergleichsweise teure Anmietung von Messehallen abfangen zu können.

Sozialdezernentin Sylvia Bruns erläuterte: „Der Aktionsplan soll ebenso wie das neue Unterbringungskonzept dazu beitragen, Obdachlosigkeit zu verringern und neue Perspektiven für die Menschen eröffnen. Wir gehen die Themen systematisch für die Zukunft an, um die Situation nachhaltig zu verbessern, vergessen aber zugleich nicht, dass zahlreiche wohnungslose Menschen akute Bedarfe haben und Unterstützung benötigen.“  

Erweiterung des Tagesaufenthaltes Dornierstraße 2 geplant

Tagesaufenthalt in der Dornierstraße im Winter 2022/23.

Perspektivisch plant die Stadt eine Erweiterung des Tagesaufenthalts Dornierstraße. Die zusätzlichen Räumlichkeiten bestehen aus mehreren Büroräumen und einer Halle. Die zusätzlichen Büroräume sollen zur Nutzung für Vereine, Initiativen und sozialen Träger*innen als Ort der sozialen Beratung geöffnet werden. Die Halle ermöglicht der Stadt Hannover, sowohl den Tagesaufenthalt zu erweitern als auch logistische Vorkehrungen zu treffen für die Lagerung von Mobiliar im Kontext Unterbringung, beispielsweise Betten, Spinde, Tische und Stühle.

Neu ist in diesem Winter ein Angebot, das sich insbesondere an nicht deutsch-sprechende wohnungslose Menschen richtet. Wohnungslose (EU)Bürger*innen sollen durch qualifizierte muttersprachliche Personen in ihrer Herkunftssprache angesprochen werden. Ziel ist es, sie über die Winternothilfe und regulären Angebote in der LHH zu informieren. Die Mitarbeitenden werden von der Arbeiterwohlfahrt Region Hannover e.V. qualifiziert und sollen beim Caritasverband Hannover e. V. sowie dem Diakonischen Werk auf Minijob-Basis eingesetzt werden. Das Projekt startet voraussichtlich am 15. November für einen Erprobungszeitraum von drei Monaten.

Verstetigung der „Nacht-Cafés"

Fehlende Wärme und der mangelnde Zugang zu beheizten Räumlichkeiten sind besonders nachts in der kalten Jahreszeit eine große Herausforderung für die obdachlosen Menschen, welche die Unterbringungsangebote der Stadt aus unterschiedlichsten Gründen nicht nutzen. Auf Grund guter Erfahrungen in den beiden letzten Wintern sollen die „Nachtcafés“ auch in diesem Winter wieder geöffnet werden.

Das Diakonische Werk Hannover gGmbH wird das „Café Nachtlicht" in den Räumen des Kontaktladen Mecki anbieten, dass obdachlosen Menschen vom 1. November 2023 in der Zeit von 20.00 Uhr bis 6.00 Uhr zur Verfügung steht. Die Obdachlosenhilfe Hannover e.V. öffnet das „Café Mensch“ in der Podbielskistraße 102 am 01. November 2023 und das täglich von 19.00 Uhr bis 7.00 Uhr, montags, mittwochs und freitags bereits ab 17.00 Uhr im Rahmen der Essensausgabe. Das Café Nachtlicht nutzten in den letzten Wintern im Schnitt 45 Besucher*innen, es waren teilweise knapp 60 Personen vor Ort. Das Café Mensch der Obdachlosenhilfe wurde durchschnittlich von 60 bis 72 Personen über mehrere Stunden genutzt, hinzu kamen Besucher*innen, die sich nur sehr kurz dort aufgehalten haben.

Der Mecki-Laden wurde im Sommer um eine Kooperationsfläche vor dem Eingang erweitert, so dass sie als Aufenthaltsfläche für obdachlose Menschen im Rahmen der Öffnungszeiten nutzbar ist. Die Öffnungszeiten wurden ausgeweitet: zusätzlich zum Vormittag, auf 14.00 bis 18.00 Uhr. Dieses Angebot, das zugleich klare Nutzungsregeln beinhaltet, wird über den Oktober hinweg fortgeführt. So entsteht dort ein durchgängiges Angebot über den Tag, das den Menschen im Winter eine wichtige Anlaufstelle an einem für sie vertrauten Ort bietet. Zusätzlich wird die Straßensozialarbeit der Diakonie in Kooperation mit der Selbsthilfe für Wohnungslose e.V. ausgebaut und um neun Stunden aufgestockt.

Weitere Winternothilfemaßnahmen für Obdachlose in Hannover

Kältebusse

Auch im Winter 2023/2024 kooperieren die Kältebusse der Caritas, der Johanniter Unfallhilfe und der Malteser und fahren im Wechsel zu den Betroffenen an festgelegte Standorte. Es gibt eine warme Mahlzeit und medizinische Basisversorgung. Die Sozialarbeiter*innen und Ehrenamtlichen stehen als Ansprechpartner*innen zur Verfügung, leisten Beziehungsarbeit und vermitteln in das weiterführende Hilfesystem.

Kälteöffnungsangebot der Üstra

Die Üstra wird in diesem Jahr wieder die Übernachtung in der Station Kröpcke ab einer Außentemperatur unter drei Grad Celsius möglich machen. Je nach Bedarfslage werden weitere Angebote bei Extremwetterlagen abgestimmt.

Erreichbarkeit von Unterkünften und Notschlafstellen verbessern

Der Bereich „Soziale Hilfen in Wohnungslosigkeit“ stellt den Akteur*innen der Wohnungslosenhilfe Mittel für Fahrkarten zur Verfügung, die in besonderen Einzelfällen an obdachlose Menschen ausgegeben werden können. Hierfür werden Mittel aus dem Interventionsfonds zur Verfügung gestellt. Pro Partner*in können maximal 500 € beantragt werden. Gleichzeitig geben Mitarbeitende der städtischen Straßensozialarbeit Fahrkarten aus. Der Obdachlosenhilfe Hannover e.V. wurden zusätzlich für das „Café Mensch“ Mittel für Fahrkarten zur Verfügung gestellt.

Versorgung mit warmer Kleidung und Schlafsäcken

Über den Interventionsfonds sind weitere kleine Maßnahmen in Umsetzung, so haben u.a. die Heilsarmee und die Bahnhofsmission zusätzliche Mittel für die Beschaffung zur Verfügung gestellt bekommen, und die städtische Straßensozialarbeit unterstützt betroffene Menschen ebenfalls mit der Ausgabe warmer Kleidungsstücke oder Schlafsäcken.

In Extremwetterlagen Wochenendeinsatz der Straßensozialarbeit         

Bei Extremwetterlagen ist die städtische Straßensozialarbeit aus den Bereichen Wohnungs- und Suchthilfe gemeinsam auch am Wochenende tätig. Durch einen vorbereiteten Bereitschaftsdienst gehen die Straßensozialarbeiter*innen auf die Menschen zu, die sich dann noch im Freien aufhalten, um sie zur Wahrnehmung der Tages- und Übernachtungsangebote zu motivieren.

Öffnungszeiten Unterkünfte bei Extremwetter

Sollte es witterungsbedingt oder aus anderen Gründen zu einem Ausfall des ÖPNV Verkehrs kommen (v.a. Stadtbahnausfall) und so die Erreichbarkeit der Notschlafstellen nicht gewährleistet sein, wird die Stadt Hannover die städtischen Notunterbringungen für die Zeit des Ausfalls durchgehend öffnen.

Bei erstmaligen Erreichen von Temperaturen unter < 0° Grad Celsius werden die Öffnungszeiten der Notschlafstellen ausgeweitet auf 16:00 Uhr bis 10:00 Uhr.

Bei Erreichen von Temperaturen ab – 5 ° Grad Celsius bleiben die Notschlafstellen Wörthstr. 10, Langensalzastr. 17, Podbielskistr. 117 und Vinnhorster Weg 73A durchgehend geöffnet.

Hinweis

Alle Hilfsangebote für betroffene Menschen werden ab Anfang November 2023 fortlaufend mit detaillierten Informationen zu Öffnungszeiten und Anlaufstellen im Internet auf www.hannover.de bekannt gemacht, in den unterschiedlichen Beratungsstellen ausgehängt und durch die Straßensozialarbeit der Stadt Hannover im direkten Kontakt beworben.